21.10.2008

Gebühren schrecken vom Studium ab

Studiengebühren schrecken deutlich mehr junge Menschen vom Studium ab als bisher angenommen.




Berlin (dpa) - Studiengebühren schrecken deutlich mehr junge Menschen vom Studium ab als bisher angenommen. Dies zeigt eine neue Untersuchung im Auftrag von Bundesbildungsministerin Annette Schavan, die bislang unter Verschluss gehalten wird. Demnach haben allein vom Abiturienten-Jahrgang 2006 bis zu 18 000 junge Menschen wegen Gebühren von bis zu 500 Euro pro Semester kein Studium aufgenommen - darunter vor allem Frauen und junge Menschen aus bildungsfernen Elternhäusern.

Die Gebührendebatte habe unter den Abiturienten zu «erheblicher Verunsicherung» beigetragen - auch in Bundesländern, die noch keine Gebühren verlangen, heißt es in der Untersuchung. Wegen der Brisanz der Studie vor dem Bildungsgipfel von Bund und Ländern wird die Abiturientenbefragung seit Wochen zurückgehalten.

Die Veröffentlichung soll erst in vier Wochen erfolgen - zusammen mit einer Befragung von Studienanfängern des Jahres 2007. Eine Ministeriums-Sprecherin sagte am Montag, «die negative Tendenz» der ersten Studie werde «aus der Gesamtschau nicht bestätigt». Die Gebühren werden vor allem von West-Bundesländern erhoben.

Die Vorsitzende des Bundestags-Bildungsausschusses, Ulla Burchardt, wie auch andere Abgeordnete forderten die sofortige Veröffentlichung der Studie. «Wir Parlamentarier sind selbst in der Lage, Daten zu interpretieren», sagte Burchardt. Das Thema gehöre auf den Bildungsgipfel der Regierungschefs von Bund und Ländern, der an diesem Mittwoch in Dresden stattfindet.

Schavan hält die Zahl der jungen Menschen, die wegen der Gebühren auf ein Studium verzichten, nicht für beträchtlich. Sie wisse, dass für 91 Prozent der jungen Menschen Gebühren bei der Studienentscheidung keine entscheidende Rolle spielten. 2006 hatten 415 000 junge Menschen die Schule mit einer Studienberechtigung verlassen. 2007 waren es 432 500.

2006 hatten Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen als erste Bundesländer Studiengebühren verlangt. Danach folgten fünf weitere unionsgeführte Länder - Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Saarland und Hessen, wo sie allerdings nach der jüngsten Landtagswahl wieder abgeschafft wurden. Die Höhe ist von Land zu Land unterschiedlich, in der Regel 500 Euro pro Semester.

Von den befragten Abiturienten des Jahrganges 2006 entschieden sich «lediglich zwei Prozent gezielt für eine Hochschule mit Studiengebühren, da sie sich davon eine bessere Ausbildung versprechen», stellt das Hochschul-Informations-System (HIS) in der Studie fest. «Der mit 54 Prozent größte Anteil der Studienberechtigten 2006 nimmt sein Studium unabhängig von Studiengebühren an der gewählten Hochschule auf, beziehungsweise setzt es fort.» In Folge der Gebühren wolle ein großer Teil schneller den Abschluss machen. Andere wollten nebenbei mehr arbeiten.

Eine Abwanderung von Studien-Interessierten von «Gebührenländern» in «Nicht-Gebührenländer» sei unter den Abiturienten 2006 «in großem Umfang nicht zu verzeichnen», heißt es weiter. Gleichwohl wollten im Vergleich zu früheren Jahren weniger Abiturienten aus dem Osten im Westen studieren, wo Gebühren verlangt werden.

Der Präsident des Deutschen Studentenwerkes (DSW), Rolf Dobischat, sagte im WDR: «Studiengebühren gehören abgeschafft.» Auch aus anderen Studien sei bekannt, dass jeder vierte Verzichtler Angst vor Gebühren und Verschuldung habe.

Die Studie stützt sich auf die regelmäßigen Abiturienten- Befragungen von HIS sowie zusätzliche Interviews bei 5240 repräsentativ ausgewählten Studienberechtigte des Jahrgangs 2006. Das Institut mit Sitz in Hannover arbeitet im Auftrag von Bund und Ländern.

Im Vergleich zu 2003 gab es im vergangenem Jahr wegen der starken Abiturienten-Jahrgänge bundesweit zwar 17 Prozent mehr junge Menschen mit Hochschulreife, gleichzeitig aber 5 Prozent weniger Anfänger an den Hochschulen. 2003 war mit 377 500 Neueinschreibungen ein Erstsemester-Rekord erzielt worden. 2007 waren es mit 358 670 Anfängern knapp 19 000 Neueinschreibungen weniger. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Studienberechtigten um mehr als 63 000 auf 432 500.



GWF

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