25.07.2024

Elektronen in zweidimensionalen Kristallen kollektiv anregen und steuern

Elektronische Eigenschaften der Kristallstrukturen verstehen und gezielt beeinflussen.

Macht man ein Material immer dünner, so macht es ab einem gewissen Punkt eine scheinbar wundersame Verwandlung durch: Ein zweidimensionales Material, das aus nur einer oder zwei Moleküllagen besteht, hat zum Teil völlig andere Eigenschaften als dasselbe Material, wenn es dicker ist. Ein Forschungsteam um Ursula Wurstbauer von der Uni Münster untersucht, wie man die Eigenschaften zweidimensionaler Kristalle so steuern kann, dass sie sich zum Beispiel wie ein Isolator, ein elektrischer Leiter, ein Supraleiter oder ein Ferromagnet verhalten. Dazu nutzten die Wissenschaftler die Wechselwirkungen zwischen den Elektronen und Energielandschaft der Kristalle. Jetzt hat das Team erstmals kollektive Anregungen der Ladungsträger innerhalb verschiedener Energielandschaften erzeugt und quantitativ nachgewiesen. Die Studie ist wegweisend, um die elektronischen Merkmale der Kristallstrukturen zu verstehen und sie gezielt zu beeinflussen.

Abb.: Nihit Saigal wählt aus einer Kristallprobe bei mikroskopischer...
Abb.: Nihit Saigal wählt aus einer Kristallprobe bei mikroskopischer Betrachtung eine ultradünne Schicht zur weiteren Bearbeitung aus.
Quelle: P. Leßmann, U. Münster

Um die unterschiedlichen Eigenschaften zu erhalten, schichteten die Wissenschaftler zwei Lagen eines zweidimensionalen Kristalls übereinander und verdrehten sie leicht gegeneinander. Durch diese Verdrehung entstehen Moiré-Muster. Diese Muster prägen die Energielandschaft und zwingen die Elektronen dazu, sich erheblich langsamer zu bewegen. Diese Veränderungen führen dazu, dass die Elektronen intensiv miteinander wechselwirken, was zu stark korreliertem Verhalten führen kann.

„Die Elektronen spüren und sehen sich also, und es passiert, dass in der Nachbarschaft eines Elektrons ein Moiré-Gitterplatz aufgrund der Abstoßung nach dem Coulomb-Gesetz nicht oder nur mit hohem Energieaufwand besetzt werden kann“, erläutert Wurstbauer. „Abhängig von dem Muster und der Anzahl der Elektronen bilden sich die Korrelationen. Die Art, wie die Elektronen sich in den Moiré-Mustern bewegen können, hängt stark vom Muster, der Anzahl der Ladungsträger und der dadurch entstehenden Energielandschaft ab.“

Die Eigenschaften dieser Materialsysteme seien nicht nur in der grundlegenden Forschung spannend, betont Wurstbauer: „Sie bieten möglicherweise innovative Anwendungsmöglichkeiten in der Quantentechnologie oder für die Realisierung sogenannter neuromorpher Bauelemente und Schaltkreise.“

Das Team, präparierte unterschiedliche zweidimensionale Kristalle – Graphen, Molybdändiselenid und Wolframdiselenid – und untersuchte die Proben mit Methoden der optischen Spektroskopie bei kryogenen Temperaturen. Die experimentellen Arbeiten kombinierten die Forscher mit theoretischen Analysen.

U. Münster / RK

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