Forschen statt essen
Im neuen Rätsel von Physik in unserer Zeit geht es um einen Pionier der Atomphysik, der in jungen Jahren im Ersten Weltkrieg starb. Es gibt drei Bücher zu gewinnen.
Gerade 27 Jahre ist er alt, als die Briten und Franzosen beschließen, zusammen mit anderen Verbänden die Türken auf der Halbinsel Gallipoli anzugreifen. Die Schlacht um die strategisch wichtigen Felsen wird zu einer der blutigsten des Krieges. Einer der Toten ist der gesuchte Physiker. Und das Klagelied, dass die Wissenschaftswelt daraufhin anstimmt, beweist, dass da kein gewöhnlicher Physikstudent sein Ende gefunden hat.
Die Wissenschaft liegt in seiner Familie: Sein Vater ist ein Zoologe, dessen Vater war theoretischer Physiker. Erzogen wird er, wie sich das gehört, in Eton, wo er einem besonderen Interesse der Mathematik frönen darf. Mit 18 kommt er ans Trinity College in Oxford und schließt sein Studium vier Jahre vor dem Krieg ab. Mit dem Prüfungsergebnis ist er indes nicht recht zufrieden: In Mathe sahnt er zwar den besten Platz ab, in Naturwissenschaften aber landet er nur auf Platz zwei – obwohl er sich noch während seines Studiums mit Ernest Rutherford auf eine Tasse Tee zusammensetzt, um sich zu erkundigen, ob der Großmeister der Atomphysik nicht einen Platz am Experimentiertisch frei hat.
Der Meister macht das auch für den Zweitplatzierten möglich, und so geht der frischgebackene Master nach Manchester, um die Anzahl der Betateilchen beim Zerfall von Pb-214 und Bi-214 zu zählen. Nebenher bastelt er eigene Experimente und misst zum Beispiel, wie sich ein radioaktiver Körper durch Betazerfall elektrisch auflädt. Für sein strammes Arbeitspensum steht er täglich bis zu 15 Stunden im Labor und ist „an Essen ziemlich wenig interessiert“, wie ein Biograph bemerkt: Mittags reicht ihm Obstsalat, abends Brot und Käse, und sein Frühstück ist, „was man eben in Manchester um drei Uhr morgens bekommt.“
Er beginnt auch Röntgenstrahlen und deren Beugung und Reflexion an Kristallen zu untersuchen – und beschießt schließlich alles mit Elektronen, um das entstehende Röntgenlicht zu analysieren. Diese Spektrometrie führt zur Entdeckung dessen, was wir heute als das Gesetz des Gesuchten kennen: einen Zusammenhang zwischen der Atomzahl eines Elements und dessen Emissionsspektrum im Röntgenlicht. Mit diesem Gesetz bewaffnet findet er wiederum Lücken und Fehler im damals noch recht unaufgeräumten Periodensystem.
Mit seinen Entdeckungen und seiner experimentalphysikalischen Kreativität sei der Gesuchte auf dem Weg zum Nobelpreis gewesen, vermutete einmal Isaac Asimov – hätte er sich nicht von der Armee anwerben lassen. Der junge Autor von acht wissenschaftlichen Arbeiten schlägt das Angebot aus, in der Heimat militärisch zu forschen: Er will an die Front und landet so als Signal Officer der ersten Armee auf den Dardanellen, wo er kaum zwei Monate später an einem Kopfschuss stirbt.
Andreas Loos, FU Berlin
Wer war der Pionier der Atomphysik? Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte an: Physik in unserer Zeit, Wiley-VCH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, oder per Email an: thomas@buehrke.com. Absender bitte nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 15.4.2015. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Exemplare des Buches Göttliche Geistesblitze von Eckart Roloff.