24.04.2015

Ein Spaceshuttle für Alexander Gerst?

Sierra Nevada und DLR vereinbaren Zusammen­arbeit beim Raum­gleiter Dream Chaser.

Während des US German Aerospace Roundtables im Rahmen des 31. Space Symposiums haben das US-amerikanische Unternehmen Sierra Nevada Corporation (SNC) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Unter­zeichnung für die Zusammen­arbeit am neuen Projekt Dream Chaser bekannt­gegeben. „Wir schätzen die Partner­schaft mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt hoch“, sagte Mark Sirangelo, Corporate Vice President des Unternehmens­bereichs Raumfahrtsysteme der SNC. „Diese Beziehung, um die wir uns sehr bemüht haben, ist ein großartiges Beispiel für eine gelungene Partner­schaft zwischen einem branchen­führenden Unternehmen und einer öffentlichen Institution, sowohl auf nationaler als auch auf interna­tionaler Ebene. Unser Dream Team möchte die Entwicklung des Dream Chaser fördern und damit ein in jeder Hinsicht globales Projekt weiter voranbringen.“

Abb.: Mark N. Sirangelo und Johann-Dietrich Wörner bei der Unterzeichnung (Bild: Ch. Bigger)


Die am 16. April 2015 beschlossene Kooperationsvereinbarung knüpft an das erfolgreiche Abkommen aus dem Jahr 2013 über die einjährige technische Zusammenarbeit zur Weiter­entwicklung des Dream Chaser an. Auf Grundlage dieser neuen Vereinbarung mit einer Laufzeit bis 2017 soll die bereits geleistete, wertvolle Entwicklungsarbeit fortgesetzt und darüber hinaus an der Sondierung neuer Technologien und Verfahren gearbeitet werden. Sie sollen es ermöglichen, den Dream Chaser in Zukunft als flexibles Raum­transport­system für unterschied­lichste Missionen und Auftraggeber zur Beförderung von Besatzungen oder Nutzlast in eine niedrige Erdumlauflaufbahn (Low-Earth Orbit, LEO) zu nutzen. Eines der im Rahmen dieses Abkommens unternommenen Kooperations­tätigkeiten war die von der SNC, der OHB System AG und dem Raumfahrtm­anagement des DLR durchgeführte Studie mit der Bezeichnung DC4EU. Sie untersuchte den Nutzen der entwickelten Technologien für den Transport von Astronauten und Versorgungs­gütern für Europa.

„Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit im Dream Chaser Team der SNC“, sagte Prof. Jan Wörner, Vorstands­vorsitzender des DLR. „Wir sind uns des besonderen Werts des Dream Chaser insbesondere zur Versorgung von Satelliten in erdnaher Umlaufbahn bewusst und freuen uns auf die gemeinsame Erkundung neuer Einsatz­möglichkeiten. Die Vielseitigkeit des Dream Chaser – ob bemannt oder unbemannt – eröffnet ein breites Anwendungs­spektrum. So könnte der Raumgleiter beispiels­weise für den Transport von Fracht und Astro­nauten oder zum aktiven Entfernen von Weltraum­schrott aus der Umlaufbahn genutzt werden.“

Abb.: Der Dream Chaser auf der Landebahn des Dryden Flight Research Center der NASA (Bild: NASA)

Der Dream Chaser lässt sich flexibel als unabhängige Forschungsplattform, Logistikmodul oder als Fahrzeug zur Wartung und Montage orbitaler Infra­struktur­elemente mit der Fähigkeit zum Stationieren, Einfangen, Reparieren, Ersetzen, Montieren oder Betanken von Satelliten im Weltraum einsetzen. Der Raumgleiter ist der einzige wiederverwendbare Lifting-Body-Raum­transporter, der auf jedem normalen Verkehrs­flughafen der Welt aufsetzen kann – er bietet damit eine ebenso sichere wie bezahlbare, flexible und zuverlässige Möglichkeit zum Transpor­tieren von Personen und Fracht in den Weltraum.

Die SNC mit Hauptsitz in Sparks im US-Bundesstaat Nevada zählt zu den „10 innovativsten Raumfahrt­unter­nehmen der Welt“. In den vergangenen dreißig Jahren entwickelte sich die SNC unter der Geschäfts­führung von Eren Ozmen und CEO Fatih Ozmen zu einem der am schnellsten wachsenden Privat­unternehmen Amerikas und einem der wichtigsten, von Frauen geleiteten Auftrag­nehmern der amerikanischen Regierung. Mit einer Belegschaft von mehr als 3000 Mitarbeitern, die an 31 Standorten in 17 Bundesstaaten und drei Nieder­lassungen in Europa tätig sind, erlangte die SNC einen ausgezeichneten Ruf als Anbieter schnell verfügbarer, innovativer und agiler Technologie­lösungen in den Bereichen Elektronik, Luftfahrt, Bord­elektronik, Raumfahrt, Triebwerke, Klein­satelliten, Flugzeuge, Kommunikations­systeme und Solarenergie.

Abb.: Computermodell des 9 m langen Raumgleiters Dream Chaser, der sechs bis acht Personen oder Fracht transportieren soll. (Bild: Siemens)

Bei der Arbeit am Projekt in einer Multi-CAD-Umgebung setzte SNC fur die Product Lifecycle Management-Software (PLM) von Siemens ein, die sich bereits bei der Entwicklung der Atlas-V-Rakete und des Mars-Rovers Curiosity bewahrt hatte. Mit ihr konnten die Ingenieure komplexe Konstruktions­datenmodelle zwanzig Prozent schneller laden und bearbeiten und so die Entwicklungs­zeit des Dream Chaser-Programms verkurzen. John Curry, ehemaliger Direktor fur das Spaceshuttle und Raumstations­fluge, der heute das integrierte Systemdesign-, Entwicklungs-, Pruf- und Evaluierungs­programm fur den Dream Chaser leitet, ist der Meinung, dass die simulations­gestutzte Konstruktion fur hohere Sicherheit sorgt. „Wir wollen Menschen zehn Mal sicherer und zu einem Zwanzigstel der bisherigen Kosten ins Weltall bringen“, sagt er. „Und Rapid Proto­typing mithilfe von Simulationen bringt uns hier schneller ans Ziel.“

Ob Alexander Gerst schon über einen Flug an Bord des Mini-Spaceshuttles, das sehr an den vor dreißig Jahren in Europa geplanten Raumgleiter Hermes erinnert, nachdenkt, fragen wir ihn morgen bei einer Sonder­veranstaltung im Technik­museum Speyer und twittern live unter @prophysik.

DLR / Siemens / OD

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