Elektroaktive Gelschicht für schaltbare Fenster
Reversibles Kristallwachstum verändert Transmission von sichtbarem Licht.
Elektrochrome Fenster lassen sich auf Knopfdruck über elektrische Spannungen verdunkeln. Doch die auf dem Markt verfügbaren Gläser sind kostspielig und reagieren relativ langsam. Schneller, günstiger und auch langlebiger könnten schaltbare Fenster mit einem neuen Ansatz werden, den Wissenschaftler an der kalifornischen Stanford University entwickelt haben. Sie konstruierten erste Prototypen mit hauchdünnen Gel-
Abb.: Prototyp eines schaltbaren Fensters, das sich dank elektrochemischer Reaktionen rasch verdunkeln lässt. (Bild: Yue et al. / Elsevier)
Das Team um Materialforscher Michael McGehee löste geringe Mengen an Kupfer- und Silberperchlorat in einem wässrigen Elektrolyten auf und verdickte die Flüssigkeit mit Hydroxyethylcellulose. So entstand ein zähflüssiges, elektroaktives Gel. Eine hauchdünne Schicht aus diesem Gel füllten sie zwischen eine Glasscheibe mit einem umlaufenden Kupferfilm als Elektrode und eine elektrisch leitfähige, transparente Schicht aus Indiumzinnoxid. Damit kein Gel an den Seiten austreten konnte, dichteten sie ihren quadratischen Prototyp mit fünf Zentimeter Kantenlänge mit einem gummiartigen Kunststoff ab. Im Ausgangszustand ließ das Glas-
Für eine homogene Verdunklung der Fenster, war eine möglichst gleichmäßige Verteilung der knapp einen Mikrometer großen Metallpartikel nötig. Das gelang den Forschern, indem sie die Oberfläche der Indiumzinnoxid-
Dieser Prozess war vollständig reversibel. Wurde die Spannung umgepolt, lösten sich alle Metallpartikel wieder im Gel auf. Binnen siebzig Sekunden war das Fenster so durchsichtig wie zuvor. Auch nach mehr als fünftausend Schaltzyklen ließ die Verdunklung des Prototyps nicht nach. So schätzen die Forscher, dass die Stabilität des Systems durchaus für einen langjährigen Einsatz ausreichen könnte. Auch die Kosten für die winzigen Mengen an Platin, Kupfer und Silber halten sich mit etwa zwei Euro für ein Fenster mit einem Quadratmeter Fläche in Grenzen. Vor einer möglichen Serienfertigung müsste allerdings noch ein effizientes Verfahren für deutlich größere Flächen entwickelt werden.
McGehee sieht einen großen Nutzen in solchen schaltbaren Fenstern, um den Strombedarf etwa für Klimaanlagen in Bürogebäuden um bis zu zehn Prozent senken zu können. Ein ähnliches Ziel verfolgten vor vier Jahren auch Forscher vom Lawrence Berkeley National Laboratory. Sie entwickelten sogar schaltbare Fenster, die für sichtbares Licht transparent waren, zugleich aber Wärmestrahlung blockierten. Für ihre schaltbare Beschichtung, die sich prinzipiell auf herkömmliche Fenster auftragen lässt, nutzten sie winzige Kristalle aus Indiumzinnoxid. Verteilt in einer Lösung lagerten sie diese Nanokristalle in eine Matrix aus einem Nioboxid-
Bei einer elektrischen Spannung von vier Volt ließ die durchsichtige Beschichtung das komplette Spektrum des Sonnenlichts durch, einschließlich der Wärmestrahlung. Reduziert auf 2,3 Volt dagegen wurde die Wärmestrahlung selektiv blockiert, der sichtbare Anteil des Lichts jedoch nicht. Erst ab 1,5 Volt verdunkelte sich das Material zunehmend und absorbierte auch große Teile des sichtbaren Lichtspektrums. Dieser Prozess konnte mehrere tausend Mal durchgeführt werden, ohne dass sich die optischen Eigenschaften nennenswert änderten.
Jan Oliver Löfken
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RK