11.10.2004

EADS im Steigflug

Fünf Jahre nach der Fusionsankündigung ist der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS im Steigflug.


 

München (dpa) - Fünf Jahre nach der spektakulären Fusionsankündigung ist der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS im Steigflug. Die Flugzeugbau-Tochter Airbus hat ihren amerikanischen Kontrahenten Boeing bei der Zahl der Verkäufe überholt, auch andere Geschäftsbereiche wie die Helikopter-Sparte haben gut gefüllte Auftragsbücher und mit ihren Aktivitäten in wichtigen Wachstumsmärkten wie den USA, China oder Russland wächst EADS zunehmend in die Rolle des globalen Spielers hinein. «Der Firmenzusammenschluss war richtig und wurde so gemanaget, dass er zum Erfolg geworden ist», bilanziert EADS-Co-Chef Rainer Hertrich zufrieden. Inzwischen ist EADS nach Boeing der zweitgrößte Luft- und Raumfahrtkonzern der Welt.

Am 14. Oktober 1999 hatten die DaimlerChrysler-Tochter Dasa und die französische Aerospatiale Matra in einem Überraschungscoup ihre Vereinigung angekündigt, die Fusion war im Jahr darauf unter Dach und Fach. Auch für Hertrich überschlugen sich damals die Ereignisse. So traf er selbst erst an jenem Tag erstmals mit seinem künftigen Co-Chef Philippe Camus in Straßburg zusammen. Kurz nach der französisch- deutschen Firmen-Verlobung kam auch der damals noch staatliche spanische Flugzeugbauer Casa hinzu.

Die Integration der europäischen Mitgliedsunternehmen verlief seither, verglichen etwa mit amerikanischen Konkurrenten wie Boeing oder Lockheed Martin, weitgehend reibungslos, wenngleich sie auch mit schmerzlichen Schritten - etwa dem Abbau von rund 3000 Arbeitsplätzen in der Raumfahrt-Sparte - verbunden war. Dazu habe auch ein relativ großer Freiraum für die einzelnen Geschäftseinheiten beigetragen, ist Hertrich überzeugt. Vor allem die Franzosen blieben dabei stets ein mächtiger Partner. «Wir haben die nationalen Marken erhalten und gesagt: Behaltet Eure Stärken und Besonderheiten.»

Vertreter der Beschäftigten sehen allerdings noch Nachholbedarf bei der Integration, wenn es beispielsweise um arbeits- oder steuerrechtliche Regelungen geht. «Der Weg zu einer echten Gemeinschaft in Europa ist noch lang, die nationalen Interessen sind noch sehr stark», sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende am EADS-Standort Ottobrunn, Peter Böning. Ins Gewicht falle dies beispielsweise, wenn Mitarbeiter über Ländergrenzen hinweg versetzt würden. Der Konzern sei derzeit insgesamt ordentlich aufgestellt.

Für dieses Jahr hatte die EADS ihre Umsatzprognose auf 31 Milliarden Euro angehoben, mittelfristig sind rund 40 Milliarden Euro angepeilt. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Firmenwertabschreibungen und Sonderposten (EBIT) soll 2004 von 1,54 auf 2,1 Milliarden Euro zulegen. Dabei setzen die Europäer vor allem auf die wiedererstarkende Luftfahrt-Industrie: «Wir gehen von sehr starken Zuwachsraten im weltweiten Luftverkehr aus und sehen für Airbus im kommenden Jahr ein Plus von zehn Prozent bei den Auslieferungen», sagt Hertrich. Für dieses Jahr plant der Konzern mit bis zu 320 Maschinen, bei Boeing sind es 285 Flugzeuge.

Aber auch in den USA haben die Europäer - aktuellen Entwicklungen wie dem Streit um Subventionen bei Boeing und Airbus zum Trotz - noch viel vor. Ohnehin erwartet Hertrich von dem neuen Handelskonflikt vor der Welthandelsorganisation keine kurzfristigen Auswirkungen und gibt sich bei dem Thema gelassen. Erst Mitte der Woche hatte EADS die Übernahme des Rüstungsunternehmens Racal Instruments bekannt gegeben. Künftig könnten weitere Schritte in diese Richtung folgen. «Es gibt eine ganze Reihe interessanter Objekte, die zu uns passen würden», sagt Hertrich. Wenn die Zeit reif sei, fasse man entsprechende Schritte ins Auge, «wir sehen uns da aber nicht unter Druck.»

Als größte Baustelle sieht der EADS-Co-Chef derzeit die krisengebeutelte Raumfahrtsparte, die in diesem Jahr erstmals wieder eine schwarze Null schreiben und 2005 weitere Forstschritte machen soll. «Hier bereitet uns große Sorgen, dass wir im deutschen nationalen Raumfahrt-Titel, der die Vorleistungen für neue europäische Programme erbringen muss, über die letzten zehn bis 15 Jahren ständige Erosionen erleben.» Im internationalen Wettbewerb verliere Deutschland damit zunehmend den Anschluss. «Wir müssen die Raumfahrt-Sparte profitabel machen. Hier haben wir sicherlich noch nicht alle Hausaufgaben gemacht», sagt Hertrich. Für die Branche in Deutschland erwartet er eine weitere Konsolidierung.

Christine Schultze, dpa

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