02.03.2018

Ein Kreisel aus Licht

Neues Verfahren zur Charakterisierung extrem kurzer Licht­pulse.

Extrem kurze Pulse zirkular polarisierter Lichtwellen eignen sich hervor­ragend, um Materi­alien zu unter­suchen. Mit heutigen Methoden lassen sich solche Pulse zwar her­stellen. Noch sind die Methoden aber an der Grenze des tech­nisch Mach­baren und die produ­zierten Licht­pulse zeigen nicht immer die erwünsch­ten Eigen­schaften. Ein neues Ver­fahren ermög­licht es, solche Licht­pulse mit großer Präzi­sion zu charak­teri­sieren.

Abb.: Als Sprinkler dient der kurze Puls (blau), der nur etwa 10-16 Sekunden dauert und dessen elek­trisches Feld sogar noch schneller rotiert. Als Wind dient ein linear polari­siertes und präzise kontrol­liertes Infrarot-Laser­feld (rot). Das Gras ist die gemessene Photo­elek­tronen-Winkel­ver­teilung (grün). Die Asymme­trie im Letz­teren erlaubt erst­malig, die Eigen­schaften der ultra­kurzen Pulse zu rekon­stru­ieren. (Bild: F. Morales & A. Jimenez-Galan, MBI)

Die interessanten Prozesse in Materie, die man durch Bestrah­lung mit Licht­pulsen unter­suchen will, sind außer­ordent­lich kurz. Dem­ent­spre­chend kurz, im Bereich von etwa hundert Atto­sekunden, müssen daher auch die Licht­pulse sein. In diesem Zeit­raum voll­führt eine Licht­welle nur wenige Drehungen. Wenn man solche ultra­kurzen Pulse mit neu­artigen Laser­ver­fahren her­stellt, kann es pas­sieren, dass die Licht­wellen nicht richtig rotieren.

Die Idee hinter dem neuen Verfahren: Man bestrahlt einen Körper mit einem extrem kurzen, hoch­energe­tischen und zirkular polari­sierten Licht­puls, wobei dieser Puls absor­biert wird und ein Elektron aus dem Körper heraus­schlägt. Dieses Elektron trägt dann einer­seits Infor­ma­tionen über die Licht­welle in sich und kann anderer­seits Auf­schluss über die Eigen­schaften des unter­suchten Körpers geben. Da die Licht­pulse zirkular polari­siert sind, voll­führen auch die heraus­ge­schla­genen Elek­tronen Drehungen.

„Man kann die herausgeschlagenen Elektronen mit einem einarmigen Sprinkler ver­gleichen, der sich ent­weder dreht wie gewünscht oder immer wieder ins Stottern kommt und sogar seine Dreh­rich­tung ändert“, sagt Misha Ivanov vom Max-Born-Institut für nicht­lineare Optik und Kurz­zeit­spektro­skopie. Wenn der Sprinkler aber eine Weile läuft, macht er den Rasen um ihn kreis­förmig nass – unab­hängig davon, ob er gleich­mäßig rotiert oder nicht. Um heraus­zu­finden, ob sich der Sprinkler exakt in die gewünschte Rich­tung dreht, reicht es also nicht aus, ein­fach den Rasen zu betrachten. „Wenn aber zusätz­lich ein böiger Wind weht, können wir unter­scheiden, ob sich der Sprinkler gleich­mäßig oder unregel­mäßig dreht“, so Ivanov. Wenn etwa jedes Mal abwech­selnd ein Wind­toß von links oder rechts erfolgt, wenn sich der Arm des Sprinklers links oder rechts befindet, dann wird der Rasen nicht kreis­förmig nass, sondern eine diago­nale Ellipse auf­weisen. Ein völlig irregulär rotie­render Sprinkler würde eine in die Wind­rich­tung aus­ge­rich­tete Ellipse auf den Rasen zaubern, während ein regulär rotie­render Sprinkler eine schiefe Ellipse zeigen würde.

Als Wind dient den Forschern dabei ein Infrarot-Laserpuls, dessen Schwin­gungen genau mit den ultra­kurzen Pulsen synchro­ni­siert sind. Die Infrarot-Strahlung beschleunigt das Elektron entweder nach links oder rechts – genau wie der Wind die Wasser­tropfen. „Mit einer Messung an den Elek­tronen können wir dann nach­weisen, ob der Licht­puls die gewünschte gleich­mäßige Rota­tion besessen hat oder nicht“, sagt Álvaro Jiménez-Galán vom Max-Born-Institut für nicht­lineare Optik und Kurz­zeit­spektro­skopie. „Mit unserer Methode ist es mög­lich, die Eigen­schaften der ultra­kurzen Licht­pulse mit bis­lang nicht erreichter Präzi­sion zu ermitteln.“ Und wenn die Licht­pulse erst einmal scharf bestimmt sind, lässt sich umso genauer die Infor­ma­tion des Elektrons über seinen Herkunfts­ort im Innern exo­tischer Materi­alien heraus­lesen.

Das ist insbesondere zur Untersuchung an einer ganzen Reihe neu­artiger Materi­alien von Bedeutung. Dazu zählen Supra­leiter und topo­lo­gische Materi­alien. Diese Materi­alien könnten in einem Quanten­computer zum Einsatz kommen oder besonders schnelle und energie­effi­ziente Pro­zes­soren und Speicher­chips in normalen Computern und Smart­phones möglich machen. Das neue Sprinkler-Ver­fahren exis­tiert zwar vorerst nur in der Theorie, sollte sich aber schon in naher Zukunft um­setzen lassen. „Unsere Vor­gaben ent­sprechen dem heutigen Stand der Technik, des­halb steht einer baldigen Reali­sie­rung im Labor nichts ent­gegen“, meint Ivanov.

FV Berlin / RK

ContentAd

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Die HiPace 10 Neo ist ein effizienter, kompakter Allrounder für den Prüfalltag, der geräuscharm und besonders energieeffizient ist.

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Meist gelesen

Themen