Entscheidung für FAIR
Das Forschungszentrum FAIR wird 2022 seinen Experimentierbetrieb aufnehmen, ab 2025 ist Vollbetrieb geplant. Die Partnerländer übernehmen die Mehrkosten für das Projekt.
Seit mehr als einem Jahr ist klar: Der Bau der Facility for Antiproton and Ion Research (FAIR) verzögert und verteuert sich. Unklar war aber lange Zeit, was die Konsequenzen dieser Entwicklung sind. Im Frühjahr 2015 wurde daher eine externe Expertenkommission unter Leitung des CERN-Generaldirektors Rolf-Dieter Heuer eingesetzt, die das Projekt wissenschaftlich und strukturell begutachtet hat. Inzwischen haben sich die Partnerländer verpflichtet, die erwarteten Mehrkosten von 235 Millionen Euro zu übernehmen. Im Jahr 2022 sollen elf der vierzehn Experimente, die Teil der modularisierten Startversion sind, ihren Betrieb aufnehmen. Drei Jahre später werden die restlichen drei Experimente folgen. Dies haben BMBF-Staatssekretär Georg Schütte, die Administrative Geschäftsführerin von GSI und FAIR GmbH Ursula Weyrich und der Wissenschaftliche Geschäftsführer der GSI ad interim Karlheinz Langanke am 18. November offiziell bekannt gegeben.
Beim Pressegespräch unterstrich Georg Schütte, dass die größte Herausforderung des Projekts darin bestehe, dass die beteiligten Wissenschaftler damit technologisches Neuland betreten: „Bei FAIR geht es um Entwicklungen, die an der Spitze der Forschung und der Ingenieurskunst liegen.“ Gemeinsames Ziel aller Beteiligten ist eine weltweit attraktive Forschungsstätte, die später für rund 3000 Nutzer offen stehen wird.
Per Schwertransport wurde der Magnet GLAD aus Frankreich nach Darmstadt geliefert. (Foto: G. Otto / GSI)
Die Expertenkommission hatte das FAIR-Projekt wissenschaftlich positiv begutachtet und festgestellt, dass FAIR auch mit dem gestreckten Zeitplan weltweit führende und einzigartige Spitzenforschung ermöglichen würde. Gleichzeitig gab es Vorschläge, das Projektmanagement und die Organisationsstruktur bei FAIR zu verbessern. Diesen Aufgaben habe man sich direkt angenommen und die Geschäftsleitung von FAIR neu aufgestellt, so Schütte. Anfang 2016 wird ein neuer Technischer Direktor für FAIR und GSI eingestellt. Zudem gibt es bereits eine Findungskommission, um die Position des Wissenschaftlichen Geschäftsführers neu zu besetzen.
Die Kosten für FAIR wurden 2005 auf 1,027 Milliarden Euro geschätzt, inzwischen geht man von 1,262 Milliarden aus, wobei sich diese Zahl auf das Preisniveau von 2005 bezieht und die Zahlen mit einem Eskalationsniveau von 1,3 Prozent pro Jahr angepasst werden müssten. Inzwischen gibt es von allen FAIR-Partnerländern die Zusage, die Mehrkosten von 235 Millionen Euro untereinander aufzuteilen. Deutschland trägt davon 173 Millionen, von denen 90 Prozent der Bund bezahlt und 10 Prozent das Land Hessen. Bis zum Sommer 2016 sollen feste Finanzierungszusagen aller Partner vorliegen. „Alle Partner stehen hinter dem Projekt und sind überzeugt davon, dass es erfolgreich zu realisieren ist“, freut sich Georg Schütte.
Mit dieser Zusage wurden kürzlich drei Bauanträge gestellt, und demnächst wird das FAIR-Management die Aufträge dafür vergeben. Die Marschroute steht nun fest für dieses „Universum im Labor“, wie Karlheinz Langanke das Projekt bezeichnet. So wird FAIR es ermöglichen, das Innere der Kernbausteine aufzuklären und Fragen der Atom- und Biophysik bis hin zur Entstehung von Galaxien zu klären. „FAIR wird eine neue Ära der nuklearen Astrophysik einläuten“, ist Langanke überzeugt.
Maike Pfalz