24.11.2017

Erstes Licht für die Zwicky Transient Factory

Neue Teleskopkamera untersucht Expansions­geschichte des Uni­versums.

Ein Teleskop mit einer extrem hochauflösenden Kamera durch­sucht künftig den Himmel jede Nacht auf Stern­explo­sionen und andere kurz­lebige, energie­reiche Himmels­ereig­nisse. Die „Zwicky Tran­sient Faci­lity“, kurz ZTF, kann hundert­tausende Sterne und Galaxien auf einmal beob­achten und dadurch besonders schnell den Nacht­himmel durch­mustern. Das „First Light“ vom 1. November, also die erste Aufnahme des neuen Instru­ments, zeigt einen Aus­schnitt aus dem Stern­bild Orion, unter anderem mit dem berühmten Pferde­kopf­nebel. An dem Projekt sind neben dem Caltech in den USA mehrere inter­natio­nale Partner beteiligt, darunter die Uni Berlin und das DESY.

Abb.: Erstes Licht: Dieses Bild wurde am 1. November mit der ZTF aufgenommen. Jedes ZTF-Bild deckt einen Himmels­bereich von 47 Quadrat­grad ab. Der Pferde­kopf­nebel im Stern­bild Orion ist gut zu erkennen. (Bild: Caltech)

„Jede Sekunde explodiert irgendwo im Universum eine Supernova“, sagt ZTF-Chef­wissen­schaftler Shrinivas Kulkarni. „Wir können natür­lich nicht alle davon sehen – aber mit der ZTF-Kamera erwarten wir, mehrere zehn­tausend in der drei­jährigen Lauf­zeit des Projekts zu beob­achten.“ Super­novae sind unter anderem deshalb inte­res­sant, weil sie als kosmische Teilchen­beschleu­niger wirken und zudem die Ver­messung der Expansions­geschichte des Uni­versums erlauben.

„Das Licht von kosmischen Feuerwerken einzufangen ermög­licht eine neue Ära der Multi-Messenger-Astro­nomie, also der Unter­suchung astro­no­mischer Objekte mit Licht, Gravi­tations­wellen und Neutrinos“, so Marek Kowalski von der Uni Berlin und dem DESY. „Ich bin sehr gespannt auf die ersten ZTF-Beob­ach­tungen der schnell ver­glim­menden blauen Blitze ver­schmel­zender Neutronen­sterne oder des längeren Auf­flackerns von Super­nova-Explo­sionen masse­reicher Sterne.“

Und sein Kollege Jakob Nordin von der Uni Berlin ergänzt: „Unsere Milch­straße bewegt sich mit etwa sechs­hundert Kilo­metern pro Sekunde durch den Kosmos und wir wissen letzt­lich nicht, warum wir so schnell unter­wegs sind. Wir wollen die von der ZTF beob­ach­teten Super­novae dazu ver­wenden, den Ein­fluss des Uni­versums auf die Dynamik unser Milch­straße zu ver­stehen.”

Benannt ist das Beobachtungsprojekt nach dem Astro­physiker Fritz Zwicky, der 1925 zum Caltech kam und im Laufe seines Lebens insge­samt 120 Super­novae ent­deckt hat. Das Tele­skop vom Schmidt-Typ hat einen Durch­messer von 1,2 Metern und steht am Palomar-Obser­va­torium des Caltech. Die ZTF-Kamera hat ein besonders großes Blick­feld von 47 Quadrat­grad. Dank des großen Gesichts­felds, der extrem empfind­lichen Kamera und eines schnellen Tele­skop­motors wird das Tele­skop alle drei Nächte nahezu den gesamte Nacht­himmel nach kurz­lebigen, ver­änder­lichen Ereig­nissen absuchen. Jedes Bild, das die Kamera auf­nimmt ist 24.000 mal 24.000 Pixel groß. Der Ent­wurf und Bau der Anlage war eine tech­nische Heraus­forderung, insbe­sondere da die Kamera in die relativ schmale Tele­skop­röhre passen muss. Deshalb liegt beispiels­weise der Kamera­ver­schluss außer­halb des Tele­skops und musste daher außer­gewöhn­lich groß gebaut werden: Mit einer Öffnung von 1,2 Metern Durch­messer wurde für das Beob­achtungs­projekt der größte je für astro­no­mische Zwecke gebaute Kamera­ver­schluss kon­struiert.

HUB / RK

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