17.11.2016

Ein Superhaufen hinter dem Band der Milchstraße

Große Ansammlung von Galaxien be­ein­flusst Bewe­gung der lokalen Gruppe.

Superhaufen sind die größten und massereichsten Strukturen in unserem Universum. Sie bestehen aus Galaxien­haufen und ausge­dehnten Dichte­strukturen, die sich bis zu 200 Millionen Licht­jahre über den Himmel er­strecken. Jetzt hat ein inter­natio­nales Forscher­team im Stern­bild Vela einen etwa 800 Millionen Licht­jahre ent­fernten Super­haufen ent­deckt, der sich hinter der Scheibe der Milch­straße ver­birgt. Die Beob­achtungen des Teams legen nahe, dass der Vela-Super­haufen einen wichtigen gravi­ta­tiven Ein­fluss auf die Strö­mungen von Galaxien in unserer Umge­bung hat.

Abb.: Das Bild zeigt die Himmels- und Rot­ver­schie­bungs­ver­tei­lung der Galaxien in der Vela-Super­haufen­region und ihrer Umge­bung. Die größere Ellipse markiert den Vela-Super­haufen (VSC). Im Zentrum des Bildes sieht man die Region, die von der galak­tischen Scheibe mit ihren Stern­feldern und Staub­regionen (in schwarz-weiß dar­gestellt) ver­deckt wird. Die Farbe der Galaxien gibt die Ent­fernung an. Die gezeig­ten Galaxien haben einen Abstand von 500 bis 1000 Millionen Licht­jahren. Die Galaxien um den Vela-Super­haufen erschei­nen in Gelb, nähere (ent­fern­tere) Galaxien in grün (orange). Das Bild zeigt auch die beiden Satel­liten der Milch­straße, die Große und Kleine Magel­lan­sche Wolke (LMC und SMC; Bild: T. Jarret, U. Kapstadt).

Die Entdeckung basiert auf spektroskopischen Beobachtungen von Tau­sen­den von Galaxien, die teil­weise vom Band der Milch­straße ver­deckt werden. Die 2012 gemach­ten Beob­ach­tungen mit dem reno­vierten Spektro­graphen des South African Large Tele­scope zeigten acht neue Galaxien­haufen in gleicher Ent­fernung in der Vela-Region. Darauf folgende spektro­skopische Beob­ach­tungen mit dem Anglo-Austra­lian Tele­scope in Austra­lien lieferten weitere Tausende von Galaxien­ent­fer­nungen und ent­hüllten die unge­wöhn­lich große Aus­dehnung der neu ent­deck­ten Struktur.

Hans Böhringer und Gayoung Chon vom MPI für extra­terres­trische Physik durch­forschten die Vela-Super­cluster-Region im Röntgen­licht nach Galaxien­haufen und fanden zwei masse­reiche Haufen in dem Gebiet der Galaxien­durch­musterung und weitere masse­reiche Systeme in unmittel­barer Nach­bar­schaft. „Unsere Ent­deckungen zeigen, dass die Materie­dichte im Vela-Super­haufen signi­fi­kant höher ist als im kosmi­schen Durch­schnitt, was dieses System zu einer promi­nenten, masse­reichen Struktur macht“, so die beiden Forscher.

Weitere, umfangreiche Beobachtungen sind nötig, um die ganze Vela-Region zu erfassen und um die bisher ver­deckte Region nahe der Milch­straßen­ebene zu durch­mustern, die vom inter­stellaren Staub der Galaxie und den dichten Stern­feldern ver­deckt wird. Geplante Beob­ach­tungen mit dem neuen Radio­obser­va­torium MeerKAT werden helfen, diese Region zu durch­mustern, da Radio­strahlen die Staub­wolken der Galaxie durch­dringen können. Ebenso sind weitere spektro­sko­pische Beob­ach­tungen mit dem neuen austra­lischen Weit­feld-Spektro­graphen Taipan vor­ge­sehen.

In der erweiterten Himmelsdurchmusterung nach röntgenhellen Galaxien­haufen erhält die Vela-Region und ihre Umge­bung ein beson­deres Augen­merk. „Wir haben bereits deut­liche Anzei­chen dafür, dass der Vela-Super­haufen in eine größere Struktur einge­bettet ist, die von den Galaxien­haufen nach­ge­zeichnet wird“, sagt Chon. „Wir hoffen damit den vollen Ein­fluss des Vela-Super­clusters auf unsere nähere Um­ge­bung auf­decken zu können.“

MPE / RK

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