25.11.2024

Ein Nest für Drohnen

Im DroneHub nahe Zürich werden Drohnen und Roboter der nächsten Generation getestet.

Die Welt steht vor großen ökologischen Heraus­forderungen, die komplexe Anforderungen an die Infrastruktur und an natürliche Ökosysteme stellen. Zur Bewältigung dieser Probleme werden praxisnahe Lösungen benötigt, die bereits validiert sind und regelmässig überprüft werden. Die Robotik kann hierbei eine entscheidende Rolle spielen. Der neue „DroneHub“ im Forschungs- und Innovations­gebäude „Nest“ der Empa bietet eine einzigartige Umgebung, in der Forschende neuartige Drohnen und Roboter­technologien testen und weiterentwickeln können. Diese sollen in der Lage sein, sich autonom in der freien Natur zu bewegen, vielfältige Daten zu sammeln und in der bebauten Umwelt allfällige Schäden zu erkennen und selbständig zu reparieren.

Abb.: Im DroneHub im NEST-Gebäude der Empa werden Drohnen und Roboter der...
Abb.: Im DroneHub im NEST-Gebäude der Empa werden Drohnen und Roboter der nächsten Generation entwickelt und getestet.
Quelle: ROK Architects / Empa

Die in Zusammenarbeit mit dem Imperial College London entwickelte Nest-Unit wird geleitet von Mirko Kovac. In Zukunft wird der „DroneHub“ eine Schlüssel­einrichtung für die weitere Partnerschaft mit dem Imperial College London sein. Der „DroneHub“ wurde so konzipiert, dass er eine Vielzahl flexibler Testumgebungen bietet, welche die Validierung von lebensechten Robotern für die Reparatur von Infrastrukturen, die Umwelt­überwachung und das autonome Ökosystem­management ermöglichen. „Diese nächste Generation von Drohnen könnte sowohl die Themen Wartungs-, Inspektions- und Reparatur­arbeiten in der gebauten Umwelt völlig neu definieren als auch kritische Aufgaben beim Schutz der biologischen Vielfalt und bei der Abschwächung des Klimawandels übernehmen. Gleichzeitig können wir so das Risiko für den Menschen und die Betriebskosten senken“, sagt Mirko Kovac. 

„Unsere Vision ist es, Drohnen zu befähigen, als eine Art Immunsystem für die Umwelt zu agieren, also eines, das in der Lage ist, hochpräzise Aufgaben wie die Reparatur von Schäden an Bauwerken oder in der Umweltsanierung autonom durch­zuführen“, so Kovac. Der „DroneHub“ zeichnet sich durch drei innovative Elemente aus: einen vertikalen Bereich für die additive Fertigung aus der Luft, an der die Reparatur­fähigkeiten von Drohnen an Infra­strukturen getestet werden; eine Biosphäre für die ökologische Langzeit­forschung und eine Gebäude­fassade, an der getestet wird, wie Drohnen in unsere Gebäude integriert werden können, um als dessen Immunsystem zu fungieren.

Der vertikale, offene Bereich ermöglicht einen Einblick in die Zukunft der additiven Fertigung aus der Luft. Im Zentrum steht eine Wand mit austauschbaren Oberflächen­elementen, an denen Drohnen Reparatur­arbeiten mit modernster 3D-Druck­technologie direkt aus der Luft ausführen können. Gleichzeitig erlaubt der Aufbau eine präzise Analyse und Optimierung der eingesetzten Druckverfahren. Ein besonderes Merkmal: Dieser Bereich befindet sich im Freien innerhalb einer Gebäudestruktur. Diese einzigartige Konstellation erlaubt es, die Leistungs­fähigkeit der Drohnensysteme unter realen Bedingungen wie Wind, Wetter und den daraus entstehenden Turbulenzen zu testen. Die Drohnen können dabei in verschiedenen Höhen und Abständen zur Oberfläche arbeiten – ein wichtiger Schritt, um ihre Funk­tionalität und Zuver­lässigkeit in realitätsnahen Szenarien zu validieren.

Die Biosphäre im „DroneHub“ – ebenfalls im Freien – ermöglicht es den Robotern, selbständig mit der Natur zu interagieren und gleichzeitig neue biologisch abbaubare Materialien zu testen. Die neuartigen, von der Natur inspirierten Roboter können Hindernissen ausweichen, auf Bäume klettern oder am Stamm andocken, um mit Hilfe fort­schrittlicher Sensoren wichtige Daten aus der Natur zu sammeln. Dabei liegt der Fokus auf Roboter aus biologisch abbaubaren Materialien, die daraufhin getestet werden, wie sie sich im Laufe der Zeit zersetzen. So wird sichergestellt, dass diese Roboter nach Erfüllung ihrer Aufgaben die Umwelt nicht belasten. Darüber hinaus wird ein Teil der Biosphäre als Gewächshaus genutzt, um Bio-Hybrid-Roboter zu züchten – Roboter, die lebende Pflanzen oder andere organische Materialien mit Roboter­technik kombinieren, um neue Synergien zwischen Technologie und Natur zu erforschen.

Die Fassade zeigt, wie die Roboter in Gebäude integriert werden können und dabei als eine Art Immunsystem agieren. Sie erfassen autonom Daten, interagieren mit der Gebäude­struktur und den Menschen und tragen so zur Sicherheit und Effizienz zukünftiger Bauwerke bei. Die modular aufgebaute Fassade erlaubt den Austausch von Komponenten und schafft Raum für neue Innovationen, die das Zusammen­spiel von Robotern, Gebäuden und deren Bewohnern optimieren.

Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Gefahren­abwehr, bei der Drohnen, wie etwa Feuerdrohnen, bei einem Brand, kritische Aufgaben übernehmen können, die für Menschen zu riskant sind. So entwickeln die Forscher Technologien, die Drohnen und Roboter befähigen, eng mit Menschen zusammen­zuarbeiten und das tägliche Leben sicherer, effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Der „DroneHub“ spielt eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung nachhaltiger Robotik-Systeme, die im Einklang mit der Natur arbeiten. Durch Tests in dynamischen Umgebungen, die reale Ökosysteme und Infra­strukturen simulieren, soll der „DroneHub“ das Verständnis für autonome, umwelt­freundliche Technologien fördern.

Empa / JOL

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