Ein Besen aus Licht soll Farblaser billiger machen
Mit einem Besen aus Licht lassen sich bestimmte Materialien, die in grünen Lasern zum Einsatz kommen, effektiv und vor allem preiswerter als bisher möglich reinigen
Mit einem Besen aus Licht lassen sich bestimmte Materialien, die in grünen Lasern zum Einsatz kommen, effektiv und vor allem preiswerter als bisher möglich reinigen. Ersonnen wurde die neue Methode von Physikern der Universität Bonn. Mit ihr lassen sich beispielsweise bestimmte Farblaser weit preiswerter als bislang herstellen.
Abb.: In diesem Lithiumniobat-Plättchen ist der gereinigte Bereich deutlich als helle Linie zu erkennen. Zu Demonstrationszwecken wurde der Kristall zuvor absichtlich verunreinigt. (Bild: Frank Luerweg, Universität Bonn)
Was Silizium für die Entwickler von Computerchips, ist für Laserphysiker eine Substanz namens Lithiumniobat. Diese Stellung verdanken die durchsichtigen Kristalle vor allem einer schönen Eigenschaft: Sie können die Farbe von Laserlicht verändern. Dazu müssen sie allerdings ausreichend sauber sein. Und diese Reinigung war bislang ein schwieriges und teures Unterfangen.
Es sind vor allem durch Licht umverteilbare Elektronen im Lithiumniobat, die die Farbumwandlung behindern. Sie zerstreuen das eingestrahlte Laserlicht und verringern so die Ausbeute. Die Forscher um den Bonner Physiker Karsten Buse konnten diese freien Elektronen nun mit einem Besen aus Licht aus dem Kristall kehren.
Dazu bewegten die Forscher das Lithiumniobat durch einen schmalen, sehr intensiven Lichtstrahl. "Dieser Lichtstrahl regt die störenden Elektronen im Material an und erzeugt einen gerichteten Strom", erläutert Michael Kösters, der auf diesem Gebiet an seiner Doktorarbeit arbeitet. "Die Elektronen werden vom Lichtstrahl auf eine Seite des Kristalls gebürstet und häufen sich dort an."
Bei Raumtemperatur käme der Prozess bald zum Erliegen, da sich die Elektronen gegenseitig abstoßen. Irgendwann könnte der Lichtbesen gegen diesen elektrostatischen Effekt nichts mehr ausrichten. "Wir haben den Kristall daher auf 180 Grad erhitzt", sagt Kösters Kollege Daniel Haertle. "Bei diesen Temperaturen werden positiv geladene Teilchen - meist Wasserstoff- und Lithium-Ionen - im Lithiumniobat beweglich. Sie wandern mit den Elektronen mit und kompensieren deren negative Ladung."
Die Forscher konnten die Zahl der störenden Elektronen so unter die Nachweisgrenze senken. "Wir können das Material auf diese Weise theoretisch komplett sauber bekommen", sagt Professor Buse. Der Inhaber des Heinrich-Hertz-Stiftungslehrstuhls der Deutschen Telekom hat das Verfahren inzwischen zum Patent angemeldet und an einen der weltgrößten Hersteller von Lithiumniobat lizensiert.
Und wozu der Aufwand? "Anders als für Rot und Blau, gibt es bislang keinen vernünftigen grünen Halbleiterlaser", sagt Buse. Was es aber gibt, sind kostengünstige Infrarotlaser. Und hier kommt das Lithiumniobat ins Spiel: Wenn ein derartiger Kristall mit intensivem infrarotem Laserlicht bestrahlt wird, beginnen die Elektronen in ihm zu schwingen. Dabei entstehen wie bei einer zu stark gezupften Gitarrenseite "Obertöne". Diese haben eine höhere Frequenz und damit eine andere Farbe: Aus Infrarot wird Grün. Das Lithiumniobat muss aber robust genug für die hohen Lichtintensitäten sein.
Grüne Laser sind beispielsweise für medizinische und biologische Anwendungen wichtig. Die Hauptinteressenten sitzen jedoch in der Unterhaltungsindustrie. Denn mit farbigen Lasern lassen sich beispielsweise winzig kleine kostengünstige Mini-Beamer herstellen, die sich etwa in Handys oder Digitalkameras einbauen ließen. Erste Prototypen derartiger Laser-Projektoren gibt es bereits.
Konkurrenz erwächst ihnen durch die so genannten LED-Beamer, die bereits am Markt erhältlich sind. Doch Laser bieten verschiedene Vorteile. So erlauben sie einerseits eine weitere Miniaturisierung. "Die gesamten optischen Komponenten eines Mini-Laserprojektors sind kleiner als ein Stück Würfelzucker", erklärt Karsten Buse. "Außerdem muss man Laserprojektoren nicht fokussieren. Ihr Bild ist immer gestochen scharf - selbst wenn man es auf gewölbte Oberflächen wirft."
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
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