18.02.2009

'Erster' Mondglobus der Welt mit 250 Jahren Verspätung erschienen

Eigentlich war die Kugel schon Mitte des 18. Jahrhunderts fast fertig, doch starb der schwäbische Astronom Tobias Mayer viel zu früh



Stuttgart (dpa) - Jetzt ist er also doch noch fertig geworden. 250 Jahre zu spät - aber immerhin: der erste Mondglobus der Welt. Eigentlich war die Kugel schon Mitte des 18. Jahrhunderts fast fertig, doch starb der schwäbische Astronom Tobias Mayer (1723- 1762) viel zu früh mit 39 Jahren - und konnte sein Werk nicht mehr vollenden. Das hat nun der Tobias Mayer Verein in seiner Geburtsstadt Marbach am Neckar übernommen. Strikt nach Original-Vorlagen und in der Technik, die um 1750 üblich war, wurde Mayers Mondglobus in den vergangenen fünf Jahren fertiggestellt. Die Württembergische Landesbibliothek zeigt ihn und einige Original-Exponate zum Werk des Wissenschaftlers bis Ende Februar in Stuttgart.

«Natürlich» habe der Mayer-Mond nur eine Vorderseite, erklärte Prof. Armin Hüttermann vom Verein. Schließlich lieferte erst die russische Sonde Lunik 3 knapp 200 Jahre nach Mayers Tod erste Bilder von der Rückseite des Erdtrabanten. Mayer hingegen stand auf der Erde und hatte nur ein - aus heutiger Sicht - recht einfaches Fernrohr zur Verfügung. Stück für Stück zeichnete er den Mond und seine unzähligen Krater ab. Insbesondere dann, wenn nicht gerade Vollmond war. «Bei Vollmond wird das Mondgelände von vorne beleuchtet und es fehlt die plastische Wirkung», erläuterte Hüttermann.

Mondkarten gab es auch schon vorher. Auch der italienische Astronom Galileo Galilei (1564-1642) hatte den Mond Nacht für Nacht durch ein Fernrohr beobachtet und Karten entworfen. Alles vor Mayer sei aber «eher kunstvoll als exakt» gewesen, sagte Hüttermann. Mayers Mondkarten hätten für mindestens 80 Jahre als unübertroffen exakt gegolten.

Der älteste erhaltene Mondglobus stammt nach Angaben des Globenmuseums in Wien von John Russel (1745 - 1806), einem englischen Maler. Er habe 1797 eine geringe Anzahl von Mondgloben in London hergestellt. Laut Jan Mokre, dem Direktor der Kartensammlung des Globenmuseums, gibt es zwar Hinweise auf aber keine Nachweise von Mondgloben, die vor 1750 gefertigt worden sind.

Tobias Mayer wurde am 17. Februar 1723 in Marbach geboren. Nur einen Steinwurf von dem Haus entfernt, in dem 36 Jahre später der berühmteste Sohn der Stadt geboren wurde: der Dichterfürst Friedrich Schiller. Der Tobias Mayer Verein betreibt im Geburtshaus ein kleines Museum.

Von Mayers geplanten Globus blieben sechs Kupferplatten und acht Handzeichnungen erhalten. Sie werden allerdings in der Sternwarte und der Universitätsbibliothek in Göttingen aufbewahrt, wo Mayer zuletzt als Professor tätig war. Da der Mond etwas «eiert» und sich nicht immer exakt von der gleiche Seite zeigt, umfassen Mayers Karten sogar etwas mehr als die Hälfte der Mondfläche. Kurz vor seinem Tod 1762 wollte er sein Werk vollenden. Er bestellte gestochene Kupferplatten seiner Handzeichnungen von zwölf Globussegmenten. Die Hälfte ist der Nachwelt erhalten. Wie Mayer die Rückseite seines Mondglobus' gestalten wollte, weiß niemand mehr.


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AL

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