Eine ganze IR-Kamera auf einem Chip
Neuer Bildschirm für kurzwelliges Infrarotlicht entwickelt.
Kurzwelliges Infrarotlicht, abgekürzt SWIR, ist für vieles nützlich: Es hilft, beschädigte Früchte auszusortieren, bei der Temperaturüberwachung und der Kontrolle von Siliziumchips, und es ermöglicht Nachtsichtgeräte mit scharfen Bildern. Doch SWIR-Kameras basieren bislang auf teurer Elektronik. Forscher der Empa, der EPFL, der ETH Zürich und der Universität Siena haben jetzt einen SWIR-Bildschirm entwickelt, der aus nur acht Schichten auf einer Glasoberfläche besteht. Das könnte Infrarot-Kameras zu nützlichen Alltagsgegenständen machen.
Den Forschern ist es gelungen, SWIR-Licht mit einem einzigen Bauteil einzufangen und sichtbar zu machen. Der an der Empa entwickelte Baustein ist im Grunde ein OLED-Display mit drei weiteren Zusatzschichten. Das SWIR-Licht fällt durch eine elektrisch leitfähige Glasscheibe auf eine Farbstoffschicht in einem Photodetektor. Dort beginnen Elektronen zu wandern – diese Wanderungsbewegung wird durch eine elektrische Spannung verstärkt.
Die elektrischen Ladungen wandern dann in die OLED-Schicht und erzeugen dort einen grünen Lichtpunkt. Eine elektronische Signalverarbeitung durch einen Rechner ist nicht nötig: Das einfallende SWIR-Licht wird verstärkt und direkt auf dem Bildschirm angezeigt. Die Farbe des emittierten sichtbaren Lichts – blau, grün, gelb oder rot – lässt sich durch die Wahl des Farbstoffs in der OLED einstellen.
Der Schlüssel zum Erfolg für den neuen SWIR-Bildschirm sind spezielle Farbstoffe, die das Team schon länger erforschen: Squaraine – der Name stammt von der Grundstruktur des chemischen Moleküls, der Quadratsäure. Diese Farbstoffklasse wurde erstmals in den 1960er Jahren entdeckt und zeichnet sich durch tiefe Farbe und gute Temperaturbeständigkeit aus. Die Forscher veränderten die Quadratsäure chemisch so, dass sie im Bereich des SWIR-Lichts absorbiert.
„Im Moment arbeiten wir mit Farbstoffen, die bei knapp tausend Nanometer absorbieren“, sagt Roland Hany von der Empa. „Aber wir sind bereits dran, die Absorption zu größeren Wellenlängen, also weiter hinein in den IR-Bereich zu verschieben. Wenn uns dies gelingt, kann unser Sensor Wasser und Feuchtigkeit noch deutlich besser erkennen als jetzt.“
Empa / RK
Weitere Infos
- Originalarbeit
K. Strassel et al.: Shortwave infrared-absorbing squaraine dyes for all-organic optical upconversion devices, Sci. Tech. Adv. Mat. 22, 194 (2021); DOI: 10.1080/14686996.2021.1891842 - Abt. Funktionspolymere, Empa – Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, Dübendorf, Schweiz