04.01.2016

Ein Schritt in Richtung Quantenelektronik

Quantenkontaktpunkt aus ultrakalten Atomen verbindet zwei Materialien mit ungewöhnlichen quantenmechanischen Eigenschaften.

Ein ultraschnelles elektronisches Netzwerk ohne Schwach­stellen zu erschaffen, davon träumen viele Physiker. Nun haben Forscher der Uni Genf und der der ETH Zürich einen wichtigen Schritt in diese Richtung genommen: Es gelang ihnen erstmals, mit einem Quanten­kontakt­punkt aus ultra­kalten Atomen eine Verbindung zwischen zwei Materialien mit ungewöhnlichen quanten­mechanischen Eigen­schaften herzu­stellen und einen sehr effizienten und schnellen Quanten­transport zwischen den beiden Materialien zu ermöglichen. Das bedeutet nicht nur einen Fortschritt hinsichtlich elektro­nischer Bausteine für die Zukunft, sondern auch für das Verständnis von physikalischen Grund­prinzipien.

Abb.: Künstlerische Darstellung eines Quantenkontaktpunktes zwischen zwei Wolken kalter Atome. (Bild: D. Husmann, ETH Zürich)

Die Verbindung von supraleitenden Quanten­materialien bietet neue Möglich­keiten für den Daten­transport, der viel effektiver sein kann als mit momentan zur Verfügung stehenden Materialien. Eine der größten Schwierig­keiten aus wissen­schaftlicher Sicht besteht darin, zwei stark korre­lierte Supra­leiter mitein­ander an einem Quanten­punkt zu verbinden. Die Teams aus Genf und Zürich arbeiteten mit Atomen, die in Laser­strahlen einge­fangen werden. Dieser Versuchs­aufbau schützt vor äußeren Einflüssen und Störungen. Mit Lasern werden die Atome außerdem extrem abgekühlt. Dadurch lassen sich sehr reine Materialien herstellen, die faszinierende quanten­mechanische Eigen­schaften besitzen, wie beispiels­weise Supra­leit­fähigkeit. „Bei einem derart kalten Supra­leiter wechsel­wirken die einzelnen Partikel sehr stark unter­einander, während diese Inter­aktion normaler­weise sehr schwach ist. Durch die Kühlung können wir also besondere Eigen­schaften des Materials hervor­bringen“, erklärt Thierry Giamarchi von der Uni Genf. „Mit dieser neuen Quanten­verbindung können wir neue Effekte inner­halb dieser supra­leitenden Quanten­systemen unter­suchen. Das ist ein grund­legender Durch­bruch für die Quanten­forschung mit ultra­kalten Atomen.“

Dem Team gelang es, ultrakalte Atome zwischen zwei supraleitenden Quanten­materialien mit starken Wechsel­wirkungen durch einen einzelnen Quanten­punkt zu trans­portieren. Inner­halb der im Laser­strahl gefangenen ultra­kalten Atome konnten die Forscher eine beinahe trans­parente Verbindung etablieren, was eine annähernd hundert­prozentige Übertragungs­rate bedeutet. Dieser Erfolg stellt einen wichtigen Schritt in der Erforschung von Quanten­transport mit ultra­kalten Atomen dar und wird den Weg zu weiteren Studien zu Supra­leitern und anderen Quanten­materialen ebnen. Und nicht nur das: Wenn solche Materialen mitein­ander verbunden werden, dann könnten dabei auch bedeutende Fort­schritte für die Daten­ver­arbeitung resultieren, weit über das hinaus, das mit der momentanen Computer- und Elektro­technik möglich ist. Mit ihrem unkon­ventio­nellen Ansatz sind die Genfer und Zürcher Forscher auf einem guten Weg, eine zukunfts­trächtige Techno­logie mitzu­entwickeln, die eines Tages den Traum von ultra­schnellen und robusten elektro­nischen Netz­werken wahr werden lassen könnte.

U Genf / RK

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