03.12.2018

Generationenwechsel in Grenoble

Die European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) in Grenoble wurde vor 30 Jahren gegründet.

30 Jahre ist es her, dass elf Länder die Gründung der European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) in Grenoble beschlossen haben. Nur vier Jahre später konnte die Anlage als weltweit erste Synchrotronstrahlungsquelle der dritten Generation ihren Betrieb aufnehmen. Heute kann die ESRF auf eine wahre Erfolgsgeschichte zurückblicken: Insgesamt wurden mehr als 30.000 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht, die auf Experimenten an der ESRF basieren, und vier Nobelpreisträger, darunter Ada Yonath, haben dort grundlegende Untersuchungen gemacht. Jedes Jahr experimentieren mehr als 10.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 50 verschiedenen Ländern an der ESRF.

„Die ESRF ist ein leuchtendes Beispiel dafür, was man erreichen kann, wenn Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Kulturen zusammenkommen, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen und die Grenzen der Wissenschaft zu verschieben“, sagte ESRF-Generaldirektor Francesco Sette anlässlich der Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag. Die ESRF hat inzwischen 22 Partnerländer, darunter 13 Mitglieder und 9 assoziierte Partner. Deutschland ist nach Frankreich das Mitgliedsland mit den meisten Anteilen. Danach folgen Italien, das Vereinigte Königreich, Russland, Belgien, die Niederlande, Dänemark, Finnland, Norwegen, Schweden, Spanien und die Schweiz. Die Europäische Synchrotronstrahlungsquelle ist auf dem Gelände des Institut Laue-Langevin (ILL) angesiedelt, einem internationalen Forschungszentrum, das die stärkste Neutronenquelle der Welt betreibt. So sind auf dem Gelände in Grenoble komplementäre Materialuntersuchungen sowohl mit Neutronen als auch mit Synchrotronstrahlung möglich.

Luftbild von der Europäischen Synchrotronstrahlungsquelle ESRF (Bild: ESRF /...
Luftbild von der Europäischen Synchrotronstrahlungsquelle ESRF (Bild: ESRF / P. Jayet)

Doch die Erfolgsgeschichte ist kein Grund, sich auszuruhen: 2009 startete die erste Phase eines insgesamt 330 Millionen Euro teuren Upgrades. Die erste Phase, zu der unter anderem die Entwicklung von 19 neuen Strahlführungen und der Bau einer hochstabilen, 8000 Quadratmetergroßen Experimentierhalle gehörten, wurde 2015 abgeschlossen. Die zweite Phase umfasst die Entwicklung und den Aufbau der Extremely Brilliant Source (EBS). Das Projekt steht als sog. Landmark auf der aktuellen Roadmap des European Strategy Forum for Research Infrastructure (ESFRI) und hat demnach inzwischen einen fortgeschrittenen Umsetzungsgrad erreicht.

Am 10. Dezember, also genau 30 Jahre nach Unterzeichnung des ESRF-Übereinkommens, wird nun die Synchrotronstrahlungsquelle ihren Betrieb für einen 20-monatigen Umbau einstellen. Der bisherige Speicherring wird dabei komplett entkernt, um Platz zu schaffen für die Extremely Brilliant Source. Ab August 2020 soll sie als weltweit erste Synchrotronstrahlungsquelle der vierten Generation für ihre Nutzer zur Verfügung stehen. Kernstück der Anlage ist ein einzigartiger Speicherring, der einen Röntgenstrahl mit hundertmal höherer Brillanz und Kohärenz ermöglichen wird, zusätzlich zu neuen Röntgenstrahllinien und neuer Instrumentierung. Die neue Quelle wird zur Entwicklung der nächsten Generation von Arzneimitteln, Biomaterialien und nachhaltigen Materialien beitragen und tiefe Einblicke in die komplexen Mechanismen zur Steuerung lebender Organismen geben.

Maike Pfalz

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