Einstein wäre überaus bewegt
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft gratuliert Rainer Weiss, Barry C. Barish und Kip S. Thorne zum Nobelpreis für Physik.
„Einstein wäre begeistert, wir sind es auch“, sagt Rolf-Dieter Heuer, Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft DPG. Etwas über 100 Jahre, nachdem Albert Einstein die allgemeine Relativitätstheorie ausgearbeitet hat, gelang es Forscherinnen und Forschern erstmals, die von ihm vorhergesagten Gravitationswellen nachzuweisen. Auch die Diagnose, dass die Gravitationswellen von zwei schwarzen Löchern aus einer Entfernung von 1,3 Milliarden Lichtjahren stammten, die jeweils etwa 30 Sonnenmassen besaßen und miteinander verschmolzen, ist bahnbrechend. Dieser Nachweis bestätigt erneut Einsteins Theorie. Darüber hinaus legt die Entdeckung den Grundstein für einen völlig neuen Zweig der Astronomie: die Gravitationswellenastronomie.
Abb.: DPG-Präsident Rolf-Dieter Heuer (r.) zusammen mit Gravitationsexperte Walter Winkler (l.) vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Hannover und Moderator Lutz Peschke. (Bild: DPG / P. Chiussi)
„Es ist in höchstem Maße befriedigend, wenn nach jahrzehntelanger Forschung endlich gezeigt werden kann, dass unsere Vorstellungen vom Aufbau des Universums in die richtige Richtung weisen“, sagt DPG-Präsident Heuer. „Die Entschlossenheit, mit der die Physikerinnen und Physiker den überaus schwachen Signalen nachjagten, ist phänomenal.“
Die ersten Anzeichen von Gravitationswellen wurden von der LIGO-Kollaboration entdeckt. Auch deutsche Institute sind Teil der Kollaboration, insbesondere das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, das wichtige Komponenten der Messapparaturen zur Entdeckung der überaus schwachen Signale entwickelte. „Ich habe mich mein ganzes Arbeitsleben mit der Entwicklung von Antennen zum Nachweis von Gravitationswellen beschäftigt, mit allem, was dazu gehört“, sagt Gravitationsexperte Walter Winkler vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Hannover. „Sie können sich vorstellen, welche Freude es war, als diese ominösen Wellen endlich gefunden wurden!“ Zusammen mit vielen Journalistinnen und Journalisten verfolgte er im Magnus-Haus Berlin, der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, die Live-Übertragung zur Bekanntgabe des Nobelpreises für Physik.
Abb.: Beim Verschmelzen zweier Schwarzer Löcher zu einem einzigen massiven Schwarzen Loch wurde die dabei frei werdende Energie in Form von Gravitationswellen abgestrahlt. (Bild: SXS, Caltech)
„Der direkte Nachweis von Gravitationswellen ist ein großer Erfolg für die Grundlagenforschung und öffnet ein neues Beobachtungsfenster ins Universum“, sagt Rolf-Dieter Heuer, der die Bekanntgabe des Nobelpreises für Physik live verfolgte. „Die Wissenschaft ist gespannt auf die vielen neuen Erkenntnisse, die sich mit einer Gravitationswellen-Astronomie gewinnen lassen.“ Wie schon bei der Entdeckung des Higgs-Teilchens am CERN gelang es auch diesmal einer Großforschungsanlage, grundlegende Erkenntnisse über die Natur der Dinge zu gewinnen. „Mit diesen Anlagen erweitern wir unseren Horizont“, sagt Heuer. „Das fördert Kreativität und Innovationskraft, die unserer Wirtschaft und Gesellschaft zugutekommen.“
DPG / JOL