Flexibel und schnell vernetzt
Das Deutsche Forschungsnetz hat eine neue optische Transporttechnik erhalten und ist damit besser gerüstet für anstehende Großprojekte der Wissenschaft.
Computer und schnelles Internet sind aus der heutigen Welt nicht mehr wegzudenken. Inzwischen produzieren wissenschaftliche Großprojekte wie der Large Hadron Collider am CERN so viele Daten, dass diese weltweit an zahlreiche Rechenzentren verteilt und dort weiterverarbeitet und gespeichert werden müssen. In Deutschland versorgt das Deutsche Forschungsnetz (DFN) mehr als 750 Universitäten, Hochschulen und andere Wissenschaftseinrichtungen mit seinem maßgeschneiderten Wissenschaftsnetz „X-WiN“, das nahtlos in den europäischen und weltweiten Verbund der Forschungs- und Wissenschaftsnetze integriert ist.
Kürzlich wurde das Deutsche Forschungsnetz in einem mehrmonatigen Prozess auf eine neue optische Transporttechnik umgestellt, die insbesondere höhere Übertragungskapazitäten und einen flexibleren Betrieb erlaubt. Über jede Glasfaserstrecke lassen sich nun bis zu 88 Wellenlängenverbindungen mit Übertragungsraten von bis zu 100 Gbit/s schalten – vorher waren es gerade mal 40 Wellenlängenverbindungen mit einer um den Faktor zehn niedrigeren Übertragungsrate. Zudem ist es möglich, die neue optische Plattform aus der Ferne zu schalten und somit deutlich flexibler auf neue Anforderungen zu reagieren. Früher war vor Ort eine manuelle Konfiguration erforderlich, sodass es Wochen dauern konnte, neue Verbindungen zu schalten oder bestehende umzuschalten.
Rund 11.000 Kilometer Glasfasern, die in mehreren Ringen angeordnet sind, bilden die Basis des Wissenschaftsnetzes. Die Umstellung auf die neue Technik musste an 111 Standorten im laufenden Betrieb stattfinden und durfte die mehr als 2,5 Millionen angeschlossenen Nutzer nicht stören – eine enorme planerische, logistische und technische Herausforderung: Da das neue System nicht kompatibel mit der alten Technik ist, wurden immer ganze Teilstrecken gleichzeitig migriert. Dafür mussten beide Endpunkte sowie sämtliche Kernnetz- und Verstärkerstandorte auf der gewählten Glasfaserstrecke bereits auf die neue Technik umgestellt sein. Im zentralen Bereich des Netzes wurde gar – vergleichbar mit einer Bypass-Operation – ein zweiter Glasfaserring angelegt und per Knopfdruck auf diesen umgeschaltet.
Die technische Aufrüstung des Wissenschaftsnetzes X-WiN ist eine wichtige Voraussetzung für die anstehenden internationalen Grand-Challenge-Projekte der Wissenschaft. Denn bei diesen werden sogar noch mehr Daten anfallen als bei heutigen Großprojekten. In der Physik gilt das beispielsweise für das Square Kilometre Array (SKA) oder die Experimente am Fusionsreaktor ITER.
DFN / Maike Pfalz