02.10.2020 • Sonnensystemforschung

Erste Messungen der Strahlendosis auf dem Mond

Messgerät der Uni Kiel liefert Daten zur Strahlenexposition von Astronauten.

Schon in wenigen Jahren sollen wieder Menschen auf dem Mond landen – und dort sogar länger verweilen. Auf dem Erd­trabanten ist die Welt­raum­strahlung jedoch ein erheb­liches Risiko. Die Apollo-Astro­nauten trugen deshalb Dosi­meter mit sich, welche die Strahlen­belastung rudimentär maßen. Jetzt berichten Wissen­schaftler aus China und Deutsch­land über die ersten zeit­lich auf­ge­lösten Messungen der Strahlung auf dem Mond.

Abb.: Der chinesische Mond­lander Chang’e-4, auf­ge­nommen vom Rover...
Abb.: Der chinesische Mond­lander Chang’e-4, auf­ge­nommen vom Rover Yutu-2. Das Mess­gerät der Uni Kiel befindet sich links hinter der Antenne. (Bild: CNSA)

Das für diese Messungen verwendete Experi­ment an Bord der chine­sischen Mond­sonde Changé-4, das „Lunar Lander Neutron and Dosimetry“ LND, wurde im Auftrag des Deutschen Zentrum für Luft- und Raum­fahrt DLR mit Mitteln des Bundes­ministeriums für Wirtschaft und Energie von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel entwickelt und gebaut. Die Messungen des LND erlauben die Berechnung der Äquivalent­dosis, die wichtig ist, um die biologischen Effekte der Weltraum­strahlung auf den Menschen abzu­schätzen. „Die von uns gemessene Strahlen­belastung ist ein gutes Maß für die Strahlung inner­halb eines Astronauten­anzuges“, sagt Thomas Berger vom DLR.

Die Messungen ergeben eine Äquivalent­dosis­leistung von etwa sechzig Mikro­sievert pro Stunde. Das sei eine erheb­liche Belastung für den Menschen, sagt Robert Wimmer-Schwein­gruber von Uni Kiel, dessen Team das Instrument entwickelt und gebaut hat: „Wir Menschen sind eben nicht wirklich gemacht für die Weltraum­strahlung. Allerdings können und sollten sich Astro­nauten bei einem längeren Aufenthalt auf dem Mond möglichst vor ihr abschirmen, zum Beispiel indem sie ihre Behausung mit einer dicken Schicht Mondgestein bedecken.“ So ließe sich bei Langzeit­aufent­halten auf dem Mond das Risiko der Astronauten für Krebs und andere Erkrankungen senken.

Chang’e-4 war am 3. Januar 2019 auf der Rückseite des Mondes gelandet. Das Gerät der Uni Kiel misst jeweils tagsüber und bleibt, wie alle anderen wissen­schaft­lichen Geräte, während der sehr kalten und fast zwei Wochen dauernden Mondnacht ausge­schaltet, um Energie zu sparen. Gerät und Lander sollten mindestens ein Jahr lang messen und haben dieses Ziel bereits über­troffen. Die Daten des Geräts und des Landers werden über den Relais­satelliten Queqiao, der sich hinter dem Mond befindet, zur Erde übertragen.

Auch hinsichtlich zukünftiger inter­planetarer Missionen sind die gewonnen Daten relevant. Da der Mond weder ein schützendes Magnetfeld noch eine Atmosphäre besitzt, ist das Strahlungs­feld auf der Mond­ober­fläche dem im inter­planetaren Raum ähnlich, abgesehen von der Abschirmung durch den Mond selbst. „Deshalb werden die Messungen des LND auch verwendet, um Modelle zu über­prüfen und weiter­zu­entwickeln, die für zukünftige Missionen einge­setzt werden können“, so Wimmer-Schwein­gruber. „Wenn zum Beispiel eine bemannte Mission gen Mars aufbricht, kann durch die neuen Erkenntnisse vorab die erwartete Strahlen­exposition verläss­licher abgeschätzt werden. Dabei ist es wichtig, dass der Detektor auch gewisse Rück­schlüsse auf die Zusammen­setzung des Strahlungs­feldes zulässt.“

CAU / RK

Weitere Infos

 

ContentAd

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe
ANZEIGE

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Die HiPace 10 Neo ist ein effizienter, kompakter Allrounder für den Prüfalltag, der geräuscharm und besonders energieeffizient ist.

Weiterbildung

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie
TUM INSTITUTE FOR LIFELONG LEARNING

Weiterbildungen im Bereich Quantentechnologie

Vom eintägigen Überblickskurs bis hin zum Deep Dive in die Technologie: für Fach- & Führungskräfte unterschiedlichster Branchen.

Meist gelesen

Themen