Erdkern in der Trommel
Großes Laborexperiment soll Einfluss der Präzession für Entstehung des Geodynamos ermitteln.
Strömungen flüssiger Metalle sind in der Lage, Magnetfelder zu generieren. Dieser Dynamo-
Abb.: Eine präzessionsgetriebene Strömung soll im geplanten Dynamo-
Ähnlich wie ein Fahrraddynamo Bewegung in Strom umwandelt, können bewegte leitfähige Flüssigkeiten Magnetfelder erzeugen. Ob dabei tatsächlich ein Magnetfeld generiert wird, darüber entscheidet vor allem die magnetische Reynoldszahl (das Produkt aus Strömungsgeschwindigkeit sowie Ausdehnung und Leitfähigkeit der Flüssigkeit). Wissenschaftler im Team um Frank Stefani vom Institut für Fluiddynamik des HZDR wollen in einem spektakulären Experiment den kritischen Wert erreichen, der für das Auftreten des Dynamo-
„Unser Experiment an der neuen DRESDYN-
Das Zentrum der Erde besteht aus einem festen Kern, der von einer Schicht aus flüssigem Eisen umgeben ist. „Das strömende Metall induziert einen elektrischen Strom, der wiederum das Magnetfeld hervorruft“, erklärt André Giesecke. Die gängige Meinung lautet, dass auftriebsgetriebene Konvektion, zusammen mit der Rotation der Erde, für diesen Geodynamo verantwortlich ist. Welche Rolle die Präzession für die Entstehung des Erdmagnetfelds spielt, ist jedoch noch völlig ungeklärt. Die Rotationsachse der Erde ist um etwa 23 Grad gegenüber ihrer Bahnebene geneigt. Mit einer Periode von rund 26.000 Jahren ändert die Rotationsachse ihre Lage. Diese Taumelbewegung im All, die Präzession, wird als eine der möglichen Energiequellen für den Geodynamo diskutiert. Auch der Mond hatte vor vielen Millionen Jahren ein starkes Magnetfeld. Darauf weisen Gesteinsproben früherer Apollo-
2020 sollen die Experimente mit flüssigem Natrium am HZDR starten. Im Unterschied zu früheren Laborexperimenten zum Geodynamo wird es im Inneren der Stahltrommel keinen Propeller geben, wie er noch im ersten erfolgreichen Dynamo-
„Prinzipiell können wir für die Experimente an DRESDYN drei unterschiedliche Parameter einstellen: Rotation, Präzession und den Winkel zwischen den beiden Achsen“, erläutert Giesecke. Er und seine Kollegen erwarten zum einen Antworten auf die fundamentale Frage, ob Präzession tatsächlich ein Magnetfeld in einem leitfähigen Fluid erzeugt. Zum anderen interessieren sie sich dafür, welche Komponenten der Strömung ursächlich für die Entstehung des Magnetfelds sind oder wann die Sättigung eintritt.
„In Simulationen hatten wir festgestellt, dass in weiten Parameterbereichen stehende Trägheitswellen auftreten. In einem bestimmten Bereich haben wir nun aber eine charakteristische Doppelrollenstruktur beobachtet, die sich für den Dynamoeffekt als extrem effizient erweist. Eine solche Geschwindigkeitsstruktur kennt man prinzipiell auch vom französischen Dynamo-
Für die Vermessung der Strömungsstruktur verwendeten die HZDR-
Die Wissenschaftsgemeinde, die sich mit Dynamos beschäftigt, wartet jedenfalls schon gespannt auf die Ergebnisse des geplanten Experiments, welches sich in vielerlei Hinsicht am Rand des technisch Machbaren bewegt. „Wir versprechen uns aber auch detaillierte Einblicke in die generelle Dynamik von Flüssigmetall-
HZDR / DE