Extrakurze Elektronenkanone
Direkte Laserbeschleunigung erzeugt ultrakurze relativistische Elektronenpulse.
Eine gezielte und direkte Beschleunigung von Elektronen in extrem starken Laserfeldern würde es ermöglichen, neuartige, ultrakompakte Beschleuniger zu realisieren. Um dieses Ziel zu erreichen, muss man jedoch die intrinsische Bewegung von Elektronen im elektromagnetischen Wechselfeld eines Laserpulses gleichrichten und vom Feld entkoppeln. Diese grundlegende Herausforderung wird weltweit intensiv erforscht. In Experimenten am Max-Born-
Abb.: Schematische Darstellung der direkten Elektronenbeschleunigung im Laserfeld (Bild: MBI)
Dieses Konzept eröffnet die Möglichkeit, relativistische und ultrakurze Elektronenpulse auf extrem kleinen Beschleunigungsdistanzen unterhalb eines Millimeters zu erzeugen. Solche Elektronen und darauf basierende Röntgenquellen haben vielfältige Anwendungsgebiete in der Spektroskopie und Strukturanalyse, in medizinisch-
Wie Elektronen in sehr starken Laserfeldern zu relativistischen Energien beschleunigt werden können, berührt eine grundlegende Frage der Physik der Licht-
Weltweit widmen sich viele Forschungsgruppen derzeit der Frage, mit welcher Geschwindigkeit sich Elektronen aus einem extrem starken Laserfeld extrahieren lassen und wie man mit ultrakurzen Laserpulsen entsprechend kurze Elektronenpulse hoher Ladungsdichte erzeugen kann.
In einem Lichtfeld mit „relativistischer" Intensität (I> 1018 W/cm2), oszillieren die Elektronen mit Geschwindigkeiten nahe der Lichtgeschwindigkeit und ihre kinetische Energie liegt im Bereich von Megaelektronenvolt bis Gigaelelektronenvolt (GeV bei I> 1022 W/cm2). Diese starken Lichtfelder erreicht man durch die Fokussierung von sehr kurzen Laserpulsen mit hohen Pulsenergien auf Raumbereiche von einigen Mikrometern. Die dadurch entstehende räumliche Intensitätsverteilung ermöglicht bereits eine Beschleunigung von Elektronen zu hohen kinetischen Energien.
Das Prinzip ist als „ponderomotive" Beschleunigung bekannt und stellt einen elementaren Prozess bei der Wechselwirkung von starken Lichtfeldern und Materie dar. Verschiedene theoretische Studien haben vorhergesagt, dass sichdarüber hinaus die Anzahl und Energie der Elektronen durch eine zusätzliche direkte Beschleunigung im Laserfeld deutlich steigern lässt – aber nur, wenn die Elektronen-
In den Experimenten am MBI entkoppelten die Forscher die Elektronen von dem Lichtpuls zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt mittels einer für das Laserlicht undurchlässigen Separator-
Für hinreichend geringe Foliendicken unter 100 Nanometern kann ein Teil des Laserlichts dieses Plasma passieren. Dadurch werden die hinter der Folie bereits emittierten Elektronen von dem transmittierten Lichtpuls überholt. Quasi intrinsisch synchronisiert werden die „langsamen" Elektronen in das transmittierte, immer noch relativistische Laserfeld (<8 × 1018W/cm2) injiziert. Wird nun eine zweite dünne Folie als Separator in einem geeigneten Abstand hinter der ersten Folie platziert, kann man eine Verstärkung des Elektronensignals in einem ganz bestimmten Energiebereich feststellen. Die Separator-
Die in der Gruppe von Matthias Schnürer durchgeführten Experimente zeigen, dass die Verstärkung des Elektronensignals bei einem ganz bestimmten Abstand maximal wird und für sehr große Abstände gänzlich verschwindet. Das theoretische Konzept, Elektronen durch eine rechtzeitige Entkopplung vom Laserpuls nach erfolgter Beschleunigung auf hohen kinetischen Energien zu belassen, wurde durch zahlreiche Messreihen und numerische Simulationen bestätigt. Die Experimente und das analytische Modell zeigen, wie langsame Elektronen mit kinetischen Energien unter 100 Kiloelektronenvolt durch die Anwesenheit der zweiten Folie auf etwa eine Größenordnung höhere Energie beschleunigt werden. Dieser Effekt führt zu einer Verdichtung der Elektronen in einem engen Energiebereich. Anders als bei der Kielwellenbeschleunigung, mit der bereits die Erzeugung von GeV-
MBI / DE