Gammastrahlen aus den Tiefen des Alls
Extragalaktischer Gamma-Hintergrund könnte zum Teil von Schockfronten um Quasare stammen.
Seit etwa vier Jahrzehnten ist der extragalaktische Gammastrahlungshintergrund bekannt. Seine Quellen geben aber noch immer Rätsel auf. So gehen Forscher zwar davon aus, dass im niederenergetischen Bereich bis hin zu etlichen Megaelektronenvolt vor allem Radiogalaxien und Galaxien mit hoher Sternentstehungsrate für den Gammastrahlungshintergrund verantwortlich sind. Bei hohen Energien – insbesondere ab einigen Gigaelektronenvolt – sind es vor allem Blazare, die solch harte Gammastrahlung erzeugen. Im mittleren Energiebereich von etwa 0,1 bis 10 Gigaelektronenvolt gibt es jedoch eine überraschende Lücke zwischen den Beobachtungsdaten und den theoretischen Modellen zu ihrer Erklärung.
Abb.: Spektralverteilung des extragalaktischen Gammastrahlung-Hintergrunds. (Bild: X. Wang & A. Loeb)
Zwischen zwanzig und vierzig Prozent des extragalaktischen Gammastrahlungshintergrunds, wie er aus Messungen verschiedener irdischer und satellitengestützter Observatorien bekannt ist, lassen sich mit diesen Quellen nicht erklären. Zwei Forscher der Harvard University haben deshalb jetzt mit Hilfe neuer Modelle dargelegt, dass die durch ausströmende Gasmassen um aktive galaktische Kerne verursachten Schockfronten für diese Strahlung verantwortlich sein könnten.
Ähnlich wie Supernova-Überreste erzeugen Quasare starke Materieflüsse, die anfangs mit etwa einem Zehntel der Lichtgeschwindigkeit nach außen strömen. Treffen diese Ausflüsse auf die interstellare Materie, bilden sich zwei Schockfronten heraus: Eine äußere, die das interstellare Medium beschleunigt, und eine innere, an der die ausströmende Materie abgebremst wird. In diesen Schockfronten wird ein kleiner Prozentsatz der enthaltenen Energie in extrem hochenergetische Protonen umgesetzt. Treffen diese Protonen ihrerseits auf andere Protonen der interstellaren Materie, entstehen unter anderem neutrale Pionen, die wiederum sehr schnell in zwei hochenergetische Gammateilchen zerstrahlen.
Diverse Effekte schwächen die extragalaktische Gammastrahlung wieder ab. Unter anderem über den Prozess der Elektron-
Unter Berücksichtigung solcher Effekte konnten die Forscher das Spektrum der extragalaktischen Gammastrahlung sehr gut modellieren. Den bislang angenommenen Einfluss von Radiogalaxien auf das Gamma-
Zwar lassen sich die Quellen dieser Strahlung nicht mit heutiger Technik auflösen. Diese Situation dürfte sich aber schon in nicht allzu ferner Zukunft ändern. Künftige Radioobservatorien dürften in der Lage sein, die Schockfronten solcher relativistischen Quasar-
Die Forscher erhoffen sich deshalb insbesondere vom Square Kilometer Array – das sich gegenwärtig noch in der Fertigstellung befindet –, dass dieses dank seiner großen Empfindlichkeit und Winkelauflösung das Studium solcher Materieausflüsse zulässt. Im Gamma-
Dirk Eidemüller
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RK