03.05.2018

Dynamik der Zwergdünen

Schlüssiges Modell für die Entstehung seltener Megarippel-Strukturen im Wüstensand.

Bläst der Wind Sandkörner durch die Wüste, entstehen zentimeter­kleine Rippel und gewaltige Dünen. Wie es zur Entstehung von Megarippeln zwischen diesen beiden Extremen kommt, war bislang ungeklärt. Wissen­schaftler der Universität Leipzig und der Ben-Gurion University of the Negev in Israel haben das in gemein­samen Forschungen heraus­gefunden. Sie konnten auch klären, wie man aus der Struktur und Dynamik von Megarippeln und verwandten Forma­tionen auf dem Mars Rückschlüsse auf die Klima­geschichte ziehen kann.

Abb.: Wüstensand kann drei verschiedene Strukturen ausbilden: Rippel, Megarippel und große Dünen. (Bild: H. Yizhaq)

Sandwüsten sind alles andere als glatt. Ähnlich wie auf Wasserober­flächen erzeugen turbulente Winde kleine Rippel und deutlich größere Wellen, die Dünen. Einem internationalen Team von Geomor­phologen und Physikern ist es nun gelungen, den Mechanismus einer dritten Klasse von Sandwellen zu klären. „Diese eigen­tümlichen Megarippel, die aussehen wie große Rippel, entzogen sich bisher hartnäckig allen Erklärungs­versuchen und sogar einer syste­matischen phänomeno­logischen Charak­terisierung“, sagt Klaus Kroy vom Institut für Theo­retische Physik der Univer­sität Leipzig. Erst eine grund­sätzlich neue Betrachtungs­weise, die die vermeint­lichen Riesen­rippel als Minidünen inter­pretiert, bringe nun Ordnung in die Daten und eröffne neue Möglich­keiten für geomor­phologische Analysen und Anwen­dungen in der Ferner­kundung. „Mit diesem Schlüssel könnte es nun auch gelingen, die in diese Sandforma­tionen einge­schriebene Klima­geschichte zu entziffern“, erklärt Kroy.

Die Hinter­gründe werden verständ­lich, wenn man die Besonder­heiten der Entstehung der Mega­rippel genauer unter die Lupe nimmt: Turbulenter Wind erzeugt nicht nur Wellen im Sand, sondern sortiert zugleich auch dessen Körner nach ihrer Größe. Feine Körnchen fliegen weiter, gröbere bleiben zurück. Daher enthalten gewöhn­liche Dünen, deren Sand über viele Kilometer vom Wind trans­portiert wurde, normaler­weise fast nur Sandkörner iden­tischer Größe. Dagegen finden sich in Mega­rippeln sehr unter­schiedliche Korngrößen. Besonders in Erosions­phasen werden die feinen Körner schnell abge­tragen, und die gröberen sammeln sich allmäh­lich an der Ober­fläche des Sandbettes. Dann setzt ein spezieller Transport­vorgang ein: Einschläge hoch­fliegender feiner Sand­körnchen können die gröberen Körner in winzigen Schritten vorwärts treiben. Deren drastisch verrin­gerte Sprung­länge bedingt aber eine gleicher­maßen redu­zierte Größe der ent­stehenden Dünen. Es entstehen Mini­dünen.

Die Wissen­schaftler belegen die neue Inter­pretation von Megarippeln als grob­körnige Zwerg­dünen auch durch markante morpho­logische und dyna­mische Ähnlich­keiten von Mega­rippeln und normalen Sanddünen. Diese waren offenbar wegen des enormen Größen­unterschieds bislang niemandem aufgefallen. „Eine wichtige Schluss­folgerung aus unserer Arbeit ist, dass Megarippel außer­ordentlich sensibel auf Schwankungen der vor­liegenden Korngrößen­verteilung und der vorherr­schenden Windstärke reagieren“, erläutert Marc Lämmel. Das erkläre, warum Mega­rippel bei schwachem Wind nicht wachsen und durch Stürme schnell abgetragen werden. Was bisher nur als Hindernis für syste­matische Feld­studien galt, erweise sich nun als interes­sante Eigen­schaft: Megarippel sind daher vorzüg­liche Archive vergan­gener Segre­gations- und Wachstums­phasen. „Ähnlich wie Jahres­ringe von Bäumen müsste die Schichtung der Körner beispiels­weise in verstei­nerten oder extra­terrestrischen Megarippeln Klima­geschichte erzählen. Die voll­ständige Entzifferung der Sprache des Sandes dürfte zwar noch etwas Mühe bereiten, aber schon der nächste Strand­aufenthalt bietet eine gute Gelegen­heit, damit anzu­fangen“, sagt Kroy.

U. Leipzig / JOL

Veranstaltung

Spektral vernetzt zur Quantum Photonics in Erfurt

Spektral vernetzt zur Quantum Photonics in Erfurt

Die neue Kongressmesse für Quanten- und Photonik-Technologien bringt vom 13. bis 14. Mai 2025 internationale Spitzenforschung, Industrieakteure und Entscheidungsträger in der Messe Erfurt zusammen

Jobbörse

Physik Jobbörse in Regensburg
Eine Kooperation von Wiley und der DPG

Physik Jobbörse in Regensburg

Regensburg, 18.-20.03.2025
Die Präsentationen dauern jeweils eine Stunde, am Ende der Veranstaltung ist Zeit für Q&A eingeplant.

Meist gelesen

Themen