Europas Kometenjagd
Europas Raumsonde «Rosetta» startete im dritten Anlauf und wurde erfolgreich ins All geschickt.
Europas Raumsonde «Rosetta» startete im dritten Anlauf und wurde erfolgreich ins All geschickt.
Kourou/Darmstadt (dpa) - Europas Raumsonde «Rosetta» ist am Dienstag erfolgreich zu ihrer in der Raumfahrtgeschichte einmaligen Kometenjagd gestartet. Im dritten Anlauf hob die Trägerrakete Ariane 5 am Dienstagmorgen planmäßig vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana ab und setzte die Sonde zwei Stunden später im Weltraum aus. «Die kritischen Phasen haben wir perfekt gemeistert und stehen jetzt am Anfang eines großen Abenteuers», sagte der Technische Leiter der Europäischen Weltraumagentur (ESA), Gaele Winters, in Darmstadt. Das dortige Raumfahrtkontrollzentrum (ESOC) übernimmt die Führung der Sonde auf ihrem zehnjährigen Flug zum Kometen «Tschurjumow-Gerassimenko». Von den Gesteinsanalysen erwarten die Forscher unter anderem Aufschlüsse über die Entstehung unseres Sonnensystems.
Rosetta hob am 2. März 2004 um 04:17 Uhr Ortszeit erfolgreich vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana ab - das entspricht 08:17 Uhr MEZ. (Quelle: ESA)
Mit der rund eine Milliarde Euro teuren Mission feiert die ESA gleich mehrere Premieren. Die erste hat die Trägerrakete Ariane 5 bereits erfolgreich abgeschlossen: Bislang transportierte sie Satelliten in eine Erdumlaufbahn, jetzt hat sie erstmals das anspruchsvollere Manöver bestanden, eine Raumsonde im Weltall auszusetzen. Zuvor waren zwei Starts in der vergangenen Woche abgesagt worden - einmal wegen widriger Winde, das zweite Mal wegen eines Lochs in der Raketenisolierung.
«Rosetta» - benannt nach einem ägyptischen Inschriften-Stein, der den Schlüssel zur Entzifferung der Hieroglyphen lieferte - ist nach Angaben der ESA die erste Sonde, die ohne Atomenergie eine so lange Reise wagt. Sie gewinnt ihren Strom ausschließlich aus ihren zwei 14 Meter langen Solarflügeln. Da sich die Sonde bei ihrem Flug teilweise sehr weit von der Sonne entfernt, muss sie über mehrere Jahre vollständig abgeschaltet werden. «So werden wir zwischen 2011 und 2014 keinen Kontakt zu ihr haben», erläuterte Projektleiter Manfred Warhaut.
Erstmals in der Raumfahrtgeschichte wird außerdem ein Landegerät auf einem Kometen ausgesetzt. Dabei muss sich der Lander «Philae» mit einer Harpune festklammern, denn der kosmische «Schneeball» ist nicht länger als vier Kilometer und verfügt nur über eine sehr geringe Anziehungskraft. Wegen der widrigen Verhältnisse wird «Philae» den Kometen möglicherweise nur wenige Tage «reiten» können. In dieser Zeit soll der Lander so viele Bodenproben wie möglich ziehen.
Insgesamt ist «Rosetta» mit 21 Forschungsinstrumenten bestückt und wird den Kometen 13 Monate lang auf seinem Weg um die Sonne begleiten. Dabei wird sie auch untersuchen, wie durch die Erwärmung der Kometenschweif entsteht. Kometen gelten als «Urgesteine» unseres Sonnensystems, an denen sich die ursprüngliche Verteilung der Elemente ablesen lässt. Das Wissen über ihre Zusammensetzung ist nach Ansicht von Wissenschaftlern allerdings nicht nur für die Forschung von Interesse. Da Kometen der Erde immer wieder gefährlich nahe kommen, sei es gut, ihren Aufbau zu kennen, um gegebenenfalls Abwehrmaßnahmen ergreifen zu können.
Weitere Infos:
«Rosetta»-Homepage der ESA:
http://www.esa.int/rosetta