30.08.2021 • Energie

Elektrische Speicher statt Netzausbau

Verbesserte Versorgung von Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität.

Einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen und klimagerechten Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten kann und soll die Elektro­mobilität leisten. Für einen erfolgreichen Markthochlauf der E-Mobilität ist allerdings der Ausbau der Ladeinfrastruktur eine der wichtigsten Voraussetzungen. Der dafür notwendige Ausbau wird jedoch mitunter dadurch gehemmt, dass an geeigneten Standorten die Netzkapazitäten nicht ausreichen, um die gewünschte Anzahl von Elektro­fahrzeugen gleichzeitig zu laden. In solchen Fällen können elektrische Energiespeicher, kurz eSpeicher, Abhilfe schaffen.

 

Abb.: Der neue Energiespeicher am Standort Halle (Saale). Damit kann...
Abb.: Der neue Energiespeicher am Standort Halle (Saale). Damit kann elektrische Energie zur Versorgung der Ladeinfrastruktur zeitversetzt genutzt werden. (Bild: P. Kolbert)

Am Standort des Verwaltungsgebäudes Am Stadion 5 der Stadt Halle (Saale) zeigt sich genau diese Problematik: Zwei Elektro­ladesäulen mit insgesamt vier Ladepunkten sind bereits vorhanden, für die Errichtung weiterer Elektroladesäulen ist die Netzkapazität am Standort nicht ausreichend. Eine mögliche und kurzfristig realisierbare Lösung ist der Einsatz eines eSpeichers in Verbindung mit einem intelligenten Lade-Speicher-Management.

Daran haben die Projektpartner – Stadt Halle (Saale), Hochschule Merseburg, Stadtwerke Halle GmbH und pwp Systems GmbH – in den zurückliegenden zwei Jahren in einem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projekt erfolgreich gearbeitet. Gemeinsam haben sie die Anlage konzipiert und sind noch bis in das kommende Jahr dabei, die Wirkung des errichteten eSpeicher-Systems hinsichtlich der Netzbelastung und der Verringerung von Lastspitzen zu untersuchen.

„Die installierte Technik beinhaltet im Wesentlichen den eigentlichen Elektrospeicher, drei Elektro­ladesäulen mit jeweils zwei Ladepunkten und das intelligente Lade-Speicher-Management“, erläutert Jörg Scheffler, Professor für Elektrische Energieanlagen, der das Teilprojekt der Hochschule Merseburg als Projektleiter betreut.

Das Besondere am Einsatz von Energiespeichern ist, dass elektrische Energie zwischengespeichert und Elektrofahrzeuge über die Ladesäulen entweder aus dem Netz oder aus dem eSpeicher versorgt werden können. Das intelligente Lade-Speicher-Management sorgt dafür, dass unter Berücksichtigung der bereits vorhandenen Verbraucher – dem Gebäude des Verwaltungs­standortes der Stadt Halle – am Anschlusspunkt der Anlage an das Versorgungs­netz stets die optimale Leistung für die Ladung der Fahrzeuge und des eSpeichers bereitsteht.

Dieses Vorgehen erspart die aufwendige Verlegung neuer Kabel, die besonders im städtischen Bereich durch die damit verbundenen Tiefbauarbeiten sehr kostspielig sind. Wenn beispielsweise ein bestehendes Kabel eine maximale Leistung von 50 kW transportieren kann, aber an den Ladepunkten eine Leistung von insgesamt 100 kW abgerufen wird, so kann die im jeweiligen Moment fehlende Leistung aus dem Speicher bereitgestellt werden. Dieser wird entsprechend der zu erwartenden Last im Verwaltungs­gebäude, dem tatsächlichen und dem prognostizierten Ladeleistungsbedarf vorausschauend be- oder entladen. Damit kann der intelligente Einsatz eines eSpeichers den Ausbau des Elektroenergienetzes bestenfalls überflüssig machen.

Im Ergebnis des Projektes wird ebenfalls ein Online-Tool erstellt, das den Stadtwerken Halle für derartige Anwendungsfälle eine Entscheidungs­hilfe bereitstellt. Das Tool erlaubt entsprechend der jeweiligen Gegebenheiten eine Aussage, ob ein Netzausbau oder der Einsatz eines eSpeichers einer bestimmten Größe wirtschaftlich sinnvoller ist.

HS Merseburg / DE

 

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