10.09.2007

Europas Spitzenrakete im Steilflug

Die Auftragsbücher für die Ariane-5 sind prall gefüllt, mehrere der Hauptkonkurrenten um das weltweite Geschäft mit den Starts der kommerziellen Satelliten hatten mit Problemen zu kämpfen.

Europas Spitzenrakete im Steilflug

Paris (dpa) - Europas Spitzenrakete ist im Steilflug. Die Auftragsbücher für die Ariane-5 sind prall gefüllt, mehrere der Hauptkonkurrenten um das weltweite Geschäft mit den Starts der kommerziellen Satelliten hatten mit Problemen zu kämpfen. Das freut die Raketenbetreiber von Arianespace in Evry bei Paris umso mehr, weil der der Himmel für Europas Weltraumfahrt nicht immer voller Geigen hing: An diesem Montag ist es ein Vierteljahrhundert her, dass bei einer der ersten Ariane-1-Raketen das Triebwerk nach 560 Sekunden versagte und zwei Satelliten verloren gingen. Und der Premierenstart der starken Ariane-5 endete wegen eines Computerfehlers im Juni 1996 in einem Funkenregen. Doch diese Rückschläge sind derzeit vergessen.

Nicht zuletzt zieht der Markt wieder an, getrieben von der rasanten Entwicklung des HDTV-Fernsehens und der Handy-Kommunikation. Machte dem europäischen Raketenbetreiber und der Branche vor Jahren noch eine große Flaute zu schaffen, stehen die Zeichen nun auf volle Kraft voraus - dabei nicht zuletzt dank einer gekonnten Vermarktung.

Mitte August wuchtete der Trumpf der europäischen Raumfahrt zwei schwere Kommunikationssatelliten in den Weltraum. Für den Schwerlastträger des Alls war es der 19. erfolgreiche Start in Serie. Vor allem aber bleibt die leistungsstarke Ariane-5 die weltweit einzige Trägerrakete, die zwei Nutzlasten - zumeist Satelliten - mit zusammen bis zu zehn Tonnen Gewicht befördern kann. Dabei hatte doch auch die «Zehn-Tonnen-Ariane» ihren Jungfernflug im Dezember 2002 vermasselt, als die Startpremiere der Ariane-5-ECA wegen eines Triebwerkproblems buchstäblich ins Wasser fiel. Eine lange Krisenzeit folgte. Der politische Wille, «Europas Zugang» zum Weltraum zu sichern, und ein Sparprogramm halfen dem Projekt auf die Beine.

Die heute dicken Auftragsbücher legen es nahe, die Zahl der jährlichen Starts vom europäischen Raumfahrtbahnhof Kourou in Französisch-Guayana auszubauen. Noch drei Mal soll eine Ariane-5 in diesem Jahr für den Raketenbetreiber Arianespace von der Startrampe im Dschungel abheben. Arianespace-Chef Jean-Yves Le Gall will, dass der Weltmarktführer für kommerzielle Satellitenstarts nach insgesamt sechs Flügen im Jahr 2007 auf acht im nächsten Jahr aufstockt. Immerhin sind nach dem letzten geglückten Start im August noch 42 Satelliten in Wartestellung.

Es begann am Heiligabend 1979 in Kourou mit dem ersten Abheben einer Ariane. Längst hat sich die «Alte Welt» ganz fest im Weltraum etabliert. Und Arianespace ist dabei immer auch das Sprungbrett für die Europäische Weltraumorganisation (ESA) - 2008 dann auch für den aufwendigen Start des europäischen Raumtransporters ATV. Außerdem legen Arianespace und die erfahrenen russischen Fachleute ihr Know- how immer mehr zusammen.

Von 2009 an sollen auf einer eigens dafür gebauten Startrampe russische Sojus-Raketen von Kourou aus beim Transportgeschäft Hilfestellung leisten. Le Gall will dort neben der Ariane-5 und der neuen europäischen Kleinrakete Vega auch dieses so bewährte Zugpferd der russischen Raumfahrtnation zum Einsatz bringen. So hat nicht nur die Ariane Jahrzehnte nach ihrem ersten Start Zukunft, sondern auch die internationale Kooperation.

Hanns-Jochen Kaffsack, dpa

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