Galaxien reifen schnell
Schon im jungen Kosmos zeigen Galaxien eine ausgeprägte Rotationsstruktur.
Von den frühen Galaxien im Universum ist nur wenig bekannt. Von ihnen trennen uns nicht nur enorme Distanzen, so dass ihr Licht extrem schwach und stark rotverschoben ist. Zum Zeitpunkt, als sie ihr Licht aussandten, war das All auch von neutralem Wasserstoffgas erfüllt, das in astronomisch wichtigen Spektralbereichen Licht streut oder absorbiert. Das macht Untersuchungen schwierig: Denn erst die intensive Strahlung der jungen Galaxien mit hoher Sternentstehungsrate hat zur Reionisierung der kosmischen Materie geführt und dadurch die intergalaktische Materie in diesen Spektralbereichen transparent werden lassen.
Abb.: Hubble-Aufnahme des Nachthimmels vom Ort der beiden Galaxien mit den ALMA-
Eine für die Astronomie besonders wichtige Spektrallinie, die Lyman-
Zur Charakterisierung der Galaxien wählten die Wissenschaftler eine Spektrallinie von Kohlenstoff. Diese Linie mit einer Wellenlänge 157,74 Mikrometern stammt von einfach ionisiertem Kohlenstoff und ist ein Indikator für abkühlendes Gas. Nach Annahme der Astronomen sollte sie im frühen Universum ziemlich stark gewesen sein. Bislang war es jedoch nicht gelungen, Galaxien aus der kosmischen „Kinderstube“ mit fehlender Lyman-
Damit wollten die Forscher insbesondere die Frage beantworten, ob diese frühen Galaxien bereits eine deutlich erkennbare Rotation besitzen. Dies ist ein Indikator für die „Reife“ einer Galaxie, denn nach vielen Jahrmillionen bildet sich eine klare Rotationsstruktur heraus. Junge Galaxie, in die viel Gas einfällt oder die mit anderen Zwerggalaxien fusionieren, zeigen meist eine eher ungeordnete Struktur. Zusätzlich entstehen in jungen Galaxien mit großen, aufeinander prallenden Gasmassen auch Regionen mit hoher Sternentstehungsrate. Dies führt zu entsprechend vielen Supernovae von schnell verglühenden, massiven Sterne, die die galaktischen Gasmassen heftig durcheinander wirbeln und die Entwicklung zu einer geordneten Rotation weiter verzögern.
Die Wissenschaftler erwarteten bei den beiden nun untersuchten Galaxien deshalb eigentlich eine eher chaotische Struktur und keinen wohlgeordneten Drehsinn. Im Licht der Kohlenstoff-
Das ist noch kein zwingender Hinweis, dass die beiden nun untersuchten Galaxien bereits ebenfalls genau diese Struktur aufweisen. Die Signale sind sehr schwach und könnten zumindest teilweise auch von anderen Prozessen stammen. Eine Möglichkeit wäre die Verschmelzung von Galaxien, von denen mindestens eine die Kohlenstoff-
„Für Galaxien in der ersten Epoche der Galaxienentstehung, wie wir sie nun untersucht haben, haben wir noch nie die Geschwindigkeitsstruktur ihrer Gasmassen gesehen“, sagt Renske Smit. Anhand der gewählten Methode werden sich aber in Zukunft weitere Galaxien untersuchen lassen – und damit lässt sich auch die Frage beantworten, wie schnell Galaxien „erwachsen“ werden.
Die Einschätzung, wie entwickelt Galaxien zu diesem frühen Zeitpunkt der kosmischen Geschichte bereits waren, hängt aber nicht allein von ihrer Rotation ab, sondern auch von ihrer chemischen Zusammensetzung. Da die erste Sternengeneration allein aus Wasserstoff und Helium bestehen konnte und die schwereren chemischen Elemente erst aus der Asche dieser Sterne hervorgingen, werden kommende Messungen an so frühen Galaxien insbesondere die Häufigkeit der verschiedenen Elemente angehen. Dies dürfte vor allem mit dem Start des James-
Dirk Eidemüller
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RK