24.07.2017

Elektronenstrahl schreibt Nanostrukturen aus Silber

Neue Methode könnte die Basis für Materialien für die optische Daten­verarbeitung legen.

Wenn man besonders feine, präzise Muster auf einer Oberfläche erzeugen will, ist ein Raster­elektronen­mikroskop (REM) oft die Methode der Wahl: in einem einzigen Schritt lassen sich komplexe Strukturen direkt mit einem Elektronen­strahl auf einem Substrat abscheiden. Mit Gold, Platin, Kupfer und vielen anderen Metallen ist dies möglich, mit Silber bislang jedoch nicht, obwohl dieses Edelmetall besonders interes­sante Anwendungs­möglichkeiten verspricht. Einem Team aus dem Helmholtz-Zentrum Berlin und der Eidge­nössischen Materialprüfungs- und Forschungs­anstalt EMPA ist es nun erstmals gelungen, mit der EBID-Methode scharf abgegrenzte Felder aus winzigen Silber-Nano­kristallen zu erzeugen.

Abb.: Zehn Mikrometer große flächige Abscheidung mit etwa 100 Nanometer kleinen Silberkristallen unter dem Rasterelektronenmikroskop. (Bild: HBZ / ACS)

Die Heraus­forderung lag darin, eine geeignete Silber­verbindung zu finden und die Injektions­einheit für den Elektronen­strahl zu entwickeln. Dass dies im Falle von Silber besonders schwierig ist, liegt am chemischen Verhalten der typischen Silber­verbindungen. Sie sind schwer zu verdampfen und sehr reaktiv. Schon beim Aufheizen in der Injektions­einheit reagieren sie mit den Reservoir­wänden. Beim Weg vom Reser­voir bis zur Nadel­spitze frieren sie bei kleinsten Temperatur­abfällen wieder fest und verstopfen die Kanüle.

„Es hat uns viel Zeit und Mühe gekostet, die Injektions­einheit neu zu gestalten und eine geeignete Silber­verbindung zu finden“, sagt Katja Höflich, die die Experi­mente im Rahmen eines Helmholtz-Post­doctoral Fellow­ship an der EMPA durch­geführt hat. „Aber schließlich haben wir es geschafft. Das von uns verwendete Silber-Dimethyl­butyrat bleibt stabil und zersetzt sich nur im Fokus des Elektronen­strahls.“ Das Prinzip beim Schreiben mit Elektronen­strahl: In die Vakuum­kammer des REM werden mit einer Nadel geringe Mengen einer Vorläufer­substanz – meist eine metall­organische Verbindung - nah über der Proben­oberfläche inji­ziert. Dort wo der Elektronen­strahl auf die Probenober­fläche trifft, zersetzen sich die Vorläufer-Moleküle und ihr nicht­flüchtiger Rest setzt sich an dieser Stelle ab. Der Elektronen­strahl kann wie ein Stift über das Substrat wandern und die gewünschten Strukturen auf­schreiben. Dies klappt bei vielen Vorläufer­substanzen sogar in drei Dimen­sionen.

Die nun von Höflich und ihren Kollegen erzeugten Silber­nano­strukturen besitzen besondere optische Eigen­schaften: sichtbares Licht regt die freien Elektronen in den Silber­strukturen zu Plasmonen-Schwin­gungen an. Diese äußern sich durch inten­sives Leuchten. Aus der Farbe und Inten­sität des Leuchtens lassen sich Infor­mationen über die Zusammen­setzung der Ober­flächen ablesen. Mit der Raman-Spektro­skopie lässt sich dieser Effekt nutzen, um den Finger­abdruck bestimmter Moleküle nachzu­weisen, die an den Silber­flächen haften. Sogar einzelne Moleküle lassen sich auf diese Weise nachweisen. Als Sensoren für Spreng­stoffe oder andere gefähr­liche Verbin­dungen wären Nano­strukturen aus Silber daher gute Kandidaten.

Und auch Anwendungen in der Informations­techno­logie sind denkbar: komplexere Silber­nanostruk­turen könnten die Basis für eine rein optische Daten­verarbeitung bilden. Dafür muss es gelingen, das Verfahren zu ver­feinern und auch mit Silber solche komplexen Strukturen einzu­schreiben, wie es mit anderen Metallen bereits möglich ist.

HZB / JOL

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