Goodbye SOFIA
Mit einem Festakt wurde Ende November am Raumfahrtzentrum Baden-Württemberg der erfolgreiche Projektabschluss des Stratosphären-Observatoriums für Infrarot-Astronomie (SOFIA) gefeiert.
Anja Hauck
Mission accomplished – unter diesem Motto würdigten die Sprecher bei der Festveranstaltung die wissenschaftlichen und technischen Leistungen von SOFIA. Die Mission der fliegenden Sternwarte ist nach zwölf Jahren Forschung und mehr als 800 Forschungsflügen nun erfolgreich abgeschlossen. Sie bot einen einzigartigen Zugang zum fern-infraroten Spektralbereich und brachte von ihren Flügen zahlreiche neue wissenschaftliche Daten mit, zum Beispiel zur Entstehung von Sternen und Galaxien oder zur Entwicklung chemischer Elemente im Kosmos. Außerdem erforschte SOFIA, wie sich Galaxien entwickeln und wie Sterne und Planetensysteme aus interstellaren Molekül- und Staubwolken entstehen.
1996 hatten die NASA und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) vereinbart, das Stratosphären-Observatorium gemeinsam zu entwickeln und zu betreiben. Dafür wurde zunächst eine Boeing 747-SP für die wissenschaftlichen Erfordernisse umgebaut: So erhielt das Flugzeug unter anderem im hinteren Teil des Rumpfes eine große Tür, die sich auch während des Fluges in zwölf bis vierzehn Kilometern Höhe öffnen ließ, damit das dahinter stehende 2,7-Meter-Teleskop den Nachthimmel ungestört beobachten konnte. Im April 2007 begannen die ersten Testflüge und Anfang 2008 wurde das Flugzeug an seinen endgültigen Standort am NASA Armstrong Flight Research Center in Palmdale, Kalifornien, überführt.
Weitere Komponenten gingen nach und nach in Betrieb und wurden getestet. Ende 2009 flog SOFIA erstmals mit vollständig geöffneter Tür. „Damit ist gezeigt, dass das SOFIA-Flugzeug mit einer so großen Öffnung sicher fliegen kann. Nun können wir im nächsten Schritt das Teleskop in Betrieb nehmen“, freute sich damals Alfred Krabbe, Leiter des Deutschen SOFIA-Instituts der Universität Stuttgart, das auf deutscher Seite im Auftrag des DLR den wissenschaftlichen Betrieb koordiniert.
2010 folgte mit dem „first light“ der nächste Meilenstein. SOFIA nahm die Spiralgalaxie IC342 im Sternbild Giraffe sowie das Sternentstehungsgebiet im 5000 Lichtjahre entfernten „Omeganebel“ (M17) unter die Lupe. Dabei konnten die Forschenden in beiden Fällen die Strahlung des ionisierten Kohlenstoffs bei einer Frequenz von 1,9 Terahertz beobachten sowie die Emission der Rotationsübergänge des Kohlenmonoxids. Als Detektor diente das in Deutschland entwickelte Instrument GREAT, der „German Receiver for Astronomy at Terahertz Frequencies“. Das Spektrometer erfasst Frequenzen im fernen Infrarot zwischen 1,2 und 5 Terahertz. Mit GREAT gelang es auch, Heliumhydrid nachzuweisen – das erste Molekül, das im Universum vor knapp 14 Milliarden Jahren entstand. Weitere Instrumente für den nahen und fernen Infrarotbereich sowie optische Kameras ergänzten das Portfolio.
2014 stand die Fortsetzung von SOFIA auf der Kippe, da die Finanzierung seitens der NASA zeitweise unsicher war. Schließlich wurden die Mittel doch bewilligt, und nach einer Generalüberholung startete das fliegende Observatorium im Jahr darauf in den Hauptbetrieb.
Bedingt durch Mittelkürzungen kam 2022 relativ plötzlich das vorzeitige Aus, sodass SOFIA im September 2022 den letzten Forschungsflug absolvierte.
Das Flugzeug selbst befindet sich mittlerweile in einem Luftfahrt-Museum in Arizona – allerdings ohne die Teleskopoptik. Diese lässt sich im Deutschen Optischen Museum in Jena besichtigen.
Die Arbeit am wissenschaftlichen Erbe von SOFIA ist längst nicht abgeschlossen. Auch künftig sollen Forschende von den Daten profitieren, die SOFIA gesammelt hat. Dafür wird in den nächsten fünf Jahren ein Team von der Universität Stuttgart das SOFIA Data Center (SDC) aufbauen. Hier sollen die aufgezeichneten Daten nicht nur archiviert, sondern auch aufbereitet und der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft zur Verfügung gestellt werden.