Ein Weihnachtsbaum im galaktischen Zentrum
Radiobeobachtungen zeigen, wie sich kosmische Strahlung ausbreitet.
Forscher des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam und des MPI für Astrophysik in Garching haben galaktische Radioobjekte untersucht, die wie Weihnachtsbäume und Harfen aussehen. Mit Hilfe dieser Objekte konnten sie Frage beantworten, wie genau sich kosmische Strahlung ausbreitet.
Die inneren Regionen unserer Galaxie, der Milchstraße, zeichnen sich durch große Mengen an warmem Gas, kosmischer Strahlung und erhöhte Radioemission aus. „Radioastronomen beobachten schon seit Jahren flächige Strukturen im galaktischen Zentrum. Neuere Beobachtungen mit dem MeerKAT-
„Die beobachteten Strukturen entstehen, wenn massereiche Sterne oder Pulsare geordnete Magnetfeldstrukturen durchfliegen und dabei entlang ihrer Bahn kosmische Strahlungsteilchen in diese Magnetfelder entladen,“ erklärt Christoph Pfrommer vom AIP. „Die Teilchen breiten sich entlang der Magnetfeldlinien aus, meist quer zur Sternenbahn, lassen die Magnetfelder im Radiobereich aufleuchten und wie die Saiten einer Harfe erscheinen.“
Der genaue Transportprozess der Teilchen war bisher ein Mysterium. Die Forscher gehen jetzt davon aus, dass die einzelnen Saiten die chronologische Abfolge zeigen, in der die Teilchen sich vom Ort ihrer Freisetzung entlang der Magnetfeldlinien ausbreiteten. Wäre diese Ausbreitung ein Diffusionsprozess, also eine ungerichtete Eigenbewegung der einzelnen Teilchen, sollten die Objekte abgerundete Glockenformen aufweisen, was sie aber nicht tun. Durch die Vermessung einer der Harfen sowie detaillierte Modellrechnungen konnten die Wissenschaftler jetzt zeigen, dass die Teilchen stattdessen wie in einem Fluss gemeinsam strömen. Damit ist die Strömung der wichtigste Transportprozess der kosmischen Strahlung. „Hierbei zupfen die Teilchen quasi an den Saiten und regen dabei die Magnetfelder zu Schwingungen an, welche wiederum die Teilchen zu einem strömenden Fluid zusammenhalten,“ erläutert Torsten Enßlin vom MPA, der Initiator der Studie.
Damit ist das jahrzehntealte Rätsel um den Transport der Teilchen kosmischer Strahlung geklärt. Hauptsächlich strömen die Teilchen, entgegen der bisherigen Annahme, die voranging von Diffusion ausging.
AIP / RK
Weitere Infos:
- Originalveröffentlichungen
T. Thomas, C. Pfrommer & T. Enßlin: Probing Cosmic Ray Transport with Radio Synchrotron Harps in the Galactic Center; Preprint: arXiv:1912.08491 [astro-ph.HE]
I. Heywood et al.: Inflation of 430-parsec bipolar radio bubbles in the Galactic Centre by an energetic event, Nature, 573, 235 (2019); DOI: 10.1038/s41586-019-1532-5 - Kosmologie und Hochenergie-Astrophysik (C. Pfrommer), Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam
- Information Field Theory Group (T. Enßlin), Max-Planck-Institut für Astrophysik, Garching