22.06.2004

Einmal Weltall und zurück

Erstmals flog mit «SpaceShipOne» ein privat finanziertes Raumschiff 100 km hoch ins All.


Einmal Weltall und zurück

Erstmals flog mit «SpaceShipOne» ein privat finanziertes Raumschiff 100 km hoch ins All.

Mojave (dpa) - Ohne zu Zögern würde Mark Smith aus Los Angeles einen Kredit in Höhe von 25 000 Dollar aufnehmen, um ein einziges Mal ins All zu fliegen. «Sag "hello" zu meinem außerirdischen Bruder» prangt es von seinem T-Shirt. Der 46-Jährige Dennis aus Burbank in Kalifornien hat zwar sichtbar mit Übergewicht zu kämpfen, ist aber auch nicht risikoscheu: «Bring mich zum Saturn» steht auf seinem Schild. Wie in einem riesigen Wüsten-Weltraumkino sitzen Tausende von Schaulustigen auf ihren Klappstühlen in der Wüste, jubeln und klatschen Beifall, als das Raketenflugzeug «SpaceShipOne» am Montag um 06.47 Ortszeit (15.47 Uhr) vom Flughafen Mojave startet.

Anderthalb Stunden später ist Pilot Mike Melvill wieder sicher auf der Erde gelandet. Inoffiziell steht fest, dass erstmals ein privat finanziertes Raumfahrzeug in 100 Kilometer Höhe den Rand des Weltalls berührt hat. Der 62-Jährige darf sich, falls der Rekord offiziell anerkannt wird, erster ziviler Astronaut nennen. Melvill vergleicht die wenigen Minuten der Schwerelosigkeit mit einer «religiösen Erfahrung» und nennt seinen Flug überwältigend und fantastisch. Wegen der lauten Geräusche habe er etwas Angst bei Wiedereintritt in die Atmosphäre gehabt, gibt er zu. «Warum mache ich das eigentlich?» habe er sich gefragt.

Nach seinem Flug bis in eine Höhe von 100 Kilometer ist Pilot Mike Melvill wieder sicher auf der Erde gelandet. (Quelle: Scaled)

Die beiden wichtigsten Männer hinter dem Projekt, der Luftfahrtveteran Burt Rutan und Milliardär und Microsoft-Mitbegründer Paul Allen, stoßen mit Champagner an. Rutan ist seiner Vision ein Stück näher gekommen, innerhalb von zehn Jahren Normalsterbliche zum Preis einer Kreuzfahrt in den schwarzen Himmel über der Erdatmosphäre zu schicken. Die Kosten müssten weiter gesenkt werden, damit ein Flug auch erschwinglich wird, kündigt er an.

Der Kalifornier Dennis Tito, der als erster Tourist im April 2001 ins All geflogen war, hat für seine Reise noch 20 Millionen Dollar bezahlt. Aus Sicht von Luftfahrtspezialisten könnten die Preise künftig unter 20 000 Dollar liegen.

Hinter den Luftfahrtpionieren Rutan, Allen und Melvill hat in dem kalifornischen Wüstenort Mojave schon die zweite Reihe von Geschäftsleuten Position bezogen. Brian Bernhard gründete vor sechs Monaten sein Unternehmen für Raumfahrtsoftware. Der Umzug in das verschlafene, 3700 Einwohner zählende Nest, sei eine schwierige Entscheidung gewesen, gibt er zu. Aber Bernhard sieht in Mojave die künftige «Hauptstadt des Weltraumtourismus».

Damit die Erfolgsstory zu Ende geschrieben werden kann, müssen aus Sicht von Bernhard zahlreiche Bedingungen erfüllt werden. Notwendig seien beispielsweise neue Gesetze für Weltraumtourismus-Unternehmen. Einen Schub für die Entwicklung neuer Technologie verspricht er sich, wenn die US-Raumfahrtbehörde NASA - wie in der Vorwoche von einer Expertenkommission empfohlen - von Grund auf umgekrempelt werden sollte. «Bleibt alles beim alten, wird es vielleicht nie etwas mit dem Weltraumtourismus», sagt er.

Auch in Mojave, das nach einer indianischen Legende Wind heißen soll, haben die Einwohner die Daumen gedrückt. Seit eine Umgehungsstraße Anfang September vergangenen Jahres den Ort vom Durchgangsverkehr abgeschnitten hat, sei das Geschäft um 60 Prozent zurückgegangen, berichten die Mitarbeiter von Restaurants, Motels und Tankstellen übereinstimmend. Sie alle erwarten jetzt einen Wirtschaftsboom und vor allem neue Arbeitsplätze.

Hans Dahne, dpa

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