Einbahnstraße für Licht
Photonen sammeln sich in optischen Mulden.
Licht lässt sich in unterschiedliche Richtungen lenken, zumeist auch wieder den gleichen Weg zurück. Forscher der Unis Bonn und Köln haben jetzt eine neuartige Einbahnstraße für Licht erschaffen. Sie kühlen Photonen zu einem Bose-
Um einen Lichtstrahl zu teilen, lenkt man ihn üblicherweise auf einen teilweise reflektierenden Spiegel: Ein Teil des Lichts wird dann zurückgeworfen und damit das Spiegelbild erzeugt. Der Rest geht durch den Spiegel hindurch. „Dieser Vorgang ist jedoch umkehrbar, wenn die Versuchsanordnung anders herum aufgebaut wird“, sagt Martin Weitz von der Uni Bonn. Werden der reflektierte und der durch den Spiegel hindurchgegangene Anteil des Lichts in die Gegenrichtung geschickt, so lässt sich der ursprüngliche Lichtstrahl rekonstruieren.
Der Forscher untersucht exotische optische Quantenzustände von Licht. Mit seinem Team und Prof. Achim Rosch von der Uni Köln suchte Weitz nach einem neuen Verfahren zur Erzeugung optischer Einbahnstraßen durch Abkühlung der Photonen: Das Licht soll sich durch die dann kleinere Energie der Photonen in verschiedenen Mulden sammeln und dadurch unumkehrbar geteilt werden. Hierfür verwendeten die Physiker ein Bose-
Zwischen zwei Spiegeln wird ein Lichtstrahl hin- und hergeworfen. Dabei kollidieren die Photonen mit Farbstoffmolekülen, die sich zwischen den Reflexionsflächen befinden. Die Farbmoleküle verschlucken die Photonen und spucken sie dann wieder aus. „Die Photonen nehmen die Temperatur der Farbstoff-
Das aktuelle Experiment funktioniert nach diesem Prinzip. Allerdings ist einer der beiden Spiegel nicht durchgehend flach, sondern zwei optische kleine Mulden sind darin ausgebildet. Gerät der Lichtstrahl in eine der Vertiefungen, wird die Distanz und damit die Wellenlänge ein klein wenig länger. Die Photonen verfügen dann über eine geringere Energie. Durch die Farbstoffmoleküle kühlen diese Lichtteilchen ab und gehen in einen energieärmeren Zustand in den Mulden über.
Allerdings verhalten sich die Photonen in den Vertiefungen nicht wie Murmeln, die über ein Wellblech rollen. Die Murmeln kullern in die Senken des Wellblechs und bleiben dort durch die Gipfel getrennt liegen. „In unserem Experiment liegen die beiden Vertiefungen so dicht beieinander, dass es zu einer Tunnelkopplung kommt“, berichtet Team-
Die Wissenschaftler hoffen, dass sich mit dieser Versuchsanordnung noch deutlich komplexere Quantenzustände herstellen lassen, die die Erzeugung verschränkter photonischer Mehrteilchenzustände erlauben. „Auf diese Weise könnten Quantencomputer vielleicht einmal miteinander kommunizieren und eine Art Quanten-
RFWU Bonn / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung:
C. Kurtscheid et al.: Thermally Condensing Photons into a Coherently Split State of Light, Science 366, 894 (2019); DOI: 10.1126/science.aay1334 - Quantenoptik (M. Weitz), Institut für angewandte Physik, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- FG A. Rosch, Institut für theoretische Physik, Universität zu Köln