Eine neue Form von Chaos
Potenzielle Anwendung für Kommunikationstechnik, Kryptographie und Datenverarbeitung.
Seit fast vierzig Jahren ist bekannt, dass in Lasern mit zeitverzögerter Rückkopplung des Ausgangssignals chaotische Intensitäten auftreten können. Für viele Anwendungen ist diese Form von Chaos aber zu störanfällig. Das könnte sich jetzt durch die Entdeckung von David Müller, Andreas Otto und Günter Radons von der TU Chemnitz ändern. Die drei Forscher fanden heraus, dass eine unscheinbare Modifikation solcher Experimente in Form einer periodischen Variation der Zeitverzögerung der Rückkopplung zu völlig anderen, neuartigen Intensitätsvariationen führen kann, welche durch eine Abfolge von Plateaus gekennzeichnet sind.
Abb.: Günter Radons (Mitte), Andreas Otto (links) und David Müller gehen dem Chaos auf den Grund. (Bild: J. Müller)
Das Besondere an diesem „laminares Chaos“ ist, dass einerseits die Lage und die Form der Plateaus widerstandsfähig gegen Störungen sind, andererseits deren Höhe chaotisch von Plateau zu Plateau variiert und damit als Informationsträger dienen kann. Durch diese hohe Robustheit des Informationsgehalts gegenüber Störungen wird die neu entdeckte Form des Chaos für moderne Informationstechnologien interessant, etwa für schnelle optische Realisierungen der Chaos-
Als „Chaos“ bezeichnen Physiker eine Bewegungsform, die sehr irregulär erscheint aber gleichzeitig klaren Gesetzen folgt. Fast alle Systeme haben diesen Charakter, was längerfristige Vorhersagen unmöglich macht. Bekannte Beispiele aus dem alltäglichen Leben sind das Wetter oder die Ziehung der Lottozahlen. Aber auch Laserlicht oder die Größe von Bakterienkolonien können sich chaotisch verhalten. Die als „Delay“ bezeichnete Verzögerungszeit zwischen Ursache und Wirkung kann in vielen Fällen nicht vernachlässigt werden, was extrem komplizierte Bewegungsformen bewirken kann.
TU Chemnitz / RK