04.05.2017

Erstes Laserlicht am XFEL

Größter Röntgenlaser der Welt erreicht letzten großen Meilenstein vor der Eröffnung.

Der European XFEL in der Metropol­region Hamburg, der größte Röntgen­laser der Welt, hat den letzten großen Meilen­stein vor der offi­ziellen Inbe­triebnahme im September erreicht: Die 3,4 Kilometer lange Anlage, die sich zum größten Teil in unter­irdischen Tunneln erstreckt, hat das erste Röntgen­laserlicht erzeugt. Das Röntgen­licht hatte eine Wellen­länge von 0,8 Nano­metern. Der Laser erzeugte beim First Lasing einen Puls pro Sekunde, später werden es einmal 27000 pro Sekunde sein.

Abb.: Erstes Laserlicht im European XFEL, aufgezeichnet vom Röntgendetektor am Ende des Tunnels. (Bild: DESY)

European XFEL-Geschäfts­führer Robert Feidenhans’l sagte: „ Auf diesen großen Moment haben unsere Partner und wir viele Jahre lang hin gearbeitet. Der European XFEL hat das erste Röntgen­laserlicht erzeugt. Die Anlage, in der das Know-how und Bauteile aus vielen Ländern der Welt stecken, hat ihren ersten großen Test mit Bravour bestanden. Dies ist auch ein großer Erfolg für wissen­schaftliche Zusammen­arbeit in Europa und darüber hinaus. Wir können nun damit beginnen, die Röntgen­blitze über weltweit einzig­artige Spiegel durch den letzten Tunnel­abschnitt in die Expe­rimentier­halle zu leiten und danach schritt­weise die Expe­rimentier­stationen in Betrieb nehmen. Ich freue mich sehr auf den Start des inter­nationalen Nutzer­betriebs, der für September geplant ist.“

Helmut Dosch, Vor­sitzender des DESY-Direk­toriums, sagte: „Der Euro­päische Röntgen­laser XFEL ist zum Leben erweckt worden. Mit dem ersten Laserlicht, das heute mit dem modernsten und leistungs­stärksten Linear­beschleuniger der Welt erzeugt wurde, beginnt in Europa eine neue Ära der Forschung. Diese weltweit einzig­artige Hightech-Anlage wurde in Rekord­zeit und im gesetzten finan­ziellen Rahmen erbaut. Dies ist ein gran­dioser Erfolg der Wissen­schaft. Der European XFEL wird uns gestochen scharfe Bilder des mole­kularen Aufbaus von neuen Materia­lien und Wirkstoffen und neuartige Live-Aufnahmen von bio­chemischen Reaktionen liefern.“

Das Röntgen­laserlicht des European XFEL ist extrem intensiv und milliarden­fach heller als das von her­kömmlichen Syn­chrotron-Licht­quellen. Die erreich­bare Wellen­länge des Laser­lichts entspricht in etwa der Größe von Atomen; man erreicht daher eine atomare Auf­lösung, mit der sich Bilder und Filme im Nano­kosmos aufnehmen lassen – beispiels­weise von Biomole­külen, die für die Entstehung von Krank­heiten oder die Ent­wicklung von Therapien von Bedeutung sind. Weitere Einsatz­gebiete sind die Unter­suchung von chemischen Prozessen und kata­lytischen Verfahren, mit dem Ziel diese zu verbessern oder umwelt­freundlicher zu machen, Material­forschung oder die Untersuchung von Zuständen, wie sie im Inneren von Planeten herrschen. Erzeugt wurde das European XFEL-Röntgen­licht mit einem Elektronen­strahl aus einem supra­leitendenden Linear­beschleuniger, der Schlüssel­komponente des Röntgen­lasers.

Abb.: Blick in den 2,1 Kilometer langen Beschleunigertunnel des European XFEL mit den gelben supraleitenden Beschleunigermodulen. (Bild: DESY / D. Nölle)

In einem 2,1 Kilometer langen Beschleuniger­tunnel werden Elektronen­pulse zunächst stark beschleunigt und für die spätere Erzeu­gung von Röntgen­licht vorbereitet. Mit annähernd Licht­geschwindig­keit und sehr hoher Energie passierten die sehr inten­siven Elektronen­pulse nun erstmals in einem sich an­schließenden Photonen­tunnel eine 210 Meter lange Strecke zur Röntgen­licht­erzeugung. Hier wirken 17290 Permanent­magnete ab­wechselnder Polung von oben und unten auf Elektronen­strahl ein. Die Magnete dieses Undu­lators bringen die Elektronen­pakete auf einen engen Slalom­kurs, auf dem sie in jeder Kurve extrem kurz­wellige Röntgen­strahlung abgeben, die sich im Verlauf der Strecke lawinen­artig verstärkt. Für das First Lasing wurde das Röntgenlicht kurz vor Erreichen der unter­irdischen Expe­rimentier­halle in Schene­feld im Tunnel aufge­fangen und gemessen.

Der 3,4 Kilometer lange European XFEL ist der größte und leistungs­fähigste von fünf Röntgen­lasern weltweit, die kurz­welliges, hartes Röntgen­licht erzeugen können. Bis zu 27000 Licht­blitze statt wie bisher maximal 120 pro Sekunde, eine extrem hohe Spitzen­leucht­stärke und der gleich­zeitige Betrieb an mehreren Expe­rimentier­stationen werden es Wissen­schaftlern ermöglichen, auch sehr kleine Proben­mengen zu unter­suchen und die Experimente schneller durch­zuführen. So sparen sie unter anderem wertvolle Strahl­zeit, die an Röntgen­lasern wegen der weltweit begrenz­ten Kapa­zitäten so stark nachge­fragt wird, dass diese in der Regel mehrfach über­bucht sind. Anfang September soll der Röntgen­laser offiziell eröffnet werden. An­schließend sollen externe Nutzer an den beiden ersten von zunächst sechs Expe­rimentier­stationen die ersten Experi­mente durch­führen können.

XFEL / DESY / JOL

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Anbieter des Monats

SmarAct GmbH

SmarAct GmbH

Mit der Entwicklung und Produktion von marktführenden Lösungen im Bereich hochpräziser Positioniertechnik, Automatisierungslösungen und Metrologie begleitet die SmarAct Group ihre Kunden zuverlässig bei der Realisierung ihrer Ziele.

Meist gelesen

Themen