09.10.2006

«Grand Canyon» auf dem Mars

NASA begeistert über Panoramabilder. «Es ist, als stehe man am Grand Canyon und habe die Gelegenheit, von verschiedenen Seiten hinunterzublicken, bevor man hinabsteigt».

«Grand Canyon» auf dem Mars: NASA begeistert über Panoramabilder

Washington (dpa) - Nach einer 21-monatigen Anreise hat der kleine Mars-Roboter «Opportunity» erste Panorama-Farbbilder von einem großen Mars-Krater zur Erde geschickt. Sie sind so spektakulär, dass die NASA hellauf begeistert ist. «Es ist, als stehe man am Grand Canyon und habe die Gelegenheit, von verschiedenen Seiten hinunterzublicken, bevor man hinabsteigt», schwärmte Forscher James Bell auf einer Pressekonferenz im Washingtoner Hauptquartier der US-Weltraumbehörde.

Und das alles ist nach seinen Worten erst der Anfang. Die NASA erwartet, dass der Roboter, der seine geschätzte Lebensdauer schon um das Zehnfache überschritten und damit auch die kühnsten Hoffnungen übertroffen hat, den Schlund weiter erkundet und damit der Wissenschaft aufregende neue Einblicke in die Abermillionen lange Geschichte des Roten Planeten beschert. Bell verglich die Aufregung und Spannung unter den Wissenschaftlern mit der Lektüre eines Krimis. «Du liest die ersten Seiten und du wirst süchtig.»

Die auf der Pressekonferenz am Freitag (Ortszeit) präsentierten Bilder wurden vom Rande des Victoria-Kraters aufgenommen, den «Opportunity» nach einer 9,6 Kilometer langen Fahrt über den Marsboden am 28. September erreichte - eine Weltreise für den Roboter, der gerade mal so groß wie ein Golfcart ist und sich seinen Weg über ein unwegsames Gelände bahnen musste. Mit einer Breite von etwa 800 und einer Tiefe von 60 Metern ist Victoria bei weitem der größte Krater, den der Roboter und sein «Zwilling», der Rover «Spirit», seit ihrer Ankunft auf dem Roten Planeten im Januar 2004 besucht haben. «Die beiden haben uns (seit Beginn ihrer Mars-Mission) etwa 160 000 Fotos geliefert», sagte Bell. «Aber was wir diese Woche erhalten haben, ist sofort in meine Top-Ten-Liste gerückt.»

Die NASA hatte sich den Victoria-Krater als Forschungsobjekt anhand von Fotos ausgesucht, den die Sonde Mars Global Surveyor zur Erde geschickt hat. Sie umkreist den Mars seit 1997. Es ist vor allem die Tiefe des Kraters, die die Wissenschaftler fasziniert. Nachdem die beiden Rover bereits in der Vergangenheit Beweise für die frühere Existenz von Wasser auf dem Mars gefunden haben, versprechen sich die Experten von der Untersuchung der Krater-Gesteinsschichten detailliertere Erkenntnisse.

Dabei geht es unter anderem um die Frage, ob es ständig Wasser auf dem Planeten gab oder nur ab und zu, und wenn Letzteres zutrifft, ob das in erkennbaren Zyklen erfolgte. «Opportunitys» Bilder zeigen den Wissenschaftlern zufolge bisher noch nie gesehene «Muster» in den Gesteinsschichten. Sie wichen deutlich voneinander ab - ein Zeichen dafür, dass die Umweltbedingungen nicht konstant waren, wie Steven Squyres von der Cornell University auf der Pressekonferenz sagte.

Um die Freude der Wissenschaftler voll zu machen, konnten der Welt am Freitag auch Aufnahmen gezeigt werden, die der Mars Reconnaissance Orbiter gemacht hat, eine Sonde, die ebenfalls den Mars umkreist und über die modernste teleskopische Kamera verfügt, die jemals zu einem Planeten geschickt wurde. Die gestochen scharfen Fotos aus einer Höhe von knapp 300 Kilometern zeigen den Krater - und «Opportunity» am Rande des Abgrunds. Die Räder des Rovers sind zu erkennen und sogar die Spuren im Sand, die «Opportunity» beim Heranrollen zurückließ.

Demnächst soll sich der Roboter auf einen in den Schlund reichenden Gesteinsvorsprung vorwagen, den die Wissenschaftler «Cap Verde» getauft haben. Danach geht es am Kraterrand entlang, um den ungefährlichsten Weg zu einer Abfahrt in die Tiefe zu finden und den sichersten Weg wieder hinauf.

«Wir wollen keine Selbstmordaktion», beschrieb es Squyres, der das Orbiter-Foto von dem Rover am Rande des Krater-Kliffs liebevoll «als eines der bewegendsten Bilder» bezeichnete, die er im Zuge der planetarischen Forschung gesehen habe. Ursprünglich hatte die NASA den Mars-Rovern nur eine Lebensdauer von je etwa drei Monaten eingeräumt. Der Freitag war für «Opportunity» Tag Nummer 960. Und es gibt immer noch keine Anzeichen dafür, dass ihm die Puste ausgeht. «Er zeigt Alterserscheinungen, aber ist in guter Form, um den Victoria-Krater zu erforschen», sagte Rover-Projektmanager John Callas. Auch «Spirit» hält sich wacker. Der «Zwilling» hält sich am Gusev-Krater auf - auf der anderen Seite des Planeten Mars.

 Von Gabriele Chwallek, dpa

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