Gravitationskonstante genauer denn je gemessen
Zwei unterschiedliche Experimente liefern übereinstimmende Ergebnisse.
Die Gravitationskonstante ist die am ungenauesten bekannte Fundamentalkonstante. Jetzt haben Forscher in China sie auf zwei verschiedene Arten mit Rekordgenauigkeit gemessen. Obwohl die Ergebnisse hervorragend mit dem anerkannten Standardwert übereinstimmen, bleiben Fragen offen.
Abb.: Der Versuchsaufbau zur Messung von G nach der AAF-
Mit Newtons Gravitationsgesetz ermöglicht die Gravitationskonstante G die Berechnung der Kraft, mit der sich zwei Massen in Abhängigkeit von ihrem Abstand r anziehen. Obwohl G schon seit Henry Cavendishs Pionierversuch im Jahre 1798 in über zweihundert Experimenten gemessen wurde, konnte die relative Unsicherheit, mit der G bekannt ist, bisher nur um den Faktor 500 verringert werden. Sie liegt inzwischen im Bereich von wenigen 10-5.
Diese große Unsicherheit liegt zum einen daran, dass die Gravitationskraft verglichen mit anderen Kräften extrem schwach ist. Zudem liegen die Ergebnisse der meisten Präzisionsmessungen von G weiter auseinander als man es von ihren Messunsicherheiten her erwartet. Deshalb hat der G-Standardwert CODATA-2014 eine große relative Unsicherheit von knapp 5×10-5.
Mit einem wahren Kraftakt haben Jun Luo von der Huazhong University of Science and Technology in Wuhan und seine Kollegen die Gravitationskonstante auf zwei verschiedene Weisen mit bisher unerreichter Genauigkeit gemessen. Bei den Versuchen kamen Torsionswaagen zum Einsatz, ähnlich derjenigen, die schon Cavendish benutzt hatte – jetzt allerdings in abgewandelter und perfektionierter Form.
Beim ersten Experiment, dessen Vorläufer in die 1980-er Jahre zurückreichen, war ein vergoldeter Quarzblock in einer Vakuumkammer an einer Quarzglasfaser aufgehängt, sodass er horizontale Torsionsschwingungen ausführen konnte. Zwei Stahlkugeln von jeweils 778 Gramm Masse, die sich in der Nähe des Blocks oder weiter entfernt von ihm befanden, beeinflussten durch ihre Schwerkraft die Torsionsschwingungen und somit deren zeitliche Periode.
Abb.: Ein Vergleich der beiden aktuellen Messergebnisse für G („This work“, in blau) mit früheren Resultaten und mit dem anerkannten CODATA-2014-
Um mögliche Messfehler gering zu halten, verwendeten die Forscher verschiedene Glasfasern. Zudem benutzten sie einen zweiten Versuchsaufbau in einem 150 Meter entfernten Laborraum. Die Schwingungsperiode der Pendel wurde für jede Positionierung der Stahlkugeln über drei Tage hinweg mit einer Rubidium-
Beim zweiten Experiment befanden sich das Torsionspendel und die Stahlkugeln auf elektronisch gesteuerten Drehtischen, die unabhängig voneinander um die Pendelachse rotieren konnten. Wurde der Tisch mit den Stahlkugeln langsam hin und her gedreht, so setzte deren Schwerkraft das Pendel in Rotation. Indem der Drehtisch des Pendels nachgeführt wurde, konnten die Drehbewegungen des Pendels so kompensiert werden, dass es relativ zu seiner Aufhängung in Ruhe blieb.
Da das Pendel deshalb keine Torsionsschwingungen ausführte, konnte es an einem dünnen Wolframdraht statt an einer elastischen Quarzglasfaser aufgehängt werden. Mit dieser Angular-
Die beiden neuen Werte für G stimmen mit dem CODATA-2014-Wert gut überein und liegen im Bereich von zwei Standardabweichungen dieses Wertes. Vergleicht man jedoch die beiden neuen G-Werte direkt miteinander, so weichen sie etwas voneinander ab, und zwar um fast vier (der viel kleineren neuen) Standardabweichungen. Der Unterschied zu den Resultaten früherer TOS-
Rainer Scharf
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