Effizienteres Stromnetz mit neuen Reglern
Optimierter Netzregler misst den Stromfluss und steuert bei Bedarf gegen.
Bis 2050 soll die Stromversorgung in Deutschland zu achtzig Prozent aus erneuerbaren Energien stammen – das sieht der Plan der Bundesregierung vor. Ein großer Teil davon wird in Niederspannungsnetze eingespeist, um Haushalte mit Energie zu versorgen. Allerdings könnte es in naher Zukunft durch die Zunahme von Elektroautos zu einer Überlastung dieser Netze kommen. Zusammen mit Industriepartnern hat Ingenieur Stefan Lang an der Technischen Universität Kaiserslautern einen Netzregler entwickelt, der den Stromfluss misst und gegensteuert, wenn sich der Bedarf in verschiedenen Leitungen ändert. Die Technik ist kostengünstig und kann einfach in vorhandene Niederspannungsnetze eingebaut werden.
Abb.: Mit neuen Reglern können die Stromnetze auf Niederspannungsebene nachhaltig stabilisiert werden. (Bild: Lang, TUK)
Der Strom aus unseren Steckdosen kommt zum Großteil aus Niederspannungsnetzen. „Sie machen rund 65 Prozent des insgesamt 1,8 Millionen Kilometer langen Stromnetzes in Deutschland aus“, sagt Stefan Lang. Für diese Netze gilt: Die Spannung darf einen bestimmten Wert nicht überschreiten, da ansonsten Geräte wie Computer oder Kaffeemaschinen Schaden nehmen können. „Hinzu kommt die thermische Belastung, zu der es kommen kann, wenn zu viel Strom fließt“, fährt er fort. In der Folge könnten Stromleitungen überlastet werden, schlimmsten Falls Schaden nehmen und somit der Stromfluss zum Erliegen kommen. Und immer mehr Strom in Niederspannungsnetzen stammt von Photovoltaikanlagen, die ihren Strom jedoch nur tagsüber einspeisen können, wenn er produziert wird. Durch Elektroautos könnte der Bedarf jedoch in den kommenden Jahren deutlich steigen, vor allem in der zweiten Tageshälfte, wenn Autobesitzer ihre Wagen zu Hause am Netz aufladen. „Für die Stromnetze stellt dies eine zusätzliche Belastung dar“, sagt Lang. „Bislang gab es für diese Szenarien noch keine Lösungen.“
An einer solchen hat der Ingenieur im Rahmen seiner Promotion gearbeitet. Im Fokus standen dabei vermaschte Netze, bei denen der Strom ringförmig fließt und Netzwerkknoten miteinander verbunden sind. Sie versorgen unter anderem Wohngebiete mit Strom. Gemeinsam mit Partnern aus der Industrie hat Lang einen Netzregler entwickelt, der die Stromverteilung automatisch im Blick hat. „An verschiedenen Punkten misst der Regler den Strom in den verschiedenen Leitungen“, erklärt der Ingenieur die Technik. „Er ermittelt, wie viel Strom in welchen Leitungen fließt, regelt den Stromfluss und steuert gegen, wenn zum Beispiel in einer Leitung mehr Strom fließt, als diese führen darf.“
Das Besondere dabei: Es kommt konventionelle Transformatortechnik zum Einsatz, die sich leicht in vorhandene Verteilerschränke einbauen lässt. Gemeinsam mit dem Energietechnikunternehmen Walcher hat Lang einen Prototypen gebaut und ihn auf dem Kaiserslauterer Campus getestet. Auch einen ersten Einsatz in einem Stromnetz in der Nähe von Landau hat die Technik erfolgreich absolviert.
TUK / JOL