11.11.2016

Eiswelten mit salzigen Ozeanen

Unter Extrem-Druck zeigen Salz­lösungen exo­tische Eigen­schaften.

Forscher haben in den Laboren des Deutschen Geo­forschungs­zentrums ein bis­lang unbe­kanntes Verhalten von wässrigen Lösungen beob­achtet. In einer Diamant­stempel­presse setzten sie Magnesium­sulfat­lösungen unter hohen Druck. Ab etwa 0,2 Giga­pascal, das ent­spricht unge­fähr dem zwei­tausend­fachen Luft­druck auf der Erd­ober­fläche, stellten sie eine Ano­malie fest: Ge­löstes Magnesium­sulfat trennt sich weniger als erwartet in Magnesium- und Sulfat-Ionen, und ab etwa einem halben Giga­pascal steigt sogar der Anteil an Ionen­paaren mit dem Druck. Dieses Verhalten ließ sich nur bei relativ niedri­gen Tempe­ra­turen nach­weisen. Schon bei fünfzig Grad Celsius wurde es nicht mehr beob­achtet.

Abb.: Diamantstempel-Zelle. (Bild: GFZ)

„Deswegen kommt auf der Erde dieser Effekt nicht vor, in den Ozeanen ist der Druck nicht hoch genug. Und in Erd­kruste und -mantel ist die Tempe­ratur zu hoch. Er ist aber relevant für andere Himmels­körper, auf und in denen tiefe Ozeane vor­kommen“, erläutert Christian Schmidt vom GFZ die Besonder­heit der Ergeb­nisse.

Diese Erkenntnis kann beispielsweise bei der Erforschung des Zwerg­planeten Pluto und der Jupiter- und Saturn­monde Ganymed, Kallisto und Titan, welche große Mengen an Wasser­eis und darunter vermut­lich Ozeane besitzen, von Nutzen sein. Der Grund: Bei der Verwit­terung der Magnesium­silikate der Ozean­böden entsteht vor allem Magnesium­sulfat, das sich im Wasser löst. Wenn sich mehr Ionen­paare bilden, verwit­tert mehr Magnesium­silikat als erwartet. „Die Ozeane unter den Eis­welten sind mithin wahr­schein­lich salziger als bisher ange­nommen“, sagt Schmidt.

Abb.: Zerbrochene Eisschollen auf der Ober­fläche des Jupiter­monds Europa. Der Ozean unter dem Eis ist nach Erkennt­nissen der GFZ-Forscher salziger als bislang ange­nommen. (Bild: NASA)

Da die Ionenkonzentration die elektrische Leitfähigkeit von Lösungen be­stimmt, trägt die Ent­deckung auch zu einer besseren Inter­pre­tation mag­neto­metrischer Daten bei, die bei der Unter­suchung solcher Himmels­körper mit Raum­sonden eine zentrale Rolle spielen. Ursache für die Ano­malie ist eine Ände­rung der dyna­mischen Struktur, die durch Wasser­stoff­brücken­bindungen zwischen den Wasser­mole­külen ent­steht.

GFZ / RK

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