01.03.2017

Eine Brille für Röntgenlaser

Maßgeschneiderte Korrekturoptik bündelt Röntgen­strahl stärker als je zuvor.

Mit einer maßgeschneiderten Röntgenbrille haben Forscher den Strahl eines Röntgen­lasers stärker gebün­delt als jemals zuvor. Die indi­vi­duell ange­fer­tigte Korrektur­linse besei­tigt die unver­meid­lichen Fehler der bisher verwen­deten Röntgen­optik nahezu komplett und konzen­triert so drei Viertel des Röntgen­strahls auf einen Fleck von etwa 250 Nano­metern Durch­messer. Damit erreicht die Brille fast das theore­tisch Mach­bare. Röntgen­strahlung gehorcht zwar den­selben optischen Gesetzen wie sicht­bares Licht, lässt sich aber nur schwer fokus­sieren und ab­lenken. „Es gibt nur wenige Materi­alien, aus denen sich geeig­nete Röntgen­linsen und -spiegel bauen lassen“, erläu­tert Andreas Schropp von DESY. „Da die Wellen­länge von Röntgen­strahlung sehr viel kleiner ist als von sicht­barem Licht, erfor­dert die Her­stel­lung solcher Röntgen­optiken zudem eine sehr viel größere Präzi­sion als im optischen Wellen­längen­bereich – schon sehr kleine Form­fehler der Optik können sich störend aus­wirken.“

Abb.: Profil des fokussierten Röntgenstrahls ohne (oben) und mit (unten) Korrek­tur­optik. (Bild: F. Seiboth, DESY)

Die Produktion entsprechender Linsen und Spiegel hat zwar bereits eine hohe Genauig­keit erreicht. Dennoch sind die häufig verwen­deten Linsen aus dem Element Beryl­lium meist im Zentrum der Linse etwas zu stark gekrümmt, wie Schropp aus­führt: „Beryl­lium-Linsen werden mit Hilfe von Präzi­sions­stempeln gepresst. Form­fehler in der Größen­ordnung einiger Hundert Nano­meter sind dabei prak­tisch unver­meid­lich.“ Dadurch wird mehr Licht als physi­ka­lisch unum­gäng­lich aus dem Fokus heraus­ge­streut, das sich relativ gleich­mäßig über eine größere Fläche ver­teilt. Für viele Anwen­dungen spielen diese Fehler keine Rolle. „Wenn man jedoch beispiels­weise kleine Proben mit dem Röntgen­laser auf­heizen möchten, soll so viel Röntgen­licht wie mög­lich auf eine mög­lichst kleine Fläche treffen“, sagt Schropp. „Das­selbe gilt für manche abbil­denden Techniken, mit denen mög­lichst detail­reiche Auf­nahmen von winzigen Proben ge­wonnen werden sollen.“

Abb.: Die Röntgenbrille unter dem Elek­tronen­mikro­skop. (Bild: DESY)

Um die Fokussierung zu optimieren, vermaßen Schropp und seine Kollegen zunächst minu­tiös die Fehler ihrer por­tablen Beryl­lium-Röntgen­optik. Mit diesen Daten schnitten sie dann an Uni Jena eine pass­genaue Korrek­tur­linse aus Quarz­glas mit Hilfe eines Präzi­sions­lasers. Die Wirkung dieser Brille testeten die Forscher am Röntgen­laser LCLS des US-Forschungs­zentrums SLAC. „Ohne die Korrek­tur­linse fokus­sierte unsere Optik etwa 75 Prozent des Röntgen­lichts auf eine Fläche mit etwa 1600 Nano­metern Durch­messer. Das ist in etwa zehn­mal so groß wie der theore­tisch mög­liche Wert“, berichtet Frank Seiboth von der TU Dresden, der heute bei DESY arbeitet. „Mit der Brille schrumpfte diese Fläche auf etwa 250 Nano­meter Durch­messer und lag damit nah am theore­tischen Optimum.“ Im Zentral­bereich des Fokus landete so rund drei­mal mehr Röntgen­licht als ohne die Korrek­tur­optik. Die Halb­werts­breite des fokus­sierten Strahls änderte sich dagegen kaum. Sie lag mit und ohne Korrek­tur­optik etwas über 150 Nano­meter.

Dieselbe Kombination aus mobiler Standardoptik und maß­ge­schnei­derter Brille unter­suchte das Team auch an der Synchro­tron-Röntgen­quelle PETRA III und der bri­tischen Diamond Light Source. In beiden Fällen lieferte die Korrek­tur­linse eine ver­gleich­bare Verbes­serung wie am Röntgen­laser. „Mit unserer Methode lässt sich im Prinzip für jede Röntgen­optik eine indivi­duelle Korrek­tur­linse her­stellen“, erläu­tert Team­leiter Christian Schroer vom DESY und der Uni Hamburg. „Diese Phasen­platten können dabei nicht nur den aktu­ellen Röntgen­licht­quellen zugute­kommen, sondern insbe­son­dere eine wesent­liche Kompo­nente für Röntgen­laser und die Synchro­tron-Licht­quellen der nächsten Gene­ra­tion werden. Die Fokus­sierung auf quasi das theore­tisch Mach­bare ist nicht nur die Voraus­setzung für eine wesent­liche Verbes­serung verschie­dener experi­men­teller Techniken, sie kann auch völlig neue Unter­suchungen ermög­lichen, etwa die nicht­lineare Streuung von Licht­teil­chen an Materie­teil­chen oder die Erzeu­gung von Materie­teil­chen aus der Wechsel­wirkung von zwei Licht­teil­chen. Für diese Methoden muss die Röntgen­strahlung auf engstem Raum gebün­delt werden, und eine effi­ziente Fokus­sierung ist daher unab­ding­bar.“

DESY / RK

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