12.06.2017

Fullerene im Graphen-Sandwich

Rotierende Moleküle zwischen atomar dünnen Membranen.

Material­forscher um Jannik Meyer von der Fakultät für Physik der Uni­versität Wien haben eine neue Hybrid­struktur herge­stellt: Bei den Bucky­ball-Sandwiches liegt eine einzelne Lage Fulle­ren-Moleküle eingebettet zwischen zwei Graphen-Membranen. Graphen gilt als extrem vielseitiges Material und besteht aus nur einer Schicht aus Kohlen­stoffatomen. Unter dem Elektronen­mikroskop konnten die Forscher nun erstmals die Diffusion von ein­zelnen Molekülen im zwei­dimensionalen Hohlraum zwischen den Graphen-Membranen nach­weisen, sowie deren Rotation und das Ver­schmelzen von zwei oder mehreren Molekülen beobachten.

Abb.: Rotierende Moleküle: Computerdarstellung einer Fulleren-Monolage zwischen zwei Graphen-Schichten. (Bild:K. Mustonen & J. Meyer, U. Wien)

Kohlen­stoff ist eines der viel­seitigsten Elemente: Es bildet die Basis für eine riesige Menge an che­mischen Ver­bindungen, man findet es in ver­schiedenen Formen unter­schiedlicher Dimen­sionalität, und es kann Bindungen in diversen Geo­metrien eingehen. Aus diesen Gründen nehmen Kohlenstoff­materialien schon lange einen besonderen Platz in der Material­forschung ein. Während die drei­dimensionalen Strukturen aus Kohlen­stoff – Diamant und Graphit – seit der Antike bekannt sind, wurde das erste niedrig­dimensionale Allotrop, die quasi null­dimen­sionalen Fullerene, erst 1985 entdeckt. Seit 1991 sind ein­dimensionale Kohlenstoff-Nano­röhrchen ein beliebtes Forschungs­thema; seit 2004 ist die zwei­dimensionale Form, Graphen, experi­mentell rea­lisierbar. Auch verschiedene Kombina­tionen aus diesen Kohlen­stoff-Allo­tropen, wie etwa Fulleren-gefüllte Nano­röhrchen aus Kohlen­stoff und in Graphit einge­bettete Fullerene haben Wissen­schafter bereits herge­stellt und erforscht.

Die Forscher der Uni­versität Wien stellten nun ein hybrides Kohlen­stoffsystem her, bei dem eine einzelne Lage Fulle­rene zwischen zwei Graphen-Schichten einge­bettet ist. Die Unter­suchung der Struktur dieses Bucky­ball-Sandwiches mittels atomar aufge­löster Raster­elektronen­mikroskopie lieferte über­raschende Einblicke in die Dynamik der Moleküle. An den Rändern der Fulleren-Ebenen beo­bachteten die Forscher die Diffusion einzelner Fulle­rene inner­halb des Graphen-Sandwiches. Außerdem rotierten die Fullerene. Diese Rotation wird aber blockiert, wenn die Fulle­rene unter längerer Elektronen­bestrahlung zu größeren Objekten verschmelzen.

Mit dem Fulleren-Graphen-System haben die Wissen­schafter ein neues Material­system herge­stellt, das eine Lücke in den verfüg­baren Kombina­tionen von Kohlenstoff-Hybrid­strukturen füllt. Das Graphen-Sandwich stellt eine Nano-Reaktions­kammer dar, mit der molekulare Dynamik im Raster­elektronen­mikroskop durch die Graphen-Fenster hindurch beobachtet werden kann. Die Forscher erwarten, dass diese Arbeit auch viel­fältige neue Möglich­keiten zur Studie von anderen mole­kularen Systemen im zwei­dimensionalen Zwischen­raum zweier Graphen-Membranen ermöglicht.

U Wien / JOL

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