Gedenktafel für NS-Opfer Alfred Byk
Der Berliner Professor für Physik und physikalische Chemie Alfred Byk (1878 − 1942) gehört zu den DPG-Mitgliedern, die Opfer des Nationalsozialismus wurden.
Seit 1. Februar erinnert in Berlin eine Gedenktafel an Alfred Byk. Der erfolgreiche Wissenschaftler wurde im Juni 1942 von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet.
Die Gedenktafel zu Ehren von Alfred Byk wurde am Olivaer Platz in Berlin – gegenüber der Hausnummer 6 – eingeweiht. Anwesend waren Vertreterinnen und Vertreter der Familie Byk, des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf, des Deutschen Museums München sowie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Der Wissenschaftshistoriker Stefan Wolff vom Deutschen Museum in München, der die Aufstellung der Gedenktafel maßgeblich mitinitiiert hat, hielt einen Vortrag. Er betreut die Serie „Im Gedenken“ im Physik Journal, die an DPG-Mitglieder erinnert, die Opfer des Nationalsozialismus wurden.
Alfred Byk steht in besonderer Weise für den Beitrag jüdischer Intellektueller zum wissenschaftlichen Fortschritt in den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts. Der 1878 in Berlin geborene Byk wuchs in einer Familie auf, die zum jüdischen Wirtschafts- und Bildungsbürgertum gehörte. Sein Vater Heinrich, ein promovierter Chemiker, hatte 1873 in Berlin eine chemische Fabrik gegründet. Der Name Byk existiert auch heute noch in einer Nachfolgefirma.
Nach dem elitären Französischen Gymnasium, das einen besonders hohen Anteil jüdischer Schüler aufwies, studierte Alfred Byk in Freiburg und Berlin, wo er 1902 mit einem chemischen Thema promovierte. Über die physikalische Chemie gelangte er zur theoretischen Physik. Hier verfasste er Arbeiten über die anfangs noch unverstandenen Kräfte in den Atomen und habilitierte sich 1906 bei Max Planck. In diesem Rahmen bewegte sich fortan seine Forschung, wenn er etwa die Quantentheorie der Gase und Flüssigkeiten behandelte.
Als Nachfolger Max von Laues und Vorgänger von Lise Meitner war Byk zwischen 1909 und 1912 Assistent von Max Planck. An der Berliner Universität sowie an der Technischen Hochschule Berlin erhielt er 1921 bzw. 1922 die Ernennung zum nichtbeamteten außerordentlichen Professor. Im April 1933 wurde er zunächst beurlaubt, im September verlor er schließlich seine Lehrbefugnis.
Byk heiratete 1911 mit Hedwig Fraenkel eine promovierte Chemikerin. Die zwei Töchter des Ehepaars Byk emigrierten im November 1938 nach Australien. Einstein stellte den „daughters of my esteemed colleague“ ein Empfehlungsschreiben aus. Im Dezember 1939 wählte Hedwig Byk den Freitod. Während die übrigen Verwandten Deutschland noch rechtzeitig verlassen konnten, darunter seine als Fotografin bekannt gewordene Cousine Suse Byk, gelang dies Alfred Byk nicht mehr. Im Juni 1942 wurde er aus seiner Wohnung abgeholt und nach Sobibor deportiert und ermordet.
In Jena wird ein Hörsaal an den Physiker Rudolf Straubel erinnern, der ebenfalls zu den Leidtragenden des Nationalsozialismus gehört. Am 6. Februar wird der bisherige Hörsaal 2 im Abbeanum (Fröbelstieg 1) der Friedrich-Schiller-Universität Jena bei einem kleinen öffentlichen Festakt auf den Namen Rudolf-Straubel-Hörsaaal getauft.
Trotz seiner Erfolge an der Universität und bei den Zeisswerken musste Straubel, der 1924 Ehrenmitglied der DPG wurde, in der NS-Zeit aufgrund der jüdischen Herkunft seiner Frau nicht nur als Geschäftsführer zurücktreten, sondern verlor auch seinen Eintrag im Vorlesungsverzeichnis der Universität. Er starb 1943, seine Frau Marie beging im April 1944 Suizid, um einer Deportation und der Ermordung durch die Nationalsozialisten zu entgehen.
DPG / Alexander Pawlak
Weitere Infos
- Gedenktafel für Alfred Byk (Gedenkstätte Deutscher Widerstand)
- S. L. Wolff, Im Gedenken: Alfred Byk (1878 − 1942), Physik Journal, November 2020, S. 35 PDF
- S. L. Wolff, Die Ausgrenzung und Vertreibung von Physikern im Nationalsozialismus – welche Rolle spielte die DPG?, in: D. Hoffmann und M. Walker (Hrsg.), Physiker zwischen Autonomie und Anpassung. Wiley-VCH, Berlin 2006, S. 91-138 PDF
- Taufe für Physik-Hörsaal im Abbeanum (Universität Jena)
- Trägerinnen und Träger der DPG-Ehrenmitgliedschaft
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