Forschungsprofessuren für Fachhochschulen
Der Wissenschaftsrat empfiehlt eine Erweiterung der Forschungsmöglichkeiten an den FH's und Neubauprogramm für Hochschulen.
Der Wissenschaftsrat empfiehlt eine Erweiterung der Forschungsmöglichkeiten an den FH's und Neubauprogramm für Hochschulen.
Der Wissenschaftsrat will mit speziellen Forschungsprofessuren die Stellung der deutschen Fachhochschulen aufwerten. Diese Professoren sollen während ihrer Forschungsarbeiten nur 9 statt 18 Semesterwochenstunden lehren, heißt es in den am Montag in Berlin vorgestellten Empfehlungen «zur Rolle der Fachhochschulen im Hochschulsystem».
Um den eingeschränkten Forschungsauftrag der Anfang der 70er Jahre gegründeten Fachhochschulen gibt es seit Jahrzehnten Statusstreit mit den Universitäten. Nach den meisten Hochschulgesetzen der Länder dürfen Fachhochschul-Professoren nur «anwendungsorientierte» Arbeiten übernehmen. Auch sind die Fachhochschulen in der Regel finanziell schlechter ausgestattet. An den 98 staatlichen Fachhochschulen studieren derzeit rund 620 000 Studenten. Das sind rund 30 Prozent aller Studenten in Deutschland. Fachhochschulen bieten inzwischen wie die Universitäten Bachelor- und Masterstudiengänge an.
Wenn die Fachhochschulen die neuen Herausforderungen bewältigen sollten, müssten sie besser ausgestattet und zeitgemäß weiterentwickelt werden, sagte der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Peter Strohschneider. Der Wissenschaftsrat ermahnte erneut die Universitäten, qualifizierten Fachhochschulabsolventen «verlässliche Perspektiven zur Aufnahme einer Promotion einzuräumen». Strohschneider: «Mit dem exklusiven Promotionsrecht der Universitäten geht eine Kooperationspflicht einher.» Der Wissenschaftsrat schlägt dazu «Kooperationsplattformen» zwischen den unterschiedlichen Hochschultypen vor. Sie könnten auch andere strittige Fragen wie die gemeinsame Nutzung von Liegenschaften klären.
Über ein eigenes Promotionsrecht der Fachhochschulen wird seit mehr als zwei Jahrzehnten gestritten. Auslöser sind Probleme der FH- Absolventen, einen Universitäts-Professor als Betreuer für ein Projekt zu finden, welches sie bereits während ihres Fachhochschulstudiums aufgebaut haben.
Empfehlung für Neubauprogramm
Der Wissenschaftsrat hat 13 Neubauten für die Forschung im Umfang von 435 Millionen Euro auf einer Dringlichkeitsliste als vorrangig eingestuft. Die Länder hatten im vergangenen Jahr insgesamt 22 Vorhaben vorgelegt. Auf Platz eins der Liste steht ein Forschungsbau an der Universität Bielefeld für «Interaktive Intelligente Systeme» (32 Millionen Euro).
„Bei diesem Programm handelt es sich um ein innovatives Förderverfahren, das besonderen Wert auf das nahtlose Zusammenspiel von Gebäude, Forschungsprogrammatik und beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern legt. Bisher sind Forschungsbauten mit einer Gesamtsumme von etwa 1,7 Milliarden Euro zur Förderung empfohlen worden.“ sagte der Vorsitzende des Wissenschaftsrates Peter Strohschneider.
Grundlage des Verfahrens ist die mit der Föderalismusreform II eingeführte Gemeinschaftsaufgabe „Forschungsbauten an Hochschulen“ nach Art. 91b Abs. 1 Satz 1 Nr.3 des Grundgesetzes. Der Wissenschaftsrat bewertet im Rahmen seiner Begutachtung die beantragten Vorhaben und nimmt eine Reihung vor.
Zur Förderung empfohlene Vorhaben:
A - U Bielefeld - Interaktive Intelligente Systeme
B - U Marburg - Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas
C - U Lübeck - Interdisziplinäres Zentrum Gehirn, Hormone und Verhalten - Center of Brain, Behavior und Metabolism (CBBM)
D - MH Hannover - Niedersächsisches Zentrum für Biomedizintechnik/Implantat-Forschung (NZ-BMT)
E - U München - Centre for Advanced Laser Applications (CALA)
F - U Karlsruhe (KIT) - Neubau "Materialwissenschaftliches Zentrum für Energiesysteme (MZE)"
G- FH Ingolstadt - Center of Automotive Research on Integrated Safety Systems and Measurement Area (CARISSMA)
H - U Hannover - Neubau eines Zentrums für Biomolekulare Wirkstoffe (BMWZ)
I - U Freiburg - Neubau "Freiburger Zentrum für interaktive Werkstoffe und bioinspirierte Technologien (FIT)"
J - U München - Forschungszentrum für Molekulare Biosysteme (BioSysM)
K - U Halle-Wittenberg - Forschungsneubau "Proteinzentrum Halle"
L - TH Aachen - Center for Next Generation Processes and Products (NGP²)
M - HS Mittweida/FH - Forschungsbau "Institut für Lasertechnik"
Über die Aufnahme in die Förderung wird die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) auf der Grundlage der Empfehlungen des Wissenschaftsrates voraussichtlich am 25. Oktober 2010 entscheiden.
DPA/AT