Ein großes Jahr für die Raumfahrt
2006 war ein prächtiges Raumfahrtjahr - für die Europäer, die US- Raumfahrtbehörde NASA und für die Raumstation ISS als Außenposten der Erde im Weltall.
Ein großes Jahr für Thomas Reiter und die internationale Raumfahrt
Washington (dpa) - 2006 war ein großes Jahr für den deutschen Astronauten Thomas Reiter und die internationale Raumfahrt. Fünf Jahre hatte sich der 48-Jährige auf seinen knapp halbjährigen Arbeitseinsatz auf der ISS vorbereitet. Am Ende vergingen die 171 Tage für ihn wirklich wie im Fluge. Nach seiner sicheren Rückkehr zur Erde unmittelbar vor dem Weihnachtsfest bekannte der ESA-Astronaut: «Ich habe jede Sekunde genossen.»
2006 menschelte es richtig in der Raumfahrt. Die US-Unternehmerin Anousheh Ansari (40) erfüllte sich als erste Weltraumtouristin für rund 20 Millionen Dollar (15,2 Millionen Euro) den Traum, einmal ins Weltall zu fliegen. Der gebürtigen Iranerin gefiel es dann so gut auf der ISS, dass sie gar nicht mehr zurück wollte. «Am liebsten hätte ich mich da oben versteckt», sagte sie nach der Landung mit einer Sojus-Kapsel Ende September. Von 2011 an will der russische Raumfahrt-Konzern Energija Touristen mit einem Sojus-Raumschiff sogar um den Mond kreisen lassen. Mit 78 Millionen Euro wird der Spaß aber selbst für die Vermögenden richtig teuer.
2006 war ein prächtiges Raumfahrtjahr - für die Europäer, die US- Raumfahrtbehörde NASA und für die Raumstation ISS als Außenposten der Erde im Weltall. Die amerikanischen Raumfähren haben drei Jahre nach dem tödlichen Unglück der «Columbia» den lang ersehnten Ausbau der ISS mit zwei Transportflügen fortgesetzt. Nachdem ein Paar neuer, golden glänzender Sonnensegel gesetzt und die Raumstation von außen völlig neu verkabelt wurde, ist die ISS jetzt zur Hälfte fertig. Mit Reiter arbeiteten erstmals wieder drei Astronauten ständig im All.
Und weil die NASA ihre technischen Probleme mit dem Außentank der Space-Shuttle offensichtlich in den Griff bekommen hat, gibt es neue Hoffnung für das alternde Weltraumteleskop «Hubble». NASA-Direktor Michael Griffin kündigte Ende Oktober an, frühestens im Mai 2008 sieben Astronauten zu einer Notreparatur zu dem 600 Kilometer über der Erde kreisenden Teleskop zu schicken.
Das zurückliegende Raumfahrtjahr begann gleich im Januar mit einem Kracher. Die US-Raumsonde «Stardust» brachte erstmals Staub von einem Kometen zurück zur Erde. Die Proben aus der Gas- und Gesteinswolke des Kometen Wild 2 enthalten jene Grundbausteine, aus denen vor 4,5 Milliarden Jahren unser Sonnensystem einschließlich der Erde entstanden ist.
2006 rückten die Raumfahrtzentralen der Europäer und der USA wieder den Nachbarplaneten auf die Pelle. Die ESA schickte mit der «Venus Express» ihre erste Sonde zur lebensfeindlichen Venus. Eine NASA-Sonde fand auf dem Mars Hinweise auf flüssiges Wasser - eine Bedingung für mögliches Leben. Und dann gibt es auf dem roten Planeten noch zwei kleine Roboter mit schier nicht enden wollender Energie: Drei Monate sollten «Spirit» und «Opportunity» eigentlich nur über den Mars rumpeln, jetzt sind die beiden Roboterautos schon mehr als 1000 Tage unterwegs. Die zur Erde gefunkten Panorama-Bilder in Farbe vom Victoria-Krater sind bei der NASA auf den ersten Platz der Top-Ten-Liste von bislang 160 000 Fotos der Roboter gerückt.
Anfang des Jahres machte sich eine US-Raumsonde auf den Weg zum Rand des Sonnensystems. In neuneinhalb Jahren soll «New Horizons» den Eiszwerg Pluto erreichen. Der Winzling aus Eis und Gestein wird mit einem Embryo aus den Tagen der Planetenbildung verglichen und ist ein weitgehend unbeschriebenes Blatt.
Zum Abschluss des Raumfahrtjahres wurde nach Weihnachten der europäische Satellit «Corot» ins All geschossen. Der Satellit wird rund 900 Kilometer über der Erde kreisen und nach erdähnlichen Gesteinsplaneten außerhalb unseres Sonnensystems spähen.
Von Hans Dahne, dpa