Graphen-Flakes aus dem Ofen
Optimierte Abscheidung aus der Gasphase liefert qualitativ hochwertiges Graphen.
Graphen gilt als ideal, um beispielsweise ultraleichte Elektronik oder hochstabile mechanische Bauteile zu fertigen. Doch die hauchdünnen Kohlenstoff-
Abb.: Mit bloßem Auge erkennbar: Ein hauchdünner Graphen-
Graphen ist das dünnste und stabilste Material der Welt, ultraleicht, reißfest, elektrisch leitfähig und extrem belastbar. Seit seiner Entdeckung 2004 beflügeln die zweidimensionalen Strukturen aus Kohlenstoff-
„Derzeit mangelt es allerdings noch an den Grundlagen. Es gibt verschiedene Herstellungsverfahren, die sich für die Massenproduktion von Graphen eignen. Allerdings ist dieses Material nicht frei von Defekten. Graphen höchster kristalliner Qualität lässt sich so nicht reproduzierbar herstellen“, erklärt Sebastian Günther, Professor für Physikalische Chemie der TUM. Seinem Team ist es jetzt gelungen, das Wachstum von Graphen-
Theoretisch ist es ganz einfach, Graphen herzustellen: Benötigt wird nur ein beheizbares Glasgefäß, ein Reaktor, in den kohlenstoffhaltiges Gas, zum Beispiel Methan, geleitet wird – sowie Kupfer als Katalysator. Bei Temperaturen von etwa 1000 Grad zersetzt sich das Methan an der Kupferoberfläche in Wasserstoff und Kohlenstoff. Während der Wasserstoff die Kupferoberfläche wieder verlässt, sammeln sich die Kohlenstoffatome bei der Chemical Vapor Deposition an der Oberfläche der verwendeten Kupferfolie. Dort vernetzen sich die Atome und bilden „Graphen-
Praktisch liegt die Tücke in einer Fülle von Details. „Das größte Problem ist, dass das zweidimensionale Kristallgefüge oft nicht ganz homogen ist, weil das Wachstum an mehreren Stellen gleichzeitig beginnt“, erläutert Jürgen Kraus, der die Untersuchungen durchgeführt hat. „Auf den ersten Blick scheint sich dann auf dem Kupfer zwar ein durchgängiger Film aus Graphen zu bilden, aber die sechseckigen Waben sind nicht alle gleich orientiert und dort, wo sie aufeinanderstoßen, ist die Struktur geschwächt.“ Solche Defekte lassen sich vermeiden, wenn die Oberfläche des Kupfers frei ist von Kristallisationskeimen.
Mit seinen Experimenten konnte der Chemiker zeigen, dass sich Verunreinigungen am besten mit Hilfe von Sauerstoffgas – also durch Oxidation – beseitigen lassen. Zur Vermeidung unerwünschter Nebeneffekte muss jedoch darauf geachtet werden, dass der Kupferkatalysator nur geringsten Sauerstoffmengen ausgesetzt ist.
Im zweiten Teil seiner Arbeit hat Kraus analysiert, wie sich unterschiedliche Partialdrücke und Temperaturen auf die Graphen-
Um die Qualität der Flakes zu überprüfen, reisten die Münchner Forscher mit ihren Proben nach Italien. Am Research Centre Elettra Sincrotrone Trieste, das über einen ringförmigen Teilchenbeschleuniger verfügt, konnten sie die Graphenschichten mit einem speziellenMikroskop, das dank der energiereichen Synchrotron-
„Das Ergebnis der Machbarkeitsstudie war sehr ermutigend“, berichtet Günther. „Die Bilder haben bewiesen, dass sich durch Auswahl der Parameter bei der Chemical Vapor Deposition reproduzierbare Ergebnisse erzielen lassen.“
Der bisherige Qualitätsrekord der TUM Forscher: Ein Quadratmillimeter große Graphen-
Graphen eröffnet vor allem in der Grundlagenforschung eine Vielzahl neuer Anwendungen: So lassen sich die ultradünnen Graphenfilme beispielsweise vom Kupfer ablösen und als Abdeckfolien verwenden. Diese eignen sich, um Flüssigkeiten in einem Container einzuschließen. Da die Folien für langsame Elektronen transparent sind, können die Proben mit Elektronenspektroskopie und -mikroskopie untersucht werden, obwohl diese Techniken typischerweise im Ultrahochvakuum beziehungsweise im Hochvakuum durchgeführt werden.
Mit Hilfe der Folien wollen die Forscher künftig auch lebende Zellen, flüssigkeitsbedeckte Elektroden oder Katalysatoren unter hohem Druck mittels Photoelektronenspektroskopie untersuchen. Bei diesem Verfahren übertragen Photonen, die die Folie durchdringen können, ihre Energie auf die Elektronen in der Probe, sodass diese frei werden und durch die Folie nach außen dringen. Aus ihrer Energie lassen sich Rückschlüsse ziehen auf die chemische Zusammensetzung der Probe.
TUM / DE