18.09.2012

Ein Neubau in hundert Jahren

Mit dem feierlich eingeweihten Klaus-Tschira-Gebäude erhält das Physikalische Institut der Universität Heidelberg seinen lang ersehnten Neubau.

„Alle hundert Jahre einen Neubau“, mit diesen Worten unterstrich André Schöning, der geschäftsführende Direktor des Heidelberger Physikalischen Institutes, die Bedeutung des Klaus-Tschira-Gebäudes, das am 17. September mit einem Festakt offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde. 1912 war die Heidelberger Physik in das traditionsreiche Gebäude am Philosophenweg gezogen, das für den Nobelpreisträger Philipp Lenard erbaut worden war. Seine Nachfolger, darunter Walter Bothe, Hans Kopfermann und Otto Haxel, bauten das Institut zu einem international anerkannten Zentrum für Atom-, Kern- und Teilchenphysik aus.

Nun werden die Arbeitsgruppen aus diesen und weiteren Gebieten wie der komplexen Quantenphysik eine neue Heimstatt im Gebäudekomplex auf dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Campus im Neuenheimer Feld finden. Mit einem Bauvolumen von rund 29 Millionen Euro konnte das Gebäude wie geplant nach knapp dreijähriger Bauzeit fertiggestellt werden. Neben dem Bund und dem Land Baden-Württemberg beteiligt sich die Klaus-Tschira-Stiftung mit drei Millionen Euro an der Finanzierung des Bauprojekts. Das Gebäude trägt daher den Namen des Stifters Klaus Tschira.

Das Klaus-Tschira-Gebäude der Heidelberger Physik wurde im März 2012 fertiggestellt. (Foto: A. Pawlak)

Der Neubau umfasst eine Nutzfläche von rund 7200 Quadratmetern für rund 260 Wissenschaftler und Mitarbeiter. Das viergeschossige Institutsgebäude bietet Platz für Labore, Arbeitsräume, Praktikumsplätze, Büros, Handbibliothek sowie Aufenthaltsbereiche und wird ergänzt durch Werkstätten, die in einem zweigeschossigen Erweiterungsbau untergebracht werden. Vom neuen Infrastrukturansatz sollen vor allem die wissenschaftlichen Nachwuchsgruppen und die Graduiertenschule „Fundamental Physics of the Universe“ profitieren. Für ihre Arbeiten sowie ihre räumliche Verflechtung sind im „Klaus-Tschira-Gebäude“ eigene Flächen vorgesehen. Synergieeffekte soll die bauliche Verbindung zum benachbarten Kirchhoff-Institut für Physik (KIP) bringen – beide Institutsgebäude bilden eine architektonische Einheit. So lassen sich verschiedene bereits bestehende Einrichtungen gemeinsam nutzen. Das zur Jahrtausendwende neu gegründete KIP war aus der Zusammenlegung der Institute für Angewandte Physik und für Hochenergiephysik hervorgegangen und konnte sein neues Gebäude Ende 2002 beziehen.

Der Blick in die neuen Labore offenbart die innovative Anlage für die anspruchsvollen Experimente. Alle benötigten Zuleitungen etwa für Kühlflüssigkeiten kommen von einer Infrastruktur an der Decke der Labore. Schlauch- und Kabelknäuel auf dem Boden gehören damit ebenso der Vergangenheit an wie Steckdosen an den Wänden. Nun bieten flexibel an der Decke umhängbare Kästen die Stromversorgung und die Anschlussmöglichkeiten für die unterschiedlichsten Geräte. Auch die Wärmetechnik des Klaus-Tschira-Gebäudes ist auf dem neuesten Stand. Sie sorgt nicht nur für eine präzise Laborklimatisierung, sondern soll durch ausgeklügelte Verfahren auch 70 Prozent der Energie zurückgewinnen.

Noch ist der Umzug nicht komplett. Die aufwändigen Laserlabors, die besonders hohe Anforderungen an Temperaturstabilität und geringe Luftfeuchte haben, werden voraussichtlich ab Anfang 2013 ihre Arbeit aufnehmen können. In das alte Hauptgebäude werden Arbeitsgruppen der theoretischen Physik und Astronomie einziehen, die bislang in anderen Gebäuden untergebracht waren.

Mit dem KIP und dem Klaus-Tschira-Gebäude hat die eindrucksvolle Gebäudezeile auch noch nicht ihr Ende erreicht. Direkt anschließen sollen sich in den kommenden Jahren das Center for Advanced Materials (CAM) und das „Human Brain Project“. Und auch die Mathematische Fakultät soll in einen Neubau in der unmittelbaren Nachbarschaft ziehen.

Alexander Pawlak

Korrektur: Der Name des geschäftsführenden Direktors des Heidelberger Physikalischen Institutes lautet "André Schöning"  und nicht  "André Döring", wie vorher zu lesen war. (27.9.2012)

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