Glasübergänge von Elektronen in molekularen Metallen
Glasartige Phänomene sind universeller Natur.
Die Glasproduktion umfasst nicht nur Silikat-Gläser, sondern auch metallische Gläser und plastische Gläser aus organischen Molekülen wie Glycerol und Glukose. Gemeinsam ist diesen strukturellen Gläsern, dass sie auf atomarer oder molekularer Ebene eine ungeordnete, amorphe Struktur aufweisen. Analog dazu kennt man Spin-
Experimentell ist die Glasbildung oft schwer zugänglich, weil sich die ungeordneten Strukturen über sehr lange Zeiträume und in großen Temperaturbereichen umlagern. „Das von uns entdeckte Quantensystem erlaubt es nun, die allen Gläsern eigene langsame Dynamik und die allgemeinen Prinzipien von Flüssigkeit-
Müller und seinen Kollegen ist es gelungen, die Bewegung von Elektronen in niedrigdimensionalen organischen Metallen in einen glasartigen Zustand einzufrieren. Aufgrund der starken elektrischen Abstoßung zwischen den Elektronen geht das System bei tiefen Temperaturen von einem metallischen in einen isolierenden Zustand über. Die zuvor als Ladungsflüssigkeit über den gesamten Kristall verteilten Elektronen ordnen sich dann regelmäßig auf dem zugrunde liegenden Kristallgitter an. Die Forscher sprechen von einem Elektronen- oder Ladungskristall.
Wenn man Systeme mit einer besonderen Symmetrie der Kristallstruktur hingegen schnell abkühlt, entsteht ein Elektronenglas-Zustand, wobei die Ladungen ungeordnet auf dem Kristallgitter einfrieren. Zur Überraschung der Wissenschaftler folgen sowohl dieser Glasübergang als auch die damit konkurrierende Kristallisation der Elektronen den gleichen Gesetzen wie die konventionellen strukturellen Gläser. Das spricht für die universelle Natur glasartiger Phänomene.
Für die Erforschung von Glasübergängen bringt diese Entdeckung große experimentelle Vorteile. In strukturellen Gläsern wie Glycerol oder Glukose müsste man zum Beispiel die relevanten flüssigen und festen Volumenanteile aufwendig mittels hydrodynamischer Strömung messen, während man bei den neu entdeckten molekularen Metallen einfach den elektrischen Widerstand messen kann, eine Standardmethode der experimentellen Festkörperphysik. Zudem sind die Temperatur- und Zeitskalen in den molekularen Metallen vergleichsweise kurz und damit bequem zu messen. „Unsere Erkenntnisse eröffnen eine neue Sichtweise auf viele glasartige Phänomene: die Dynamik, Alterungsprozesse, Memory-
GUF / RK