Das nichtinvasive bildgebende Verfahren der optischen Kohärenztomographie, kurz OCT, eignet sich hervorragend dazu, den Aufbau und die Struktur organischer Gewebe zu untersuchen. In der Augenheilkunde gilt die OCT bereits als Goldstandard, im klinischen Alltag vieler anderer medizinischer Disziplinen fehlt allerdings noch das Know-Yhow zur Anwendung. Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie hat sich gemeinsam mit Partnern jetzt das Ziel gesetzt, weitere medizinische Anwendungsgebiete der OCT zu erschließen.
Abb.: Das Logo des Forschungsprojekts OCTmapp. (Bild: Fh.-IPT)
Die OCT erreicht Eindringtiefen im Gewebe von mehreren Millimetern bei einem Auflösungsvermögen bis in den Mikrometerbereich. Aktuelle OCT-Bildgebungssysteme basieren auf faseroptischen Konzepten und lassen sich damit leicht miniaturisieren. Ob sich die OCT für eine bestimmte Anwendung eignet, hängt von der Lichtdurchlässigkeit des jeweiligen Gewebes ab. Für jede Anwendung muss das Systemdesign individuell angepasst und die Technologie neu ausgelegt werden. Das auf kurzkohärenter Interferometrie mit infrarotem Licht basierende Verfahren bietet nicht nur eine hohe Qualität der Darstellung, sondern bewahrt den Patienten auch vor Strahlungsbelastungen und liefert sofortige Untersuchungsergebnisse.
In den kommenden Jahren könnte der Markt für OCT-Systeme daher vor allem in der minimalinvasiven Chirurgie und bei nichtinvasiven Anwendungen wachsen. Zurzeit werden meist einzelne OCT-Komponenten anwendungsunahängig entwickelt und optimiert. Das Fraunhofer-IPT hat sich zum Ziel gesetzt, die Technologie anwendungsspezifisch für neue medizinische Einsatzmöglichkeiten weiter zu entwickeln.
Ziel des Forschungsprojekts „Optical Coherence Tomography for New Medical Applications“, kurz OCTmapp, ist es, gemeinsam mit dem Institute for Advanced Biomedical Engineering and Science der Tokyo Women’s Medical University ein internationales Netzwerk und eine Forschungsstruktur zum Thema OCT für neue medizinische Anwendungen in Japan aufzubauen. Während der fünfjährigen Projektlaufzeit ermitteln die Partner aus Deutschland und Japan gemeinsam Maßnahmen, um eine sich finanziell selbsttragende deutsch-japanische Forschungseinrichtung hervorzubringen. Dafür werden in der ersten Projektphase ein gemeinsamer Entwicklungsplan und Forschungstrategien erarbeitet und vorbereitende Maßnahmen zur Strategieumsetzung eingeleitet – wie ein OCT-Innovation-Lab, in dem sich klinische Vorstudien durchführen lassen. Ab dem dritten Projektjahr, der zweiten Phase, wird die Forschungspräsenz institutionalisiert, die entwickelte Forschungsstrategie, der Technologietransfer und schutzrechtliche Verwertung von Neuentwicklungen umgesetzt. Während des letzten Projektjahrs soll die neue Forschungseinrichtung dann in den Regelbetrieb überführt werden. Das Projekt OCTmapp wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Fh.-IPT / RK