Eine Standardkerze im Vergrößerungsglas
Supernova des Typs Ia dank eines ungewöhnlichen Gravitationslinseneffekts über fünfzigfach verstärkt.
Sie sind die gleichförmigsten kosmischen Explosionen: Supernovae vom Typ 1a ereignen sich nach dem gängigen Modell, wenn ein weißer Zwerg durch Akkretion von Materie eines Nachbarsterns in einem Doppelsystem schließlich die Chandrasekhar-
Abb.: Aufnahme der Supernova iPTF16geu mit dem Keck-
Einer internationalen Gruppe von Astronomen ist nun bei der Durchmusterung des Himmels mit der Intermediate Palomar Transient Factory iPTF ein ungewöhnlicher Vertreter solcher Standardkerzen in Netz gegangen. Das am 5. September 2016 erstmals beobachtete und iPTF16geu getaufte Ereignis wies eine außergewöhnliche Helligkeit auf, die nicht zum Charakter einer Standardkerze zu passen schien. Die Entfernung konnten die Wissenschaftler anhand spektroskopischer Daten ablesen. Die Vermessung von Natrium-
Die beobachtete Helligkeit lag rund dreißig Standardabweichungen über derjenigen, die für Standardkerzen-
Dieser überraschende Fund ermöglichte den Astronomen umfangreiche Nachfolgebeobachtungen, unter anderem mit dem Keck-
Bei früheren, vergleichbaren Funden war die Gelegenheit verpasst worden, die Objekte mit leistungsstarken Teleskopen näher unter die Lupe zu nehmen – teils auch, weil die Analyse zu lange gedauert hatte, bis klar war, mit welchem Phänomen man es zu tun hatte. Die Galaxie im Vordergrund hatte eine relativ geringe Masse von höchstens zehn Milliarden Sonnenmassen und eine ebenfalls sehr geringe Ausdehnung von nur rund 3000 Lichtjahren. Verglichen mit anderen Galaxien, von denen Gravitationslinseneffekte bekannt sind, sind dies sehr niedrige Werte.
Der überraschend hohe Verstärkungsfaktor stellt die Forscher aber auch vor Fragen. „Es wäre rund tausendfach wahrscheinlicher gewesen, eine Standardkerzen-
Mit Hilfe neuer Teleskopsysteme sollte es in Zukunft möglich werden, noch sehr viel mehr weit entfernte, durch Gravitationslinsen verstärkte Supernovae zu beobachten. Die für die Entdeckung genutzten Teleskope der iPTF, mit denen die Forscher arbeiteten, sind mit Spiegeldurchmessern von etwas über einem Meter nicht allzu lichtstark und liegen zudem nur zwei Autostunden von der Metropolregion Los Angeles entfernt, was eigentlich keine idealen Voraussetzungen bedeutet. Das iPTF kann jede Nacht nur ungefähr ein Fünfzehntel des Nachthimmels abscannen. Deshalb ist dort derzeit die Zwicky Transient Facility im Aufbau, die noch diesen Sommer in Betrieb gehen soll. Sie soll den Himmel mindestens zehnfach schneller abscannen als die iPTF. Noch lichtstärker wird das Large Synoptic Survey Telescope sein, das im Jahr 2022 in Betrieb gehen soll und mit seinem 8,4-Meter-
Dirk Eidemüller
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RK