25.09.2024

Erstmals einzelne Infrarot-Photonen nachgewiesen

Zwei in einem magischen Winkel zueinander verdrehte Graphenschichten machen Nachweis der langwelligen Photonen möglich.

Ein internationales Forschungsteam hat erstmals einzelne Photonen im Infrarotspektrum mithilfe eines revolutionären Materials nachgewiesen. Es besteht aus zwei in einem magischen Winkel zueinander verdrehten Graphenschichten. Damit lassen sich nun auch Photonen mit längerer Wellenlänge detektieren. Und das ist wichtig für die Entwicklung neuartiger Quantensensoren.

Abb.: Das Team von Dmitri Efetov im Labor an der Uni München.
Abb.: Das Team von Dmitri Efetov im Labor an der Uni München.
Quelle: MCQST / C. Hohmann

Ein einzelnes Photon ist eine elementare Anregung des elektromagnetischen Feldes. Heute können hochempfindliche Einzelphotonendetektoren bei der Absorption einzelner Photonen ein Impulssignal erzeugen. Solche Detektoren sind wesentliche Bestandteile der Quantenkryptographie, der astrophysikalischen Forschung und fortschrittlicher Kommunikationssysteme.

Die Einzelphotonendetektion wird in der Regel mit supraleitenden Materialien erreicht. In einem Supraleiter kann Elektrizität ohne Widerstand fließen. Wenn ein Photon auf ein supraleitendes Bauteil trifft, stört die eingebrachte Energie den supraleitenden Zustand und erzeugt ein messbares elektrisches Signal. Während jedoch Einzelphotonendetektoren für den sichtbaren Bereich kommerziell verfügbar sind, stellt die Ausweitung dieser Fähigkeiten auf den mittleren Infrarot- und Terahertzbereich aufgrund der extrem niedrigen Energie dieser Photonen eine große Herausforderung dar. Um dieses große Ziel zu erreichen, sind neuartige Detektorkonzepte und die Erforschung neuer Materialplattformen jenseits der herkömmlichen supraleitenden Materialien erforderlich.

Das Team um Dmitri Efetov von der Uni München schlug eine Strategie zur Lösung dieses Problems vor, indem es ein revolutionäres Material verwendete, das im magischen Winkel verdrehte, zweischichtige Graphen. Dieses 2018 entdeckte Material wird gebildet, indem man zwei Graphenschichten im magischen Winkel zueinander verdreht. Das führt zu einer einzigartigen supraleitenden Phase, die sich durch eine extrem niedrige Elektronendichte auszeichnet. Sie ist zehn- bis hunderttausendmal niedriger als bei herkömmlichen Supraleitern, die üblicherweise für Einzelphotonen-Detektionsanwendungen verwendet werden.

„Unser neuer Ansatz ist relativ einfach“, erklärt Efetov. „Ist die Anzahl der Elektronen, die zum supraleitenden Zustand beitragen, außerordentlich gering, kann sogar ein einziges Photon mit niedriger Energie den supraleitenden Zustand erheblich stören. Das eröffnet einen neuen Weg zur Ausweitung der Einzelphotonendetektion auf einen größeren Spektralbereich.“

Efetovs Forschungsgruppe im Exzellenzcluster MCQST ist eine der wenigen weltweit, die die Herstellung von supraleitenden Proben mit magischem Winkel beherrscht. Die Bauelemente werden vertikal aus zweidimensionalen Van-der-Waals-Materialien zusammengesetzt. Es ist dabei erforderlich, die beiden Graphenschichten präzise in einem kleinen Winkel von 1,1 Grad zueinander auszurichten. „Im Lauf der Jahre konnten wir das Herstellungsprotokoll optimieren und supraleitende Bauelemente von höchster Qualität herstellen, die für den Nachweis einzelner Photonen unerlässlich sind“, sagt Team-Mitglied Giorgio Di Battista.

Die Forscher beleuchteten das Bauteil mit einer stark abgeschwächten Infrarot-Laserquelle bei extrem niedrigen Temperaturen, etwa zehn Millikelvin. Sie reduzierten die Laserleistung so weit, dass nur einzelne Photonen den Detektor erreichten. Gleichzeitig überwachten sie das induzierte elektrische Signal und konnten so die einzelnen Infrarot-Photonen nachweisen.

Das Potenzial dieser Arbeit ist nicht auf Graphen mit magischem Winkel beschränkt. Es erstreckt sich vielmehr auf eine breitere Familie von Supraleitern auf Graphenbasis, die sich durch ultraniedrige Elektronendichten auszeichnen. Die Forschung von Efetov und seinem Team eröffnet interessante Möglichkeiten für die Nutzung dieser Materialien als neuartige Plattform für die Entwicklung revolutionärer Quantengeräte und Sensoren. Diese Entdeckung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Ausweitung der supraleitenden Einzelphotonendetektion auf Photonen mit längerer Wellenlänge.

LMU / RK

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