Gesucht: kontinuierliche Gravitationswellen von Neutronensternen
Unabhängige Forschungsgruppe am Albert-Einstein-Institut gegründet.
Eine dauerhafte unabhängige Max-Planck-Forschungsgruppe unter der Leitung von Alessandra Papa ist am MPI für Gravitationsphysik, Albert-
Abb.: Die Arbeitsgruppe „Suchen nach kontinuierlichen Gravitationswellen“ im Sommer 2017. (Bild: A. Pal-Singh, AEI)
„Mit den ersten direkten Nachweisen der Gravitationswellen von verschmelzenden Paaren schwarzer Löcher und Neutronensternen haben wir die ersten Schritte in neues astrophysikalisches Territorium gemacht“, sagt Papa. „Aber ein großer Teil dieses neuen Kontinents ist noch nicht kartiert. Während wir wissen, dass es rund hundert Millionen einzelne Neutronensterne in unserer Galaxie gibt, haben wir bislang nur etwa dreitausend von Ihnen identifiziert. Wir wollen diese mehrheitlich unsichtbare Population durch den Nachweis ihrer kontinuierlichen Gravitationswellenabstrahlung aufspüren.“
Die Art von Gravitationswellen, die einzelne Neutronensterne ausstrahlen, unterscheidet sich stark von den bereits nachgewiesenen Signalen. Schnell rotierende Neutronensterne können deutlich schwächere, aber sehr viel länger andauernde Gravitationswellen ausstrahlen. Diese Wellen zu finden, ist sehr schwierig und durch die für die Suche verfügbare Rechenleistung begrenzt. Das liegt daran, dass viele Unbeannte in großen Bereiche gesucht werden müssen: die Himmelsposition des Sterns, seine Rotationsfrequenz und seine für die Gravitationswellenabstrahlung verantwortliche Verformung. Das freiwillige verteilte Rechenprojekt Einstein@Home trägt den Hauptteil der für die hochmodernen Suchmethoden erforderliche Rechenleistung bei.
Die internationale Gruppe von mehr als 15 Wissenschaftlern ist Teil der LIGO Scientific Collaboration und implementiert die empfindlichsten Suchen nach kontinuierlichen Gravitationswellen von schnell rotierenden Neutronensternen. „Mit dem Nachweis von kontinuierlichen Gravitationswellen werden wir diese extremen Sterne durch einen vollkommen neuen physikalischen Mechanismus beobachten“, so Papa. „Damit erhalten wir neue Informationen über ihren unbekannten inneren Aufbau, ihre Zusammensetzung und ihre Entstehungsgeschichte.“
AEI / RK